Ein fettes Sorry gleich zu Anfang. Der zweite Teil unserer Party.San-Reihe hat nun doch recht lang hat auf sich warten lassen. Nachdem wir das thüringische Festival bereits als Vlog nachbereitet haben, sind wir etwas schreibfaul geworden. Nichtsdestotrotz wollen wir direkt in den zweiten Tag aus Schlotheim einsteigen. Wer noch einmal in Teil 1 nachlesen, was am Donnerstag los war, kann dies hier tun.
Das Grindcore Frühstück des Party.San ist Tradition - das allein rechtfertigt
dessen Existenz selbstverständlich noch nicht, sorgt allerdings dafür dass mehr als genug in wilde Wallung gekleidete Lauchschwinger sich bereits zur frühen Mittagsstunde gen Bühne schleifen, um sich den Ausgang des Vormittags mit einem Cuba Libre und den sanften Melodien von wütenden Spaßvögeln zu begießen. GUINEAPIG überraschen in dieser Hinsicht zweifach: Erstens wird jedem Besucher der seine Klobürste zuhause gelassen hat auffallen, dass die Band glücklicherweise nicht ihr gesamtes Image um solcherlei Ausschreitungen aufgebaut hat und zweitens, dass diese überraschend gute Musik machen. Zwar waren in den vergangenen Jahren immer mal wieder Ausschreitungen erschreckend talentierter Bands in diesem Slot vorzufinden, allerdings hat bisher kaum eine der kleinen Bands so überzeugt wie GUINEAPIG. Ernsthafter Grind ist nicht umsonst eine etwas in Vergessenheit geratene Disziplin, da dieser Wechsel nicht so leicht erreichbar ist wie zunächst gedacht und doch schaffen es die Italiener eine starke Mischung aus dem üblichen Geballer, Gegrunze und groovigen Riffs zum Mittagstisch zu bringen. Man mag es sich einbilden, aber es scheint als habe die letztjährige Split mit Veteranen von ROMPEPROP deutlich an Einfluss gehabt. Wie dem auch sei, eine angenehme Überraschung. Ach ja, dem kostümgefüllten Circle Pit scheint es auch zu gefallen.
Guineapig (Foto: Adrian) |
Die in letzten Jahren weiter fortschreitende Welle des dichten und ebenso
maskiertem Black Metal Europas bezieht in ihrer nächsten Instantiierung am Freitag bereits sehr früh die Bühne; viel zu früh, sagt der Kritiker, gerade im Kontext der zuvor rumpelnden Grindcore Profis von GUINEA PIG. Im Vergleich dazu erscheint THE COMMITTEE in prallem Sonnenschein, oder was dieses Festival im wilden Wettermix als solchen darstellen möchte, zunächst beinahe komisch; das Rednerpult welches dem Ministergimmick eines totalitären Staates der Band gilt, wirkt bei Lichte betrachtet, etwas sperrholzig und auch die vermummte Band im gesamten scheint sich zunächst nicht so recht wohl zu fühlen.
The Comittee (Foto: Adrian) |
[Sunny]
Benighted (Foto: Adrian) |
[Adrian]
Als nächstes dürfen dann PILLORIAN die Bühne betreten. Frontmann John Haughm dürfte eher durch AGALLOCH dem ein oder anderen ein Begriff sein, wer aber nur wegen dieser Beziehung zur
Bühne pilgert, wird leicht enttäuscht worden sein. Zu grimmig, zu harsch, zu brachial gehen PILLOARIAN zu Werke und fallen eher durch Wucht und technisches Geschick auf denn durch
Coffins (Foto: Adrian) |
[Nezyrael]
An den japanischen COFFINS scheiden sich im Anschluss die Geister. Für die einen ist es die Death-Metal-Band des Festivals (wie für unsere Zeltnachbarn), während andere sich an den ausgekotzten Grunts stoßen (das trifft zum Beispiel auf meine direkt Camp-Kollegen zu). Ich vermisse zwar auch die düsteren und massiven Growls von Ex-Fronter Ryo, der 2013 in Schlotheim noch mit dabei war, aber auch Nachfolger Jun macht seine Sache gut. Einzige Konstante im Line-Up ist ohnehin nur Klampfer Uchino, der sich bei Ansagen sehr schüchtern gibt und sich meist sehr kurz fasst. Am meisten Spaß auf der Bühne scheint allerdings Basser Masafumi zu haben, der wild abgeht und mittanzt, als würde er normalerweise die Drums bei WEEDEATER bedienen.
[Adrian]
RAM (Foto: Adrian) |
[Nezyrael]
The Black Dahlia Murder (Foto: Adrian) |
Deserted Fear (Foto: Adrian) |
Exhorder (Foto: Adrian) |
Unleashed (Foto: Adrian) |
Die Nacht hat den Himmel vollends übernommen und vor dem schwarzen
Firmament kommt die Lightshow des DYING FETUS Gig besonders gut zur Geltung. Das Trio aus Baltimore hat gute Laune und darf (wie auch beim letzten Besuch in Obermehler) das Feld für VENOM bestellen. Als Co-Headliner zieht man natürlich eine Menge Zuschauer vor die Bühne beziehungsweise darf auch bereits jene begrüßen, die einfach nur auf den Headliner warten. Im Kern bleibt aber alles wie man es kennt. Der Gesang klingt nach einem besessenem Staubsauger und die Beats ballern wie ein Flakgeschütz. 'Fixated on Devastation' und natürlich 'Kill Your Mother, Rape Your Dog' sind meine Höhepunkte im Set! Mehr gibt es nicht zu berichten.
Dying Fetus (Foto: Adrian) |
[Adrian]
Oh VENOM, was ist nur passiert. Vielleicht war es insgesamt die Aufteilung in
den allseits beliebten Chronos-Klassiker und VENOM INC. - aber das war, wie man so schön sagt, nix. Erfahrungsgemäß gibt es auf dem Party.San meist eine überraschende Enttäuschung und leider handelt es sich dieses Jahr um das Heavy Metal Urgestein, welches uns Alben wie "In League with Satan" und "Black Metal" vor all diesen Jahren bescherte. Songs aus diesen beiden Anläufen sind leider auch die einzigen relevanten für diesen Gig und genau da liegt das Problem: Wenn zwischen 'Buried Alive' und 'Countess Bathory' maximal ein Fan mal mit dem Fuß wippt, sollte man seine Setlist vielleicht re-evaluieren. Der Impuls ist natürlich verständlich: wer möchte schon 40 Jahre lang die gleichen Songs spielen. Allerdings muss der Band auch klar sein, dass Fans gerne 40 Jahre lang die gleichen Songs hören möchten und bei den maximal durchschnittlichen Kompositionen die VENOM zwischen Klassiker wie 'in League with Satan' und dem Closer 'Witching Hour' schieben, kann ihnen dies wohl kaum jemand verübeln. Mittelmäßige Midtempo Songs mit dem gleichen Gesang und ohne Energie jagen hier einander, bis die Menge nach weiteren etablierten Riffs schreit und die Band nachgibt. Ernüchternd, aber wohl kaum überraschend. Falls jemand unbedingt Songs von der "Metal Black" live erleben möchte war dies wohl eine gute Gelegenheit, aber wer ist schon so unzurechnungsfähig. Fans wird es wohl gefallen haben, Skeptiker verziehen sich schlecht gelaunt ans Zelt.
Venom (Foto: Adrian) |
[Sunny]
to be continued
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