Freitag, 8. Juli 2022

Reingehört: Svar "Under A Sky Full Of Thunder"

SVAR. Das ist ein polnisches Black-Metal-Projekt, das vom VOID-OF-SYMPATHY-Gitarristen Kamil Bolesta in Eigenregie vor zwei Jahren gegründet wurde. Nach der Debüt-EP "Behind The Veil" ist die neuste Scheibe "Under A Sky Full Of Thunder" (ebenfalls eine EP) der zweite Release unter dem SVAR-Banner und ist der slavischen Mythologie gewidmet. Ob die vier Songs wirklich ein würdiger Tribut an Perun sind oder mehr nach gehäckseltem Perlhuhn klingen, klären wir in der Folge.
In der Promo-Mail wird versprochen, dass diese Platte alljenen gefallen soll, die alte MGLA, DRUDKH und SARGEIST mögen. Das sind durchaus markige Worte. Immerhin schraubt man damit die Erwartungen direkt ordentlich in die Höhe. Die vier Songs, die es
insgesamt auf etwa 26 Minuten Spielzeit bringen, lassen aber schon beim ersten Durchlauf keine Zweifel daran offen, dass man versucht dieses Versprechen auch einzulösen. Stilistisch und klanglich kann man diese Vorbilder durchaus wiedererkennen. Allerdings liegt hier der kompositorische Fokus auf den Gitarrenlinien (immerhin ist dies Kamils etatmäßiges Instrument bei seiner obengenannten Hauptband). Dementsprechend tritt der Bass dezent in den Hintergrund (aber wenn man genau hinhört, kann man auch hier die hohe Musikalität des Projektleiters erkennen) und das Drumming wird (mutmaßlich) von einem Computer übernommen. Die Vocals derweil sind verhältnismäßig tiefe Shouts und könnten auch als dreckige Melodeath-Growls durchgehen (Überraschung, genau dieses Subgenre bedient der Solomusiker in seiner anderen Kapelle). Der Gesang geht handwerklich in Ordnung, versetzt aber nun wirklich keine Berge. Es bleiben ergo nur die Riffs und Soli übrig, um die Kompositionen spannend und interessant zu halten. Diese Herkulesaufgabe erledigen sie allerdings mit Bravour. Immer wieder wird man vor mehrstimmig singenden Klampfen überrascht und SVAR arrangiert die einzelnen Querverweise zu TRIBULATION, WATAIN und DISSECTION so detailverliebt, dass man bei jedem Durchlauf neue Facetten erkennen kann. Besonders der instrumentale Titeltrack am Ende der EP lebt sich in diesem Zusammenhang exzessiv aus.  

Wie bewertet man also "Under A Sky Full Of Thunder" in Gänze? Nun, ich würde SVAR als Black Metal von einem Gitarristen für Gitarristen bezeichnen. Das heisst: wer hohen technischen Anspruch und kompositorisches Feingefühl am Sechssaiter zu schätzen weiß, weil er wahlweise selbst die Metal-Axt schwingt oder ihr einfach nur komplett verfallen ist, dem wird diese EP glücklich machen. Wenn ihr euren Fokus bei dieser Art von Black Metal auf Vocals oder das Drumming legt, dann findet ihr hier zwar ein solides Fundament vor, aber nichts was eure Augenbrauen in die Höhe schießen lässt. Kurzum, wenn ihr Black Metal mit ausgezeichneter Gitarrenarbeit sucht, dann seid ihr hier genau richtig, aber erwartet ansonsten keine Überraschungen. Entsprechend geht der Vergleich mit den Bands aus dem Waschzettel irgendwo in Ordnung, aber man merkt halt einfach, dass SVAR (anders als die Referenzen) eben keine vollwertige Band ist, sondern nur aus einer Person besteht. Nichtsdestotrotz solltet ihr euch die EP auf jeden Fall anhören, wenn ihr osteuropäischen Schwarzmetall mögt.

[Adrian]

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen