Okay, ich hatte gesagt, dass es die nächsten Wochen erst einmal keinen Grind mehr bei uns geben wird, aber ich hatte bei diesem Statement nicht die neue Scheibe von DOCUMENT 6 auf dem Zettel. Bevor ihr wieder wegklickt, bitte bleibt bei mir. "Grindpa's Hobby" ist nämlich kein Porn- oder Gore-Geballer, sondern durchaus sozial-kritisch und ernsthaft.
Das heißt konkret, dass sie kurze brutale Gewaltorgien produzieren, die sich in ihren Lyrics mit Themen wie Antifaschismus ('Hass'), Tierrechten ('60 Millionen') oder Polizeigewalt ('Ungerechtigkeitsadvokat') beschäftigen - die man aber eigentlich nur versteht, wenn man nebenbei das Booklet liest, denn die Growls sind alles außer leicht verständlich. Mit dem abschließenden Instrumental zusammen bringt es die Platte übrigens auf 20 Tracks, die etwas mehr als 45 Minuten dauern. Musikalisch klingt das Ergebnis wie ein Zusammenprall von (uralten) NAPALM DEATH und den JAPANISCHEn KAMPFHÖRSPIELEn. Besonders die deutschen Song-Texte, der noisige Punk-Sound und die unheimliche Brutalität, die vor allem das Schlagzeug vorlegt, wenn es am Rande der Schallmauer blastet, lassen besonders die letztgenannten Paten aufblitzen. Wer auf extremen Metal mit Melodie-Einflüssen steht, ist hier grundlegend an der falschen Adresse. Die Nordrhein-Westfalen sind eher Rhythmus-betont und bieten Freunden von Mosh- und Circle Pits (auf der Platte gibt es auch einen gleichnamigen Titel) jede Menge Gründe sich zu bewegen. Damit erfindet man den Mühlstein zwar nicht neu, aber das trifft auf 99% aller Grind-Erzeugnisse der letzten Dekade zu. Weswegen es auch unfair wäre, diesen Umstand als Vorwurf zu formulieren. Live funktioniert dieses Album sicherlich wunderbar - auch wenn es schade ist, das man dort nicht die pointierten Samples verpassen wird, die man hier immer wieder treffend einsetzt.
Alles in allem ist "Grindpa's Hobby" ein sehr gutes Album geworden, das allen Freuden von sozialkritischen Blast-Beats eine Menge Spaß bereiten wird. DOCUMENT 6 bewahren sich damit auch im achten Jahr ihres Bestehens ihre Grundsätze und verdienen innerhalb der NRW-Death- und Grind-Szene mehr Beachtung als ihnen aktuell zu Teil wird. Der Härtegrad wird zwar nicht jedem zusagen und manchen Hörern unter Umständen als stellenweise zu monoton vorkommen, aber das liegt ja in der Natur des Genres.
Seit 30.05.2020 gibt es die CD bei Clabasster Records und Bandcamp zu ergattern.
8 von 10 Punkten
[Adrian]
Seit 30.05.2020 gibt es die CD bei Clabasster Records und Bandcamp zu ergattern.
8 von 10 Punkten
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