Es ist lange her, dass wir uns aus unserer metallischen Komfortzone bewegt haben. Diesen Dezember jedoch kam endlich mal wieder ein Film ins Kino, über den es sich lohnt ein paar Zeilen zu schreiben. Es handelt sich dabei natürlich um "Rogue One", den aktuellen Spin-Off der Star-Wars-Saga. Da der Film erst wenige Tage im Kino ist, werden wir versuchen weitestgehend ohne Spoiler aus zu kommen, wer aber natürlich völlig unbedarft ins Lichtspielhaus gehen will, sollte hier erst nach Begutachtung des Streifens weiterlesen.
Für alle die nicht wissen, worum es bei dem Film geht, hier eine kurze Inhaltsangabe: "Rogue One" spielt zwischen Episode III und IV, füllt also die Lücke zwischen der ursprünglichen und der Prequel-Trilogie. Die Handlung zeichnet nach, wie die Rebellentruppen die Pläne des Todessterns klauen, mit denen im ersten "Krieg der Sterne"-Film der erste Planetenzerstörer des Imperiums gesprengt wird. Da an dieser Mission die klassischen Hauptcharaktere nicht beteiligt waren, lernen wir hier ein neues Cast kennen. Es gibt zwar keine Jedi und auch keine Skywalkers - nichtsdestotrotz stimmt die Chemie zwischen den einzelnen Haupt- und Nebencharakteren. Besonders der umprogrammierte imperiale Android K-2SO ist ein überraschend unterhaltsamer Zeitgenosse, der durch seinen trocknen Humor einen sehr angenehmen subtilen Comical Relief darstellt. Auch der blinde Mönch Chirrut Îmwe und sein Söldner-Kumpel Baze Malbus bereichern den Film durch einige witzige Momente sowie spektakuläre Kämpfe, aber auch viele dramatische Szenen. Die Hauptdarstellerin Felicity Jones füllt ebenfalls die Rolle der Jyn Erso, einer Heldin wider Willen, perfekt aus und verleiht der Rolle viel Tiefe und Mehrdimensionalität. Cassian Andor, gespielt von Diego Luna, wiederum ist ein eher schwacher Charakter. Er repräsentiert zwar die Grauzone, in der sich die ansonsten immer als durchweg positive dargestellte Rebellenarmee bewegt. Dennoch wirkt seine Motivation wenig nachvollziehbar (Universalbegründung: "Schwere Kindheit") und er selbst handelt bis in den dritten Akt hinein schlichtweg wie ein unsympathisches Arschloch.
Apropos die drei Akte des Films. Der erste Akt umfasst viele Szenenwechsel, schmeißt uns von einem Planeten zum anderen und führt uns ohne viel Zeit zu verlieren in die verschiedenen Charaktere ein. Akt zwei nimmt sich etwas mehr Zeit für die Handlung, auch wenn es hier etwas zu viele Verwicklungen gibt. Der wahre Höhepunkt ist allerdings der dritte Akt, in dem man tatsächlich das Gefühl bekommt sich in einem Krieg der Sterne zu befinden. Die Größe des Kampfgeschehens, der Horror der Schlacht und wie nahe Verzweifelung und Hoffnung beieinander liegen - all das wird hier perfekt zusammen gebracht.
Das Imperium tritt passend dazu in all seiner Bedrohlichkeit und Willkür auf und ist die meiste Zeit von einer Aura eines Goliath umgeben. Vor allem, dann wenn Darth Vader auftaucht - auch wenn er dies viel zu selten tut. Der eigentliche Antagonist des Films wirkt dagegen eher armselig und besonders die Storm Trooper dienen mehr denn je als billiges Kanonenfutter, das wieder mal gefühlt keinen einzigen Treffer landet.
Das Ende wird natürlich nicht verraten - aber es ist sehr gelungen und leitet sehr stimmig über zur Nahtstelle der Originaltrilogie.
Was bleibt insgesamt also von "Rogue One" hängen? Zum einen, dass Krieg immer gleich ist und jeder Triumph auf Opfern beruht. Zum anderen, dass auch Helden aus der zweiten Reihe einen Film tragen können. Die anfängliche Skepsis vieler Fans ob Star Wars auch als Spin-Off funktioniert, zerstreut "Rogue One" ziemlich schnell und bringt frischen Wind in das stellenweise etwas steif-gewordene Konzept eines Star-Wars-Films, den die Saga gut gebrauchen kann. Wem Episode VII zu vorausschaubar war und zu viel Tribut an "A New Hope" gezollt hat, wird mit dem aktuellen Blockbuster mehr Spaß haben.
Aber allein wegen der imposanten Bildsprache, ist dies ein Film, den jeder Star-Wars-Fan im Kino gesehen haben sollte.
[Adrian]
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