"Warum eigentlich nicht?", denke ich mir als ich feststelle, dass in dieser Woche vor 23 Jahren die erste Demo von EISREGEN erschienen ist. Die Band ist zwar für die puristischen Extreme-Metaller nicht mal mit Ironie zu ertragen und ist für eben jene Hörer in etwa so böse wie eine Geisterbahn auf der örtlichen Kirmes. Allerdings haben wiederum auch viele heutige Schwarzheimer in ihrer Frühphase mit dem "Tod aus Thüringen" ihre Reise in die Welt des harten Metals begonnen, weswegen ein Blick zurück vielleicht gar nicht so lächerlich zu sein scheint.
'Herzblut' ist wohl das prominenteste Lied auf diesem Tape - zumindest wenn ihr Anfang der 2000er auch Tauschbörsen genutzt habt. Denn wenn man nach Mittelalter Metal gesucht hat, kam man nach einiger Zeit fast zwangsläufig auf diesen Song. Ich habe keine Ahnung wieso das so war. Der harsche Sound, die Black-Metal-Einflüsse und der heißere Kehlgesang von Sänger M. Roth haben
nicht wirklich viel mit LETZTE INSTANZ oder SUBWAY TO SALLY zu tun, trotzdem konnte man tatsächlich über diesen Umweg auf EISREGEN stoßen. Vielleicht sind es die symphonischen bis sphärischen Anteile (besonders das einprägsame Keyboard Motiv) oder die generischen Buzzwords wie "Herz", "Blut", "Eis" und "Regen", die die unpassende Nachbarschaft rechtfertigen, aber genau wird man es nie wissen. Ebenso schwer ist es übrigens die originale Version der Demo-Songs zu finden. Das ist bei einer damaligen Auflage von 30 Stück (!) aber auch nur wenig verwunderlich. Etwas verbreiteter ist die "Das Ende des Weges"-Demo (davon gab es dann schon mehr als 300 Stück), die man zumindest (noch) bei YouTube findet und die sogar alle Tracks der ersten Demo enthält (auch wenn der Proberaum-Flair nur auf der Debüt-Demo richtig durchkommt). Dass die Thüringer bereits damals sehr eigentümlich klangen, merkt man aber so oder so. Es sind zwar noch deutlicher die Einflüsse der zweiten Black-Metal-Welle zu spüren, aber wie man gut heraushören kann experimentiert man bereits von Anfang an mit frühen gotischen Einflüssen herum und lässt die Synthetik aus dem Keyboard eine prominente Rolle einnehmen.
Textlich und song-schreiberisch ist man damals plakativ und folgt dem Motto "keep it simple". Auch wenn das alles aus heutiger Sicht irgendwie infantil wirkt, kann man diesen Frühwerken im Vergleich zu späteren Veröffentlichungen zumindest einen gewissen Charme zu gestehen und eine sympathische Kauzigkeit nicht absprechen. Auch wenn die Band heute keine Bedeutung für mich hat, haben die Frühwerke einen nostalgischen Wert, den ich nicht missen möchte.
Am 22.03.1996 erschien die erste Demo von EISREGEN als MC im Eigenvertrieb.
[Adrian]
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