Montag, 26. Juni 2023

CD-Review: Speed Limit "Cut A Long Story Short"


Wir haben lange keinen klassischen Heavy Metal in unserer CD-Review-Rubrik gehabt, aber wenn bei mir eine österreichische Kapelle anfragt, die sich bereits 1979 gegründet hat, dann ist mein Interesse geweckt. Denn über die traditionelle Metal-Szene jenseits der Alpen bin ich ziemlich dünn informiert. Entsprechend unvoreingenommen lege ich "Cut A Long Story Short" von SPEED LIMIT in den CD-Player ein.Es handelt sich bei dieser Platte um das fünfte Studioalbum der Salzburger Kapelle, die zwischen 1994 und 2008 eine längere Pause eingelegt beziehungsweise sich laut Band-Homepage aufgelöst hatte. Davor gehörten sie aber besonders in den späten 80ern zu den relevanteren heimischen Hard'n'Heavy-Bands Österreichs und hatten schon mit ihrem 86er Debüt "Unchained" einen europaweiten Achtungserfolg. Wie gesagt: Schande über mich, dass ich SPEED LIMIT bisher nicht kannte.
Ich muss aber auch dazu sagen, dass die Bezeichnung "Heavy Metal" bekanntermaßen ein weites Spektrum abdecken kann und hier sind wir am melodisch-hardrockigen Ende des Metal-Spektrums. Diese Sparte gefällt mir zwar auch. Immerhin gehören auch NAZARETH und URIAH HEEP zu Lieblingsbands von mir, aber mein Bandwissen ist in diesem Bereich dennoch unvollständig, auch weil es immer ein schmaler Grat ist, auf dem solche Bands dabei wandeln. Schnell kann so eine Mischung ins Kitschige umkippen (vor allem wenn man eine Schippe Power Metal mischt). 'The Wind Blew In A Memory' ist ein gutes Beispiel für einen Song, bei dem ich schon beim Zuhören Diabetis bekomme. Hier verliert man sich etwas zu sehr im schnulzigen Hardrock-Sound der späten 80er und frühen 90er. Zum Glück stehen solchen Tracks auch Banger wie 'Hit The Wall' gegenüber, die sehr energetisch und treibend nach vorne gehen und auch Mitsingpotential bieten. Da es sich hierbei um den (in meinen Augen) besten Song der Platte handelt, ist es nur konsequent ihn auch mit einer einem Video zu bedenken. Im Grunde ist das aber auch schon der Rauswerfer des Albums, obwohl noch einige Songs auf der Tracklist aufgeführt sind. Denn danach kommen "nur" noch zwei Live-Tracks zu 'Sweet Morphine' und 'Retired Hero' (die jeweils als Studioaufnahmen auf dem 2017er Album "Anywhere We Dare" zu finden waren) und zwei Bonus Tracks aus dem Studio, wovon 'Head Over Heels' ursprünglich schon 1992 auf "Perfect Inspiration" zu finden war. Man kann jetzt darüber streiten ob es gleich vier Bonuslieder braucht, die die Spielzeit von knapp 43 Minuten auf über eine Stunde hieven, aber da
 alle vier Titel ein wirklich gutes Song-Writing aufweisen, kann man das ruhig so durchgehen lassen. Für mich als SPEED-LIMIT-Anfänger klingt ohnehin alles neu.

Alles in allem will ich mich deswegen auch gar nicht groß über SPEED LIMIT beschweren. "Cut A Long Story Short" ist ein mehr als brauchbares Album, das vor allem von der formidablen Gitarrenarbeit und dem äußerst kraftvollen Gesangspassagen lebt. Ich könnte mir die vier Herren sehr gut auf dem Taunus Metal Festival vorstellen, wo sie in guter Gesellschaft wären. Warum sie nicht größer sind, obwohl sie schon so lange dabei sind, kann ich mir auch nicht zu 100% erklären, aber möglicherweise kann es daran liegen, dass sie für ganzen jungen Retro-Heavy-Metaller zu melodisch sind oder das Subgenre bereits bei ihrer Rückkehr 2008 ziemlich überlaufen war. Was es auch immer ist, ich hoffe, dass die Salzburger mit dem neuen Album die verdiente Aufmerksamkeit bekommen, denn was sie machen, machen sie wirklich gut. Nicht alle Lieder zünden bei mir, was aber natürlich Geschmackssache ist. Eine Reinhörempfehlung kann dennoch bedenkenlos ausgesprochen werden.
Seit 16.06.2023 gibt es die CD bei NRT Records.

7,5 von 10 Punkten

[Adrian]
 

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