Sonntag, 11. Dezember 2016

Live-Review: Frigoris, Fallen Tyrant & Apsis - Live in Darmstadt

Für so manchen Besucher in Darmstadt wird es ein Déjà-vu sein - FALLEN TYRANT spielt bereits nach wenigen Wochen erneut in der Wissenschaftsstadt. Dieses Mal allerdings sind die Kollegen von FRIGORIS und APSIS mit dabei und sorgen für eine abwechslungsreiche Schwarzmetallnacht in der Oetinger Villa.
Allerdings ist der Name "Oetinger Villa" keine billige Anspielung auf günstiges Bier. Nein, es handelt sich hier wirklich um ein großes stattliches Anwesen, das unter diesem Namen im wilhelminischen Kaiserreich realisiert wurde. Als dieses herrschaftliche Bauwerk allerdings 1898 durch den großherzoglichen Bau- und Kammerherr August Freiherr von Oetinger entstand, hätte man sich wohl nicht träumen lassen, dass etwas mehr als 100 Jahre später (unter anderem) Black-Metal-Bands dort auftreten würden. Vor allem die Tatsache, dass Black Metal in einer solchen Location zu finden ist, ist heutzutage nicht selbstverständlich, aber deswegen umso lobenswerter. 
Als unsere Delegation um halb neun am alten Karlshof ankommt, ist es noch ziemlich ruhig. Nur wenige Zuschauer haben sich bereits zu dieser Stunde eingefunden und auch auf der Bühne ist noch niemand zu sehen. Na gut, lasst uns also "Wir warten auf Gäste, um mit dem Auftritt zu beginnen" spielen - ein Spiel, das immer beliebter wird und sich immer weiter verbreitet. Hierzu eine kleine Randnotiz: Was ist denn los mit euch? Liebe Leute, bewegt eure Ärsche gefälligst zu den lokalen Konzerten. Es kann doch nicht angehen, dass ihr keine fünf bis zehn Euro mehr für drei bis vier meist ganz kompetente Kapellen übrig habt. Noch vor wenigen Jahren habe ich allerorts Beschwerden über eine zu kleine lokale Konzertszene gehört und den Wusch nach mehr Auftritten vernommen. Jetzt wo es wirklich viele lokale Veranstaltungen in Rhein-Main gibt, muss man als Veranstalter wirklich kämpfen, um die Zuschauer hinter dem Ofen hervorzulocken. 
Trotz des anfänglichen Publikums-Mangels erscheinen im weiteren Verlauf dann doch einige zusätzliche Gäste, so dass man kurz vor 21 Uhr das musikalische Programm eröffnen kann.
Apsis (Foto: Adrian)
 Den Anfang machen die Frankfurter von APSIS, die sich hauptsächlich aus Mitgliedern von SKIDBLADNIR und DEADWOOD rekrutieren. Laut Metal-Archives hat sich SKIDBLADNIR eigentlich auch nur in APSIS umbenannt - da man sich aber mit dem Namenswechsel auch musikalisch weg vom Viking hin zum Post Black Metal bewegt hat, kann man durchaus von einem Neustart sprechen. Auf der Bühne spielt man ein sehr intensives Set und schafft es mit einer tollen Kombination aus sphärischen Riffkollagen und rauen Black-Metal-Breaks, die verträumte Atmosphäre immer wieder aufzubrechen. Sänger Falko sorgt zwischen den einzelnen Tracks immer wieder für gute Laune, indem er eine lockere Ansage nach der anderen raushaut, in denen er wahlweise über den Weihnachtskot aus Plüsch am Mikroständer redet oder seine Mitstreiter neckt. Insgesamt ein stimmungsvoller Auftakt, der aber gerade zu Beginn des
Fallen Tyrant (Foto Adrian)
Sets etwas unter Soundproblemen (besonders was das Drum angeht) leidet, die man aber zum Glück schnell in den Griff bekommt. 
Soundprobleme mit dem Schlagzeug haben auch die Lokalhelden von FALLEN TYRANT. Zumindest während des Soundchecks dauert es eine Weile bis die Monitore richtig abgestimmt und der ideale Klang gefunden wird. Als es dann endlich losgeht - gibt es keine Hindernisse mehr und kann sich voll und ganz auf den Gig konzentrieren. Man schafft es dabei mit recht einfachen Mitteln eine äußerst andächtige Stimmung zu erzeugen. So steht eine ganze Armee von Grablichtern am Bühnenrand und wird so mit Weihrauch versetzt, dass der kleine Konzertsaal der Oetinger Villa wie der Kölner Dom zu Weihnachten riecht. Daneben hat man auch einige große Kerzen für das schummrige Feeling mitgebracht und lässt im Hintergrund einen schwarz-weiss Film laufen ("Begotten": um genau zu sein - sehr verstörend aber ein Horror-Klassiker gerade für Schwarzmetaller). 

Des Weiteren haben sich die drei Südhessen auf die Fahne geschrieben ein spezielles Old-School-Set zu spielen und in diesem Zuge werde viele alte Klassiker aus Demo-Zeiten dargeboten, die man nach eigener Aussage geschrieben hat, als man noch satanischer drauf war. So erschallt zum Beispiel das mächtig aggressive 'Godhate' aus den Boxen und auch der amtliche Titletrack vom letzten Album "No World to Win, a Life to Lose" steht der Urgewalt der Setlist insgesamt in nichts nach. Egal, was die Herren spielen - es funktioniert! Der klassisch-extreme Black Metal ist der brutale Höhepunkt des Abends und ich bin mir sicher, dass wir 2017 noch sehr viel von diesem Trio hören werden.
Frigoris (Foto: Adrian)
Von FRIGORIS, der letzten Band des Abends, erlebe ich leider nur wenige Minuten, da wir bereits kurz vor 24 Uhr aufbrechen müssen und weil durch einige Verschiebungen der Abend doch länger als gedacht gedauert hat. Nichtsdestotrotz gefällt mir, was ich noch vom Essener Amto-Black-Metal-Gespann höre sehr gut. Ihre Interpretation des Subgenres ist hart und gleichzeitig sehr einnehmend. Wie ein Teppich legen sich Melodien und Riffs über die Screams und donnernden Anschläge des Schlagwerks, um ein apokalyptisches Gewitter zu entfesseln. Schade, dass ich mir diesen Gig nicht komplett anschauen kann, aber sobald sich die nächste Gelegenheit ergibt, werde ich dies nachholen.
Von mir aus auch gerne wieder in Darmstadt - denn die Location ist ein toller Treffpunkt für kleine Konzerte. Die Bierpreise stimmen, die Leute vor Ort sind sympathisch und entspannt und man fühlt insgesamt ziemlich wohl in dem alten archaischen Bau, der so ganz anders ist, als andere Konzertorte.

[Adrian]

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