Warlust (Foto: Adrian) |
Venenum (Foto: Adrian) |
Nocturnal (Foto: Adrian) |
Als Nächstes erwartet die Besucher der wohl ausgefallenste Auftritt des Tages. ROOT existiert seit 30 Jahren und ähnlich wie bei der Kapelle zuvor, ist auch hier
nur noch ein Mitglied der Urbesetzung übrig und heißt passenderweise Big Boss - der bürgerlich eigentlich Jiří Valter heißt. Die Tschechen gelten für viele Unterstützer als Paten des Black Metal und ihr älteres Material lässt auch keinen Zweifel daran. Lediglich mit den neueren Songs fällt man aus dem Rahmen. Die Saitenhexer sehen dazu noch aus als hätten sie ihre Bühnen-Garderobe bei XtraX bestellt und der 65-Jährige Valter erscheint mit seinem langen grauen Bart, seinem Gehstock und seiner Robe wie ein Druide aus heidnischen Zeiten (tatsächlich ist er aber der Gründer der tschechischen Abteilung der Church Of Satan). Die aktuelleren Stücke wirken außerdem nicht sehr extrem-metallisch und gehen als reinrassige Industrial-Rocker durch. Das ist aber gar nicht so schlimm. Einerseits haben diese Titel einen guten Rhythmus und zum anderen sind sie eine willkommene Abwechselung zum Black'n'Thrash der anderen Bands. Etwas irritiert bin ich dann aber doch von dem Notenständer, den Valter die meiste Zeit über neben sich stehen hat. Scheinbar ist er bei den neueren Songs noch nicht ganz textsicher oder hat ältere Lyrics einfach vergessen? Man weiß es nicht genau. Sicher ist aber, dass der kahle Frontmann anfangs nicht mit dem Sound des Monitors einverstanden ist und sogar ein Lied unterbricht, weil ihn das Delay stört. Das Problem ist aber schnell zu beheben und bis zum Ende geht es ohne größere Unterbrechungen weiter. Das Fazit ist so auch schnell gezogen:
stellenweise ein skuriller Anblick, aber insgesamt ganz großes Kino.
Root (Foto: Adrian) |
Urn (Foto: Adrian) |
Nachdem es zuvor etwas übersichtlicher vor Bühne geworden war, hat der Großteil der Besucher pünktlich für URN den Weg zurück in den Konzertsaal gefunden. Die Finnen um Bandgründer Sulphur haben ihr Line-Up 2016 runderneuert und treten ziemlich knackig in Mannheim auf. Ihr Sound ist ein Hybrid aus Old-School Black Metal und MOTÖRHEAD. Auf diesen Act können sich sowohl Schwarzheimer als auch Thrasher einigen und stehen so in selten beobachteter Eintracht vor der Bühne. Lieder wie 'Blood Of The Desecrators' oder 'Back From The Dead' sorgen bei beiden Lagern für ähnlich viel Begeisterung. Die lässige Performance der Nordmänner wirkt stellenweise unterkühlt, aber passt gleichzeitig perfekt zur Attitüde, die ihre Musik ausdrückt. Diese Herren werde ich mir definitiv häufiger geben!
Nach einer längeren Umbaupause geht es dann weiter mit den Franzosen von
ARKHON INFAUSTUS, die erst seit letztem Jahr wieder gemeinsam Musik machen, denn zwischen 2009 und 2016 galt die Truppe offiziell als aufgelöst. Im Grunde ist mit Sänger DK Deviant aber ohnehin nur noch ein Originalmitglied am Start. Auch hier haben wir es also mit einem general-überholten Ensemble zu tun, das allerdings wirkt als würde es bereits seit Jahren zusammen auftreten. Abseits von ein paar kleineren Pausen, die technischen Problemen geschuldet sind, wird dieser Gig vom Fünfer unheimlich tight runtergezockt. Abseits von einem leicht getriggerten Drum-Sound kann man allerdings nichts negatives über den Auftritt sagen, der wie Lawine über die eigene Wahrnehmung hinwegrollt. Die starken Hell-Dunkel-Kontraste mit denen die Lightshow arbeitet verstärken noch einmal das überwältigende Gefühl, das dieser Auftritt ausstrahlt. Wer eine technisch gut gespielte Katharsis haben möchte, ist hier genau richtig.
Arkhon Infaustus (Foto: Adrian) |
Desaster (Foto: Adrian) |
Insgesamt war der Abend in Mannheim ein großer Erfolg und hat ein deutlich
bunteres Publikum zusammengebracht als die Konzerte in Speyer zuvor. Auch wenn die Sanitäranlagen im Connexion etwas rustikal sind und man den Geruch teilweise bis vor die Bühne riechen konnte, war der Rahmen gut gewählt. In der kleineren sowie niedrigeren Halle ist die Akustik besser als in größeren Venues und auch die Zuschauer stehen enger beieinander, was der Atmosphäre sehr zuträglich ist. Etwas negativ aufgefallen sind eigentlich nur die vermehrten technischen Unterbrechungen, die es fast bei jeder Band gab. Aber welches Konzertdebüt in einer neuen Location kommt schon ohne Kinderkrankheiten aus? Denn bei den wichtigen Dingen punktet das Threatening Shadows. Das Line-Up ist abwechslungsreich gewesen und die Stimmung angenehm entspannt. Wer nach einem lockeren und gleichzeitig denkwürdigen Konzertabend sucht, sollte sich diese Veranstaltungsreihe auf die Merkliste schreiben.
(Auch) Desaster (Foto: Adrian) |
[Adrian]
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