"BOARHAMMER? meinten Sie Bohrhammer?", wirft es mir Google entgegen als ich nach Informationen zu der heutigen Promo suche und möchte mich direkt zu einem Baumarkt weiterleiten. Nein, es geht nicht um Werkzeug, denn hinter BOARHAMMER verbirgt sich ein Black-Metal-Duo, dass sich 2020 frisch zusammengefunden hat und mit "I: Cutting Wood for Magickal Purposes" Anfang Dezember seine erste Demo auf Magnetband veröffentlicht. Allein das MC-Format ist für mich Grund genug hier einen ausführlicheren Blick drauf zu werfen.
Im Netz findet zwar nichts zu den Jungs, aber zum Glück haben sie Infos mitgeschickt. Ein Blick in die Selbstbeschreibung der Band lässt mich aufhorchen. "Primitiver Schwarzmetall alter Schule mit düsteren Vocals, der sich thematisch mit alten Ritualen, Wald und Mythen beschäftigt" ist prinzipiell schon einmal keine schlechte Grundlage für eine unterhaltsame halbe Stunde okkulter Extreme-Metal-Action. Der Auftakt 'Riding The Hedge'
macht dann auch direkt klar, dass man nicht vorhat die in der Promo-Mail abgegebene Prämisse zu enttäuschen. Man scheppert sich simpel aber effektiv durchs Unterholz, so wie es Bands in der Übergangsphase zwischen erster und zweiter Black-Metal-Welle gerne getan haben. Dabei fällt allerdings auf, dass eher tiefe drückende Vocals als Screams die Gesangslinien bestimmen, womit man zumindest in diesem Bereich deutlich in Richtung CELTIC FROST und DARKTHRONE (Ende der 2000er) tendiert. Die Riffarbeit und das Klangbild wiederum wabern zwischen brutalen Attacken á la GOATH oder NECROS CHRISTOS beziehungsweise räudig-rockigem Proto-Black-Bands wie MASTER'S HAMMER oder BATHORY hin und her. Das macht die Songs abwechselungsreich und interessant. Denn einen so stimmungsvollen Mix aus klassischen "Geisterbahnklampfen" und rotziger BM-Attitüde (wie zum Beispiel in 'Spirits of Black Wings') habe ich lange nicht gehört. Auch was die Produktion angeht schafft man es die Stimmung des Old-School Black Metal perfekt abzubilden und fängt sogar den dezent übersteuerten und leicht leiernden Klang einer Demo-Kassette auch bei den digitalen Versionen des Liedguts authentisch ein, so dass auch jene Hörer, die dieses Werk nicht auf MC erleben dürften, ein traditionelles Hörgefühl vermittelt bekommen. Mit dem MERCYFUL-FATE-Tribut 'Black Funeral' findet man dann auch noch einen perfekten Abschluss, der dieses Werk gebührend ausklingen lässt.
Alles in allem kann ich "I: Cutting Wood for Magickal Purposes" nur jedem empfehlen, der sich bei den genannten Referenzen angesprochen gefühlt hat und sich "Old-Schpool" auf die Brust tättowiert hat. Bei aller Vergötterung für die alten Helden, kupfert BOARHAMMER aber auch niemanden wirklich ab, sondern findet seine eigene Herangehensweise und seinen eigenen Zugang zur ersten Welle. Natürlich wird gerade der schrullige Sound und das aus der Zeit gefallene Song-Writing nicht jeden Black-Metal-Fan abholen können, aber das muss es auch gar nicht. Diese Demo ist eine Liebeserklärung an alle apokalyptischen Raider und Women of Dark Desires, die gerne mit Fenriz in Haiger abhängen.
Ab 03.12.2021 gibt es die wirklich liebevoll aufgemachte MC (wovon es nur 150 Stück geben wird) und den digitalen Download für ein paar Euro auf Bandcamp.
[Adrian]
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