Montag, 10. Juli 2023

Tape gehört: Mental Phlegm / DFOB "Don't Slip on Mucus


Nett hier, aber waren Sie schon einmal in Baden-Württemberg? Da gibt es nämlich ein Ein-bis-Zwei-Mann-Band names MENTAL PHLEGM, das gerade erst vor zwei Jahren ins Leben gerufen wurde und mit dem vorliegenden Tape "Don't Slip on Mucus" bereits den dritten Release vorweisen kann. DFOB wiederum heißen die Splitkollegen, die ebenfalls zum Teil aus BaWü (beziehungsweise auch aus Oslo) stammen, aber ein paar mehr feste Mitglieder haben. Wohl an! Dann lasst uns einmal das Kassettendeck rauskramen und die Play-Taste einrasten.
Es geht hier natürlich selbstredend um Crust- und Grindcore, falls daran Zweifel
bestanden haben sollten. Auch sieht man dem Tonband direkt beim einlegen an, dass das hier eine kurze Angelegenheit wird. Laut Metal Archives beträgt die Spielzeit etwas mehr als 17 Minuten, aber das ist in den beiden genannten Genres ja auch nix ungewöhnliches. Die Seite B von
MENTAL PHLEGM ist eindeutig die metallischere Seite. Hier bekommt man ziemlich death-metal-lastigen Grindcore geboten, der sich in vier Tracks aufteilt und wahrscheinlich eher die Freunde von "Harmony Corruption" als die Genießer der "Scum" erreichen wird. Denn die bellend-tiefen Growls, die hackende Stakkato-Gitarre und die abgedreht blastende Double-Bass lassen nur in gewissen Momenten Raum für schnodrige Grindpunk-Melodien, die dafür stets on point sind und ein ordentliches Gegengewicht zum Extreme-Metal-Anteil darstellen. Kurzum, Freunde von TERRORIZER und REPULSION werden hier ihren Spaß haben. Bei ihrem vierten Titel handelt es sich übrigens um einen Bonus Track namens 'Misterious Noises from the Coffin of a Extremely Rotten Pope', der auch dezent flächiger klingt als die anderen Tracks, aber fragt mich nicht wieso. Dazu gibt es bestimmt eine sehr clevere Geschichte oder Anspielung, die ich nicht verstehe obwohl sie super auffällig ist. Wer mehr darüber weiß, schreibe es bitte in die Kommentare. Wie dem auch sei, wechseln wir zur eigentlichen A-Seite.

DFOB ist ein sehr hartes Kollektiv, dessen Ausrichtung irgendwo zwischen altem Extreme Metal und Crustcore zu verordnen ist. Es wird herumgescreamt und die übelst punkigen Tracks sind verdammt basslastig, wie man es bei Songs dieser Machart in den 80ern und frühen 90ern noch völlig normal war. Ebenfalls treu bleibt man dem Punk-Gedanken sowohl bei den Liedlängen (die sechs Tracks bringen es gerade mal auf eine Spielzeit von etwa sieben Minuten) als auch den sozialkritischen Texten. Bereits auf ihrer Bandcamp-Seite beschreibt sich der Fünfer als:
Queerallies-stenchcrustgrind AGAINST racism, sexism, LGBTQIA-phobia, ableism & misogyni
Ja gut, kann man mal machen, aber viel versteht man bei dieser Art und von extremer Darbeitung natürlich nicht. Titel wie 'Terf Supporter Butchery / Death Of A Transphobe' oder 'Fuck J.K. Rowling' scheinen aber die selbstgewählte  Prämisse der Truppe zu bestätigen. Für jemanden wie mich, der auch den "In Crust, We Trust"-Sampler im Regal stehen hat, zaubert eine solche Band natürlich ein Lächeln in die Fresse und lässt die Hoffnung aufkeimen beide Bands vielleicht doch einmal auf einem beliebigen Deathfest oder in einem autonomen Jugendzentrum erleben zu können.
Denn alles in allem ist "Don't Slip on Mucus" ein gut produziertes Gemeinschaftsprojekt, das man gut nebenbei weghören kann und das Lust auf mehr von beiden Bands macht. Sowohl DFOB als auch MENTAL PHLEGM wurden ja gerade erst in dieser Dekade gegründet und entsprechend wird man noch einiges von beiden Combos erwarten dürfen. Wer auf traditionellen Crustpunk, rasanten Deathgrind und räudigen Extreme Metal steht, kann bereits mit dieser schön aufgemachten Kassette eine Menge Spaß haben.
Seit 19.05.2023 gibt es die MC bei Modern Illusion Records.

[Adrian]





       


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