Montag, 18. Dezember 2017

CD-Review: Bergrizen "Der Unsterbliche Geist"

Wieso in aller Welt nutzt ein Ukrainer deutsche Worte für seine Song-Titel? Die Antwort ist: Wieso nicht? BERGRIZEN ist das Solo-Projekt vom Kiewer Myrd'raal und "Der Unsterbliche Geist" ist bereits der fünfte Full-Length-Release des Einzelkämpfers, der seit knapp zehn Jahren umtriebig Alben veröffentlicht. 
Musikalisch kann man erst einmal nichts gegen den Osteuropäer sagen. Wenn er
auf den Putz haut, dann richtig. Er jault sich die Stimmbänder wund und lässt seine Session- und Gast-Musiker ordentlich an ihren Instrumenten schwitzen. Eine besondere Liebe scheint er dabei für Keyboards zu haben, die zwar nicht permanent auftreten, aber dafür gleich das erste sind, was man auf dieser Scheibe hört. Mir wäre es persönlich etwas zu viel des Guten mit einem fast 200 sekündigem Instrumental einzusteigen, das gänzlich aus gotisch-romantischer Synthie-Kunst besteht und zusätzlich (für deutsche Ohren) mit seinem Titel 'Das alte Herzeleid' etwas schwülstig klingt. Ähnliches gilt für das 'Lied der Rache', das zwar nur zu Anfang Synthies einbindet, aber durch seine Kombination aus Titel und Keyboard-Einstieg unfreiwillig an SAMSAS TRAUM erinnert. Ebenfalls Geschmackssache sind die Vocals, die gerne Mal übertrieben theatralisch wirken - AASKEREIA lassen (fast schon) grüßen. Aber abseits von diesen kleinen Schönheitsfehlern, macht der Dreher auch vieles richtig. Die Atmosphäre stimmt, das Song Writing wird meist ordentlich auf den Punkt gebracht und Riffs wie bei 'Entsagen' laden zum Mitnicken ein. 
Kann man BERGRIZEN also uneingeschränkt empfehlen? Nicht ganz. "Der Unsterbliche Geist" macht einen imposanten ersten Eindruck und wirkt auch von Artwork und Präsentation her sehr ansprechend, aber offenbart im Verlauf auch einige Schwächen wie einige ausgelutschte  Riff-Versatzstücke aus dem Black-Metal-Baukasten und ein bisweilen über-ambitionierter Gesang, der manchmal zu viel erzwingen will - das mit dem Tom-Warrior-Ugh sollte man übrigens auch noch einmal üben. Auf der Habenseite wiederum finden sich durchweg starke Rhythmen und Melodien, die trotz aller Kritik hängen bleiben. Leute, die also keine völlige Neuerfindung des Rades erwarten und auch mit ausgefallenem Gesang klar kommen, können sich die aktuelle Scheibe von BERGRIZEN seit 31.10.2017 in verschiedenen Formen in die heimischen vier Wände holen.

7 von 10 Punkten

[Adrian]

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