Donnerstag, 23. April 2020

Reingehört: Demorior "Swamp Of Fear"

Manchmal bewerfen mich Bands geradezu mit Informationen. Zehn Seiten Packungsbeilage mit eigener Biographie in Englisch, Deutsch und Klingonisch. Dazu Liner-Notes zu jedem Song und eine Auflistung aller gespielten Gigs seit dem Ende der Jungsteinzeit. Im Falle von DEMORIOR ist das anders. Hier reduziert man das Debütalbum "Swamp Of Fear" auf das was wichtig ist: die Musik. Auch bei Metal Archives findet man keine Angaben zu beteiligten Bandmitgliedern, einem genaueren Bandstandort (als Deutschland) oder dem Gründungsjahr. Lasst uns diesem ominösen Projekt gemeinsam auf den Grund gehen.
Ehrlicherweise hätte ich weitere Infos auch direkt beim Interpreten selbst anfordern 
können, aber so macht es mehr Spaß und man ist weniger voreingenommen. Fügen wir also die vorliegenden Puzzlestücke selbst zusammen. Die Ausdrucksweise auf der eigenen Facebook-Seite lässt auf ein Solo-Projekt schließen ("Follow Me on Bandcamp"), der erste Social-Media-Beitrag sowie die ersten drei (!!) EPs sind vom letzten Jahr, also gehe ich ebenfalls davon aus, dass  das Projekt nicht älter als anderthalb Jahre sein dürfte. Der Drumsound klingt auch nach einem Computerprogramm (was mal mehr und mal weniger stört - mehr in den Blast Parts und weniger in den Downtempo Passagen). Musikalisch handelt es sich um klassischen bis technischen Death Metal, der immer wieder Ausflüge in die Doom-Welt unternimmt (siehe Titeltrack). Die etwas mehr als 30 Minuten Spielzeit werden kurzweilig gefüllt und schrubben sich durch die besonders altbewährten Todesstahl-Klangmuster der 1990er Jahre. Die einzelnen Zutaten sind dabei ordentlich zubereitet worden. Die Growls sind tief und wuchtig, die Gitarren klingen wie ein angepisster Hornissenschwarm und die Rhythmen jagen prägnant durch den Gehörgang. Nachdem das meiste an Death Metal, was ich auf diesem Blog zuletzt besprochen habe, oftmals irgendwie eine Schwedennote hatte, hat man es hier ganz puristisch mit Ami-Death der Marke (frühe) CANNIBAL CORPSE und uralte SUFFOCATION zu tun. Produktionstechnisch bekommt der Hörer eine solide Leistung geboten. Man darf natürlich keine Wunder erwarten, aber für ein Solo-Projekt á la Home Recording geht das auf jeden Fall in Ordnung. 
Alles in allem ist "Swamp Of Fear" ein in sich gutes Album. Es tut nicht weh und macht alles richtig, wenn man eine klassische 90s US-Death-Metal-Scheibe sucht. Die Doom-Ansätze lockern den Mix merklich auf und die damit verbunden Clean Vocals sind ein willkommener Farbtupfer. Das sollte man auf kommenden Releases definitiv weiterverfolgen. Mit einem richtigen Drum und einer ordentlichen Produktion wäre das Teil sicherlich ein richtiger Brecher. Allerdings ist es für knapp unter fünf Euro in jedem Fall einen Probedurchgang Wert, besonders wenn man (wie ich) ein Herz für DIY-Projekte hat.
Seit 15.03.2020 kann man das Album bei Bandcamp abgreifen.

[Adrian]  

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