Mittwoch, 7. Oktober 2020

Reingehört: Böndbreakr "self-titled"

Ich bin ehrlich: manchmal habe ich keine Lust mich intensiv mit einem vollständigen Album zu beschäftigen und deswegen bin ich um jeden kurz(weilig)en Release dankbar, der mich erreicht. Wichtig ist aber, dass man das Gaspedal richtig durchtritt, prägnant aufs Maul haut und am besten nach 15 maximal 20 Minuten alles gesagt hat, was gesagt werden musste. Alle diese Attribute passen auf BÖNDBREAKR aus Austin in Texas. Ihre Debüt-EP erscheint in diesem Monat und soll die Truppe auch außerhalb des Lone Star States bekannt machen.

Etwas müde und schläfrig öffne ich den Promo-Link und und denke mir beim ersten Track mit seinen 54 Sekunden, dass es sich hier wahrscheinlich nur um ein entspanntes Intro handelt. Falsch gedacht! Direkt ballern mir schräge, noisige HC-Punk-Riffs um die Ohren und ich bin hellwach. Okay, das ist keine Spannung-aufbauende Einführung, das ist direkt eine Kriegserklärung. Die Gitarren wirken dezent durchgeknallt und klingen wie ein Bataillon von Stalinorgeln, das im Stakkato-
Stechschritt zusammen mit einem dumpfen Bass-Panzer und einem wummernden Schlagzeug-MG klar machen will, dass das hier kein Kindergeburtstag wird. Sänger Hurricane G. trägt seinen Namen derweil zu Recht, denn er kann ähnlich wie Tony Foresta den verrückten Wilden raushängen lassen, nur um dann immer wieder in der Manier eines Jello Biafra Worte und Silben eigenwillig lang zu ziehen. Gespiegelt wird diese vokalistische Vielfalt auch beim Song-Writing und Sound. Während 'Cop Rock' zumindest ein paar Midtempo Verschnaufpausen vorweisen kann (die man zwischen einzelnen Black'n'Crust-Ausbrüchen einkeilt), lässt 'Angry Tooth' keinen Zweifel daran, dass der Vierer auch über Verbindungen zum klassischen Hardcore verfügt. 'Shaman' im Anschluss ist dann nichts anderes eine 7-Sekunden-Überleitung zum folgenden Track 'Kill Your Gods', der ganz klar der Hit der Scheibe ist, auch weil er ein wirklich spannender Bastard aus Thrash, Hardrock und Punk geworden ist. Die Ohrwurmgefahr hier ist gewaltig. Tja, und dann kommt der Bonustrack, der einfach noch mal die gesamte EP als zusammenhängenden Track wiederholt (und so heißt die Spur dann auch: 'The Whole Fekkin Thing'). Bei einem Tape- oder Vinyl-Release macht das Sinn. Hat man wenig Material, dann packt man auf beide Seiten das gleiche drauf, bei einem Download oder einer CD ist das wiederum weniger notwendig. Ehrlicherweise muss man dann aber auch sagen, dass die Netto-Spielzeit durch diese Extrarunde auf knapp unter zehn Minuten gedrückt wird.

Bei einem Preis von $4,99 auf Bandcamp, ist das Verhältnis von Kosten- und Leistung zwar immer noch fair, aber ein bis zwei Lieder mehr hätten es auch noch sein dürfen.
BÖNDBREAKR bringen aber auch so alles mit, was ich von einer Punk-Band erwarte.  Etwas MUNICIPAL WASTE hier, etwas MADBALL da sowie ganz viel DEAD KENNEDYS - mehr brauche ich nicht zu meinem Glück. Man merkt, dass die vier Mitglieder keine Anfänger sind und schon seit vielen Jahren in der Punk-Szene von Austin aktiv sind. Knapp zehn Minuten Material lassen zwar noch nicht viele Rückschlüsse auf ein künftiges Full-Length-Album zu, aber wenn sie auch nur da weiter machen sollten, wo sie auf dieser EP aufgehört haben, dann kann das Debütalbum eigentlich nur großartig werden. Kurzum, ich kann euch nur empfehlen in diesen Dreher reinzuhören, wenn ihr harte Gitarrenmusik mit urbanem Charakter mögt! Schnell, kurz und pointiert - perfekt um morgens wach zu werden!
Ab 20.10.2020 gibt es diesen Release bei Bandcamp und allen anderen wichtigen Online Musikanbietern.

[Adrian]

 

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