Mittwoch, 19. September 2018

CD-Review: Steingrab "Jahre der Pest"

Bisher haben wir jeden Longplayer von STEINGRAB rezensiert und sind bisher nie enttäuscht worden. Ende des Monats erscheint mit "Jahre der Pest", das nunmehr dritte Album des Darmstädter Solo-Projekts, und ist damit das selbst-gemachte Geschenk zum zehnjährigen Band-Jubiläum.  
Insgesamt umfasst der Dreher elf Titel, die es auf eine Spielzeit von 45 Minuten bringen. Der Opener ist dabei ein schlichtes, sphärisches Intro, das man ganz einfach 'Präludium' genannt hat. Der Black-Metal-Reigen beginnt dann im Anschluss mit 'Dämon'. Düster melodisch, obskur und sehr atmosphärisch kriecht dieser Siebenminüter fast schon hypnotisch in den Gehörgang und geht fast nahtlos in den Folgetitel 'Rachewalzer' über, dessen walzende Rhythmik
nicht nur dem Liednamen alle Ehre macht, sondern auch den Weg seines Vorgängertracks durch das Ohr in das Hirn des Hörers fortsetzt, um dort eine angenehm unangenehme Stimmung zu erzeugen. 'Das trübe Glas' gewährt dann kurz einen ambienten Moment der Rast, bevor 'Fort von hier' dann wieder auf verwaschenes Riffing und nebulöse Effekte setzt, dabei aber auf Vocals gänzlich verzichtet. Die Screams und das wütende Keifen kehren allerdings für 'Falscher Frühling' zurück, um uns hier einen Schwarzmetall-Bolzen zu präsentieren, wie er seit Anfang des Jahrtausends eigentlich nicht mehr geschrieben wird. Wir erhalten dazu herrlich verschrobenen, deutschen Black Metal mit einer guten Prise Noise im Sound. Auf Spur sieben findet sich dann erneut ein ambientes Interlude, womit der Dreher ziemlich offensichtlich in drei Akte unterteilt wird. Der finale Aufzug wird dann durch das sehr minimalistische und instrumentale 'Mondfinisternis' eröffnet, das uns sich äußerst verträumt um nicht zu sagen spacig präsentiert. Danach verdunkelt man das Firmament mit dem Titeltrack vollends, der sich wie ein schwarzer Teppich über den Hörer legt. Allein die fauchende Stimme von Mahr kann Gänsehaut hervorrufen. Um so bedauerlicher ist dass 'Walzer toter Zukunft' dann wiederum sehr instrumental gehalten ist - dennoch ist auch dies ein toller Track geworden, denn gerade das Riffing ist einnehmend und wirkt geradezu erhaben. Eigentlich wäre das der perfekte Ausklang, aber nach etwa 130 Sekunden Stille kommt noch ein Hidden Track (wie nostalgisch: ich weiß gar nicht ob ich in diesem Jahrzehnt diesem Stilmittel bereits begegnet bin). 'Verlorene Engel' übernimmt dann tatsächlich die Rolle des Rauswerfers und beendet das Album wie es begonnen hat: subtil und ambient.

Alles in allem lebt das dritte Werk von STEINGRAB vor allem von seiner Dramaturgie. Es vermittelt den Anschein als wäre es der Soundtrack zu einem sehr verworrenen und abgedrehten Underground-Filmprojekt, das erst noch gedreht werden muss. Es gibt unheimlich viele atmosphärische Elemente und noch mehr Instrumentals - das reduziert natürlich etwas den Raum für klassischen Schwarzmetall. "Jahre der Pest" ist kein stumpfes Geballer und keine Dreiviertelstunde Bombenhagel - das muss dem geneigten Hörer von vornherein klar sein. Wer allerdings das ganze Spektrum dunkler und obskurer Musik ohnehin schon verinnerlicht hat, dem wird diese Platte eine Menge Freude bereiten. Persönlich hätte ich mir zwar ein bis zwei Tracks mehr im Stile von  'Falscher Frühling' gewünscht, aber ich bin auch so sehr zufrieden mit dem aktuellen Release des Südhessen. Dieses Album wird euch fordern!
Ab 24. September 2018 kann man die CD bei Soundage Productions abgreifen.

8,5 von 10 Punkten

[Adrian]

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