Dienstag, 29. Juni 2021

Reingehört: Chamber Of Bones "Warmth Of Life"

"Ja, ich weiß die Welt ist schlecht. Deutschland ist ausgeschieden, aber jetzt ist Zeit für Black Metal!", so begrüßte Zingultus von ENDSTILLE die Zuschauer auf dem With Full Force 2012 nachdem Deutschland gegen Italien bei der damaligen Europameisterschaft verloren hatte. Bleiben wir auch an diesem traurigen Tag für Fußballfans dem genannten Motto treu und lenken uns von der schmerzlichen Niederlage mit Extreme Metal ab. Passenderweise habe ich hier mit CHAMBER OF BONES und ihrer Debüt-EP "Warmth Of Life" den idealen Soundtrack für euch.

Es ist übrigens wirklich reiner Zufall, dass die vorgestellte Band aus dem Vereinigten Königreich stammt, auch deswegen weil es wieder eine von diesen Kapellen ist, die nichts über ihre Mitglieder und die genaue Herkunft verraten will. Ich kann euch nicht einmal sagen ob es Engländer, Schotten, Waliser oder Nordiren sind. Das gute an solche Bands ist allerdings auch, dass ich mir die
einleitende Rekapitulation der Band-Historie sparen kann. Außer der Bandcamp-Präsenz ihres Labels Ascetic Visions findet man nämlich wirklich nichts zu den drei Musikern. Das macht aber jedoch gar nichts, denn - auch wenn ich dafür fünf Euro ins Phrasenschwein werfen muss - stimmt hier einfach der viel beschworene Satz "Die Musik spricht für sich selbst". Ihr Death Metal ist so düster und schwer wie die Oberfläche eines schwarzen Lochs und ebenso verdichtet. Hier lagern oftmals gleich mehrere Sound-Schichten übereinander, die unter anderem aus scheppernden Drums, mahlenden Riffs, grollenden Grunts und Screams bestehen können. Was mir persönlich hier am Besten gefällt ist die Produktion. Alles klingt als habe man es im Inneren eines alten, vermoderten Ossariums aufgenommen oder im Zentrum eines zerfallenen Tempels einer untergangenen Zivilisation. Es ist dieser Sound der direkt das Kopfkino anwirft und es in diesem Fall sogar schafft sich nicht in endlosen Doom-Exzessen zu verlieren, sondern immer wieder Fahrt aufnimmt, um sich nachhaltig in den Gehörgang zu hämmern. Wer Vergleiche braucht, findet sie bei Bands wie GRAVE MIASMA oder BÖLZER, wobei ich den dreckigen und vor Leichenwasser triefenden Sound dieser Briten besonders gelungen finde. Die drei Songs der EP überraschen immer wieder mit dezenten Wendungen und subtilen Aha-Momenten, die dem Hörer niemals ins Gesicht gedrückt werden, sich aber mit jedem Hördurchgang mehr und mehr erschließen. 

Machen wir es kurz: CHAMBER OF BONES ist ein Pflichtkauf für alle Freunde des obskuren, angeschwärzten Death Metal, der sich in den letzten zehn Jahren seine eigene Schublade erschlossen hat. "Warmth Of Life" ist ein wunderbares erstes Lebenszeichen des Trios aus UK. Wenn auch das erste Full-Length-Album dieser Linie treu bleibt, dann kann sich der Rest des orthodoxen Blackened Death Metal Undergrounds warm anziehen. Bis dahin höre ich die etwas mehr als 20 Minuten Spielzeit von "Warmth Of Life" aus Dauerrotation. Das ist schon jetzt Kult, ihr Assis!
Seit 21.12.2020 gibt es das Mini-Album als Digipak und Download bei Ascetic Visions zu erwerben.


[Adrian]  

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