Mittwoch, 17. Oktober 2018

Reingehört: Haiduk "Exomancer"

Zuletzt hatte ich mich nach einem kleinen Overkill an Solo-Projekten (mit teilweise sehr schwankender Qualität) ein wenig zurückgenommen, was neue Platten aus diesem Sektor angeht. Zu oft war am Ende die Enttäuschung groß. Für HAIDUK machen wir heute allerdings mal eine Ausnahme und werfen an seinem heutigen Erscheinungstag einen prüfenden Blick auf das frischgeborene Drittwerk "Exomancer". Wunderkind oder Totgeburt? Let's find out!

Okay, machen wir es nicht so spannend. Das Album ist auf gar keinen Fall ein Wunderkind.  Es fällt bereits nach den ersten Songs auf, dass der Drumcomputer grässlich künstlich ist und mit den Vocals in einer Art und Weise
gespart wird als würde jeder Vers extra kosten. Sofern es Lyrics gibt, verwendet man selten mehr als vier Zeilen pro Song. Achtung, der kommt flach: vielleicht sollte man sich lieber "Haiku" statt HAIDUK nennen (hö, hö). Zugegeben, die Gesangsarbeit ist auch alles andere als beeindruckend - dennoch ist sie auch nicht so schlimm, dass man sie unbedingt verstecken müsste. Die Kernkompetenz von Solomusiker Luka M. scheint jedoch das Gitarrenspiel zu sein (ich gehe einfach mal davon aus, weil das eigentlich bei jeder Ein-Mann-Metal-Band so ist oder sein sollte). Die Arbeit am Sechssaiter ist aber tatsächlich mit Abstand das Beste am Dreher. Das mahlende Riffing zwischen kalten Black-Metal-Attacken und hartem Death-Metal-Stakkato gelingt dem Calgarianer über weite Strecken sehr gut, auch wenn ein wenig mehr Abwechslungsreichtum wünschenswert gewesen wäre. Das mag jedoch auch mit der unspektakulären Produktion zusammenhängen. Home Recording ist zwar immer so eine Sache (zumindest gehe ich auch davon aus, dass dieses Album zu Hause beim Künstler aufgenommen wurde), aber es mangelt auf diesem Album gehörig an Spannung und Punch. Die meiste Zeit über plätschert der Longplayer einfach vor sich hin, was die oftmals langen instrumental Passagen auch noch stark begünstigen. 
Insgesamt bleibt mir eigentlich nur eines zu sagen, was ich auch schon anderen Solo-Künstlern empfohlen habe: Sucht euch Mitmusiker! Auf "Exomancer" findet man einige coole Riff-Ideen und technisch interessante Gitarren, aber ohne einen ordentlichen Sänger, der dem ganzen Mix Charakter verleiht, einem Drummer, der die nötige Brachialgewalt und Bissigkeit mitbringt, und einem Kollegen, der sich mit Aufnahmetechnik und Sound-Produktion auskennt, um die Kompositionen entsprechend in Szene zu setzen, wirkt das neuste Werk von HAIDUK wie eine unfertige Demo eines an sich guten Gitarristen. Wem allerdings technisch verkopfte Riffs und eine düstere Atmosphäre ausreichen, der darf sich gerne auf diesen Dreher stürzen. Kurzum, tot ist die Ausgeburt zwar (noch) nicht, aber sie müsste eigentlich noch einige Zeit in den Brustkasten, um zu reifen. 
Bei Bandcamp könnt ihr euch sowohl die digitale als auch physische Variante des Brocken für ein paar kanadische Doller abholen.

[Adrian]

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