Es gibt schon lustige Zufälle, aber die Tatsache, dass eine amerikanische Death-Metal-Kapelle, die klingt als sei sie in Schweden aufgezogen worden, auch noch (zumindest nach eigenen Angaben) aus dem real-existierenden Örtchen Stockholm in New Jersey kommen soll, ist kaum zu glauben - wird in diesen post-faktischen Zeiten aber gerne von uns kolportiert. Herkunft hin oder her: SENTIENT HORROR und ihr aktuelles Album "Ungodly Forms" verdienen es in jedem Fall, dass man sie sich genauer zu Gemüte führt.
"Eines der besten Schweden-Death-Projekte, das mir in den letzten 20 Jahren
untergekommen ist. Die perfekte Mischung aus den Highlights der schwedischen Szene zwischen 1989 und 1991. Einfach Großartig!", mit dieser Lobeshymne bedenkt Dan Swanö die Amerikaner und hat sich konsequenterweise bei ihrem ersten Dreher direkt um das Mastering gekümmert. Das schürt hohe Erwartungen, die es zu erfüllen gilt und die von den Ostenküstenbewohnern sehr souverän bestätigt werden. 45 Minuten lang erklingt hier ein Tribut an die Frühwerke von DISMEMBER, ENTOMBED und EDGE OF SANITY aus den Boxen und auch wenn dieses Rezept inzwischen abgedroschen klingt, bringen die Amis doch das gewisse etwas mit sich, das sie von den billigen Copy-Cats des Genres abhebt. Sie gehören zu der Sorte von Newcomern, denen man es abnimmt, dass sie auch in den frühen Neunzigern zu den führenden Extreme-Metal-Acts gehört hätten. Außerdem ist ihr spielerisches Vermögen unumstritten - das drückt sich in der astreinen Rhythmusarbeit, den starken Soli und den verrotteten Growls aus. Hauptkaufsargument ist für mich jedoch die unbeschwerte Einfachheit mit der man hier ans Song-Writing herangetreten ist - hier ist keine Note zu viel und jeder Anschlag genau überlegt. Es gibt kein pseudo-okkultes Füllmaterial und auch keine vertrackten Riffschlachten.
2016 kam viel Todesblei auf den Markt, aber wirklich essentiell waren davon nur wenig, "Ungodly Forms" gehört allerdings zu den Gewinnern des Jahres. SENTIENT HORROR sind der lebende Beweis, dass auch jenseits des Atlantiks starker Death Metal schwedischer Prägung entstehen kann.
Seit 9. Dezember kann man sich diesen Dreher via Testimony Records ins Eigenheim holen.
8,5 von 10 Punkten
[Adrian]
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