STILLERS TOD waren mir bisher kein Begriff, aber ihre Promotion-Arbeit ist hochprofessionell. Ich bekomme einen Waschzettel in festem Briefpapier, der doppelseitig und farbig bedruckt wurde und so formuliert ist, als würde man sich um eine Anstellung im Bayreuther Festspielhaus bewerben. Da kann ich ja gar nicht anders, als mir ihr neustes Werk "Jupiter" einmal genauer zu Gemüte zu führen.
Wer sich über den Bandnamen wundert und vielleicht denkt: "Muss das nicht Stiller Tod" heißen?" Der kann nach einer kurzen Recherche herausfinden, dass der Name auf das Buch "Stiller" von Max Frisch zurückgeht, ein Autor mit dem ich seit meiner Schulzeit nicht mehr auseinandergesetzt habe. Überhaupt erinnert mich dieses Album sehr stark an meine Zeit in der Mittel- und Oberstufe. So ist gleich der zweite Song eine Interpretation des goethischen 'Erlkönig' und auch ansonsten gibt es Anspielungen auf Mozart und Schubert. Aber beginnen wir erst einmal mit den Eckdaten. Wir haben es hier mit acht Songs zu tun, die sich auf etwa 52 Minuten Spielzeit verteilen, wovon die gesamte zweite Hälfte unter dem vierteiligen Banner 'Himmelskörpersymphonie' zusammengefasst wird. Lyrisch geht es dabei laut Beilage um das knackige Thema "wie sich kulturell bedingte Geschlechterbilder als unterbewusste Archetypen verfestigen und was das für die Überwindung von Konflikten bedeutet". Wem das zu verkopft sein sollte, kann sich
in der ersten Hälfte mit leichterer Kost wie der Freudschen Dreitetilung der Psyche auseinandersetzen. Kurzgesagt, Texte wie aus dem Leben gegriffen - aber im Ernst, im Avantgarde Black Metal wären Stereotypen wie Satan, Totenkopf und Sensenmann als Leitmotiv auch ein stückweit deplatziert. Musikalisch hat man es hier mit einem black-metallischen Fundament zu tun, auf das jede Menge klanggewaltige Stockwerke draufgesetzt wurden. Bereits im Opener 'Angstbeißer' wird man von einem opulenten (wenn auch synthetischen) Orchester begrüßt, das Querverweise zu CARACH ANGREN zulässt. Die betont tiefsinnigen deutschsprachigen Lyrics sowie die dezente Einbindung von Stakkato-Sprechgesang lassen im späteren Verlauf noch ganz andere Erinnerungen wach werden. 'Mutter Sonne' schreit nämlich förmlich danach mit "Die Liebe Gottes" verglichen zu werden. SAMSAS TRAUM und ihre "märchenhafte Black Metal Operette" scheinen einen gewissen Eindruck bei Bandchef Kargáist hinterlassen zu haben. Wenn ich genau darüber nachdenke, gibt es sogar noch mehr Parallelen - denn beide Kapellen haben die Initialen ST und haben sich nach bekannten deutschsprachigen Literaturfiguren benannt, die für den Bandnamen im Genitiv dekliniert sind. Das kann kein Zufall sein! Aber wechseln wir wieder zu den Fakten. STILLERS TOD muss ich zu Gute halten, dass sie (sofern sie wollen) auch gradlinigen Black Metal machen können (wie bei 'Metamorphosen' - dem vielleicht besten Track des Albums). Da haben sie Herrn Kaschte einiges voraus. Auch stimmlich gefällt mir das Dargebotene deutlich besser als bei dem Marburger Kollegen. Auch das kraftvolle Drumming und die herrlichen Gitarren-Soli müssen an dieser Stelle noch einmal lobend erwähnt werden.
in der ersten Hälfte mit leichterer Kost wie der Freudschen Dreitetilung der Psyche auseinandersetzen. Kurzgesagt, Texte wie aus dem Leben gegriffen - aber im Ernst, im Avantgarde Black Metal wären Stereotypen wie Satan, Totenkopf und Sensenmann als Leitmotiv auch ein stückweit deplatziert. Musikalisch hat man es hier mit einem black-metallischen Fundament zu tun, auf das jede Menge klanggewaltige Stockwerke draufgesetzt wurden. Bereits im Opener 'Angstbeißer' wird man von einem opulenten (wenn auch synthetischen) Orchester begrüßt, das Querverweise zu CARACH ANGREN zulässt. Die betont tiefsinnigen deutschsprachigen Lyrics sowie die dezente Einbindung von Stakkato-Sprechgesang lassen im späteren Verlauf noch ganz andere Erinnerungen wach werden. 'Mutter Sonne' schreit nämlich förmlich danach mit "Die Liebe Gottes" verglichen zu werden. SAMSAS TRAUM und ihre "märchenhafte Black Metal Operette" scheinen einen gewissen Eindruck bei Bandchef Kargáist hinterlassen zu haben. Wenn ich genau darüber nachdenke, gibt es sogar noch mehr Parallelen - denn beide Kapellen haben die Initialen ST und haben sich nach bekannten deutschsprachigen Literaturfiguren benannt, die für den Bandnamen im Genitiv dekliniert sind. Das kann kein Zufall sein! Aber wechseln wir wieder zu den Fakten. STILLERS TOD muss ich zu Gute halten, dass sie (sofern sie wollen) auch gradlinigen Black Metal machen können (wie bei 'Metamorphosen' - dem vielleicht besten Track des Albums). Da haben sie Herrn Kaschte einiges voraus. Auch stimmlich gefällt mir das Dargebotene deutlich besser als bei dem Marburger Kollegen. Auch das kraftvolle Drumming und die herrlichen Gitarren-Soli müssen an dieser Stelle noch einmal lobend erwähnt werden.
Insgesamt ist "Jupiter" jedoch ganz schön harte Kost. STILLERS TOD erschließen sich dem Hörer nicht auf Anhieb. Sowohl die sehr heterogenen Songs als auch die Brüche in den überwiegend sehr langen Tracks kommen immer wieder überraschend und können den Rezipienten aus dem Fluss reißen. Oftmals geht man zu ambitioniert zur Sache und überfrachtet die einzelnen Lieder mit zu viel Bombast und zusätzlichen Akzenten. ich persönlich mag symphonische, melodische Black-Metal-Songs, aber an vielen Stellen wird man im ersten Augenblick regelrecht erschlagen von ihrer geballten Massivität. Das legt sich zwar nach ein paar Durchläufen, aber ich bin mir nicht sicher, dass sich viele Hörer heutzutage noch diese Zeit nehmen werden, sich ein solches Album zu erarbeiten. Kurzum, viele gute Ansätze sind vorhanden und gerade der vierte Song ist ein echter Kracher, aber für die Hauptsache des Albums gilt: weniger wäre mehr gewesen. Wenn ihr aber FJOERGYN oder NOCTE OBDUCTA nicht abgeneigt seid, dann könnte euch auch diese Platte gefallen.
Seit 04.09.2020 gibt es die Platte bei Schattenpfade zu erwerben.
6 von 10 Punkten
[Adrian]
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