Sonntag, 2. August 2020

CD-Review: Kadaverficker "Kaos Nekros Kosmos"

Jetzt ist es ja wirklich schon bald soweit! Als ich vor über einem Monat das Preview Video zu "Kaos Nekros Kosmos" gemacht habe, fühlte sich der Release des neusten Albums von KADAVERFICKER noch Lichtjahre entfernt an! Nun kommt es am nächsten Freitag tatsächlich auf den Markt und ich freue mich schon unheimlich darauf meine physische Kopie der Scheibe in den Händen halten zu dürfen. Aus diesem Anlass gebe ich nun endlich mein finales Urteil zu diesem Dreher ab.
Ich werde jetzt an dieser Stelle nicht noch einmal alles schriftlich rekapitulieren, was in dem genannten Video auf YouTube von mir gegeben habe - schaut euch den Clip einfach selbst an. Für alle, die keine Zeit oder Lust darauf haben,
hier noch einmal das wichtigste im Schnelldurchlauf. KADAVERFICKER nennen ihre selbst-kreierte Schublade "Nekrokore" und das ist kein billiges Marketing, sondern ergibt im Kontext ihrer musikalischen Entwicklung auch absolut Sinn. Denn mit einfachem Porn- und Goregrind hat das Quartett aus dem Ruhrpott nur wenig zu tun. Natürlich gibt es Songs, die absolut in diese Richtung gehen und in der Vergangenheit hat man sich auch immer wieder bei verschiedenen Elementen bedient, die dem Grind entlehnt sind. Aber eine Grindcore-Kapelle im klassischen Sinne waren sie nie, weswegen sie sich auch immer alle Türen offen gehalten haben und stets das getan haben, worauf sie gerade Lust hatten. Und bei "Kaos Nekros Kosmos" sprudelt diese Attitüde geradezu aus allen Poren. Von dreckigem Black Metal ('Warfare in Sects') über okkultem Doom ('Sadomatic Rites' - was aber nur auf der Vinyl-Version zu finden ist) über SLAYER'sken Thrash Metal ('Call Of Duty Free') bis hin zu groovendem Death Metal ('I Put A Smell You') findet man hier alles, was das extreme Metal-Herz begehrt. Es ist bereits an sich eine Leistung, diese Einflüsse irgendwie so zu ordnen, dass sie sinnvoll auf einem gemeinsamen Album erscheinen können. Glücklicherweise wird alles von dem anarcho-punkigen Charme der Dortmunder zusammengehalten - schaut euch allein die bisher aufgezählten Track-Titel und den roten Faden an, der sich  so durchs Album durchzieht: hier regiert nämlich der Wahnsinn! Außerdem verwurstet man oftmals auch mehr als ein Subgenre pro Song (was die einzelnen Einflüsse ebenfalls enger aneinander bindet) und erschafft gleichzeitig Bastarde, die man so auch noch nicht gehört hat: so klingt zum Beispiel 'Kvlt Of Yor' wie ein 90er-Jahre-Zwitter aus alten CRADLE OF FILTH und NAPALM DEATH
Insgesamt ist "Kaos Nekros Kosmos" ein umwerfendes Album geworden, das die letzten drei Jahrzehnte extremer Musik in sich vereint und jeder Scheuklappe den Stinkefinger zeigt. Das funktioniert auch deswegen so gut, weil Fronter Goreminister eine unheimliche weite Range hat, was die Vocals angeht. Growlen, Shouten, Kreischen oder auch cleaner Gesang: der Mann kann alles. Den einzigen Tadel, den ich KADAVERFICKER aus meiner Sicht entgegen werfen müsste, bezieht sich darauf, dass man das großartige 'Sadomatic Rites' gerne auch den CD-Käufern hätte gönnen dürfen, um dafür auf das AFROMAN-Cover zu verzichten, das überhaupt nicht zum Rest passen will. Auch den Pipi-Kacka-Humor hätte man stellenweise subtiler einsetzen können, als man es bei 'Only Furzen Is Real' getan hat. Für beides ziehe ich einen halben Punkt ab, womit wir immer noch mit einer verdammt hohen Wertung durchs Ziel brettern. Kurzum, holt euch das Teil einfach - hier kann man nichts falsch machen, wenn man auf harte Musik steht. "Kaos Nekros Kosmos" wird sich am Ende des Jahres sicherlich in vielen Top-Alben-Listen wiederfinden - alles andere wäre absurd.
Ab 07.08.2020 gibt es die CD-Version bei Rotten Roll Rex und das Vinyl bei Supreme Chaos Records zu erstehen.

9,5 von 10 Punkten

[Adrian]


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