Der heutige Retro-Beitrag ist gleich in mehrfacher Hinsicht ein Rückblick, denn bereits als "Lost Masters Of The Universe" im Spätsommer 2004 erschien, war die Black-Metal-Complilation ein Stück Nostalgie. Die Veröffentlichung stellte eine Sammlung von alten MYSTICUM-Songs dar, die in den frühen 90ern entstanden waren und die großteils nicht mehr zu bekommen waren. Allerdings wurde auch dieser Planet-Satan-Revolution-Release danach noch zweimal neu aufgelegt. Zuletzt von Peaceville im Oktober 2013 und heute vor fast genau vor vier Jahren, habe ich dazu ein Powermetal.de-Review geschrieben, das ich euch an dieser Stelle präsentieren will, sofern ihr bei den ganzen Zeitebenen noch durchblickt.
Die frühen Neunziger in Norwegen gehören zu den spannendsten Perioden des extremen Metals. Abseits von Gewalt und Verbrechen, gab es musikalisch einiges zu entdecken. Der Black Metal emanzipierte sich vom Death Metal und viele junge Bands gingen neue Wege. Eine dieser Truppen hört auf den Namen MYSTICUM und gilt als Begründer des Industrial Black Metal. Allerdings darf man hier das Präfix "Industrial" nicht mit dem Sound von KMFDM und Co verwechseln. Es geht hierbei vielmehr um einen sehr schroffen Sound und einen mechanischen Beat, der an eine klassische Fabrik erinnert.
Mit "Lost Masters Of The Universe" kommen nun die Demos aus den frühen Tagen heraus, die ansonsten nicht leicht zu haben sind. Der Titel, der an den Namen der He-Man-Serie erinnert, spielt darauf an, dass von den ursprünglichen Master-Tapes der Aufnahme-Sessions nicht eines mehr auffindbar ist und man die Songs anders rekonstruieren musste. Gestört fühlt man sich aber davon nicht. Der Klang ist rau, räudig und genau so, wie man ihn von einer Svartmetal-Kapelle der frühen 90er erwarten würde. Wie in einer Achterbahn bewegen sich die Riffs lebhaft hin und her. Ähnlich wie bei den alten BEHEMOTH Demos scheint die Melodie zu eiern und sich im Rausch des Wahnsinns zu verlieren. Ob das nun gewollt, oder dem Fehlen der Master-Tapes geschuldet ist, kann ich nicht beurteilen. Dennoch macht dieser Umstand die Klangwelten der Skandinavier erst so richtig interessant. 'Mourning' klingt wie ein verstörender Fiebertraum und die rotzigen Vocals lassen richtig Proberaum-Feeling aufkommen. Als wäre das aber noch nicht genug, mischt sich immer mal wieder ein dezentes Keyboard ein und versorgt die Songs mit einer weiteren Prise dunkler Atmosphäre, was zum Beispiel bei 'My Crypt Of Fear' furios gut funktioniert.
Das Besondere an der Band ist aber vor allem ihre Eigenständigkeit. Mir fällt keine Band ein, die einen Song wie 'The Groove Of The Petrified Souls' hätte schreiben können. Damit MYSTICUM halbwegs wie handelsübliches Schwarzmetall klingen, müsste man schon ganz schön an ihnen herumpolieren und ihre Geschwindigkeit weitestgehend drosseln.
Schön, dass darauf verzichtet wurde und uns stattdessen die Werke der ersten drei Demos und der Splitbeitrag vom Gemeinschaftswerk mit ULVER so unverfälscht wie möglich vorliegen. Wer bis dato noch keinen Kontakt mit MYSTICUM hatte, sollte das schleunigst ändern und sich mit "Lost Masters Of The Universe" selbst ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk gönnen.
Ursprünglich erschien der Dreher am 11.09.2004 und wurde von Peaceville am 25.10.2013 neu aufgelegt.
[Adrian]
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