Samstag, 31. Dezember 2022

Editorial: Black Metal Highlights 2022 (von Host of Cinder)

Vor nicht allzu langer Zeit war ich jedes Jahr darauf aus, so viel wie möglich von aktuellen Veröffentlichungen mitzubekommen. Doch irgendwann war das nicht mehr möglich. Der Tsunami an Veröffentlichungen wurde so vernichtend, dass ich untergegangen bin beim Versuch, darauf zu schwimmen. Seitdem habe ich nach einer Lösung gesucht und habe auch eine gute für mich gefunden: Toplisten von Veröffentlichungen des jeweiligen Jahres. Dabei habe ich immer etwas für mich gefunden. Eigentlich wollte ich es dieses Jahr auch wieder so machen. Doch mir ist aufgefallen, dass ich 2022 viel mehr aktuelle Musik gehört habe, als gedacht. Über das Jahr habe ich viele Tipps bekommen oder Bands auf Konzerten und Festivals gesehen, die mich dann auch überzeugen konnten mir die Musik für zu Hause zuzulegen. Darum möchte ich dieses Jahr einfach mit in diesen Chor der "Besten Alben des Jahres" einstimmen und mich darauf versteifen, welche Alben ich dieses Jahr wirklich gerne und mehrfach gehört habe. Beenden wir 2022 also ganz entspannt mit meinen persönlichen: Beste Black Metal Veröffentlichungen 2022. In meiner Liste findet sich auch ein Album von Dezember 2021.

Und zwar weil jetzt auch schon wieder viele solche Toplisten bereits im November oder frühen Dezember auf die Meute loslassen. Und da ich es immer etwas unfair finde, den Dezember komplett auszulassen, mache ich das nicht so. Ich persönlich habe mir den 23.12.2022 als Grenze gesetzt. Ich weiß zwar, dass am 30.12.2022 noch ein Album erscheint, was wahrscheinlich sogar mein liebstes dieses Jahr werden wird, dennoch würde ich das hier nicht erwähnen, weil das nur wieder zu viel Diskussion und Angriffsfläche bietet und am Ende vielleicht von der Liste ablenkt. Ich habe auch keine Lust auf eine Wertlose Bewertungsskala, darum kommt diese Liste ganz ohne Punkte und Prozente aus. Ich hoffe außerdem, hier einen anderen Einblick ins Jahr 2022 geben zu können. Bei der Recherche ist mir nämlich aufgefallen, dass ich im Vergleich zu anderen "Beste Black Metal Alben des Jahres"-Listen wenig bis gar keine Überschneidungen habe. Lasst euch also gerne ein auf meine Tipps fernab von dem, was gerade sowieso von jedem angepriesen wird. 


🇫🇮 YMIR "Aeons Of Sorrow"

Die Grenzen zwischen Pagan Black Metal und traditionellem Black Metal sind für mich ganz oft nicht ersichtlich. Genauso verhält es sich auch beim zweiten Album von den Finnen YMIR. Aber wer interessiert sich für Semantik, wenn die Musik stimmt. Und bei diesem Album stimmt so ziemlich alles. Es lädt ein zu einem Spaziergang im schneebedeckten Wäldchen. Und besser kann man ein (Pagan) Black Metal Album doch gar nicht anpreisen. 


🇫🇷AULD RIDGE "Consanguineous Hymns of Faith and Famine"

Eine Mischung aus Raw und Atmospheric Black Metal schafft nicht jeder. AULD RIDGE, als absolute Nischen-Band aus England, schafft es tadellos. Dieses Album muss man sich etwas erschließen, und ist nicht für das Durchhören zwischendurch gedacht. Zurücklehnen, Augen schließen und alles auf sich wirken lassen. So holprig die Fahrt vielleicht auch zuerst wird, es lohnt sich. 


🇩🇪 STORM KVLT "Europas Weg zum Grab"

Bands kommen und Bands gehen, das ist der natürliche Prozess. Dass aber eine Band kommt, nur um dann nach dem Debüt sofort wieder zu verschwinden, das ist auch mir neu. Ist aber genau hier passiert. Dabei ist das Album so voller Potential, dass ich mir eine Fortsetzung wünschen würde. 



🇬🇧 OFERWINTRAN "It Often Befalls Those"

Roh, rauschig und irgendwie total geil, das schafft Nihitian mit seiner Solo-Band ziemlich gut. Ich war schon von seiner Demo 2018 begeistert und das sollte sich jetzt auf dem zweiten Album auch fortsetzen. Wer es dreckig und 90er Old-Schoolig möchte, ist hier bestens beraten. 



🇵🇱 IN TWILIGHT'S EMBRACE "Lifeblood"

Inzwischen hat Polen ebenso einen Stil entwickelt wie viele andere europäische Länder. Das ging auch an IN TWILIGHT'S EMBRACE nicht spurlos vorbei und so hat sich die ehemalige Metalcore Band inzwischen Black Metal verschrieben. Aufgelockert wird das aber auch immer wieder durch ihre erkennbaren Wurzeln des Metalcore. Wer eine frische Attitüde im Black Metal sucht, ohne die Wurzel allen Übels zu vermissen, ist hier genau richtig. 


🇫🇮 THE MIST FROM THE MOUNTAINS "Monumental - The Temple of Twilight"

Finnischer Black Metal im modernen Gewand ist eine Besonderheit. Genau deswegen hat mir das Album auch so gut gefallen. Es ist traditionell aber eben trotzdem, ohne klischeehaft Old-School zu sein. Für mich stimmt alles an diesem Album. Es macht nichts "Monumental" Neues (Ha!), kann aber durchaus überzeugen und steht gut für sich alleine da. 


🇪🇺 ORDER OF NOSERFAT "Vampiric Wrath Unleashed"

Dungeon Synth ist nicht neu, die Popularität des Genres allerdings schon. Ziemlich schnell haben sich Black Metal Hörer und Musiker dieser Nische zugetan gefühlt. ORDER OF NOSFERAT haben in ihrer sehr kurzen Karriere massig Sprünge nach vorne gemacht. Das vierte und aktuelle Album ist fantastisch geworden. Jeder, der Old-School Black Metal gemixt mit Atmosphäre und herrlichen Keyboard Klängen Marke PC-Lautsprecher der 90er zugetan ist, darf hier nicht dran vorbeigehen. 



🇦🇹 NAHTRUNAR "Wolfsstunde"

Atmosphäre kommt bei mir immer richtig zur Geltung, wenn sie kalt und erdrückend ist. Genau das schaffen die Österreicher hier ausgenommen gut. Wer beim Anhören dieses Albums nicht friert, macht etwas falsch. Hier empfehle ich Kopfhörer, dunkles Zimmer und geschlossene Augen, Schal und Mütze. Lasst es auf euch wirken und ihr werdet in eine wunderbar dunkle Eiswüste entführt. 


Und damit findet sich diese Liste dann auch dem Ende nahe. Ich hoffe, ich konnte euch einige Tipps an die Hand geben, die ihr noch nicht auf dem Radar hattet und nicht in jeder Liste auftreten. Mich würde es freuen, wenn ihr Black Metal weiterhin Trev bleibt und den Underground nicht aus den Augen verliert. Ich wünsche euch Lesenden ein neues Jahr, das sich musikalisch lohnt. Neue Bands, geile neue Scheiben von Alten, geile Konzerte und Festivals. Und ich persönlich wünsche mir, dass "72 Seasons" das beste Album 2023 wird. In diesem Sinne: Macht's gut, ihr Wichser. 


[Host of Cinder]




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen