"Depressive Black Metal? Das gibt's noch?" oder "War das nicht so ein Trend in den 2000ern?" mag man sich denken, wenn man heute den Begriff Depressive Suicidal Black Metal (kurz DSBM) liest. Populär geworden war dieser Stil vor allem durch Bands wie FORGOTTEN TOMB oder den stets verstrahlten Niklas Kvarforth und seine Kapelle SHINING. Überhaupt schadet es nicht ein wenig gestört zu sein, wenn man in dieser Szene Erfolg haben will. Auch eine gewisse Portion Selbstironie ist nicht verkehrt, wenn es um die Wahl des Bandnamen geht. Das haben sich wohl auch die Stockholmer von EUFORI gedacht und sich im Stile von HAPPY DAYS und LIFELOVER einen lebensbejahenden Banner zugelegt (selbsterklärend heißt der Bandname zu Deutsch so viel wie "Euphorie"). Mit "Humörsvängningar" (was übersetzt wiederum "Stimmungsschwankungen" heißt) hat man vor knapp drei Wochen den ersten Longplayer vorgelegt - den man sich in digitaler Form gratis bei Bandcamp herunterladen kann (obwohl ihr durchaus ein paar Euro investieren solltet, wenn euch die Musik zu überzeugen weiß).
Da alle Songs im Stream vorab antestbar sind, kann man sich recht einfach ein eigenes Bild verschaffen - was bei dem genannten Subgenre immer eine Notwendigkeit ist. Denn im DSBM treffen Genie und Wahnsinn genauso aufeinander wie auch Meisterwerke und Fehlschläge nah bei einander liegen. Das stellt sich natürlich die Frage: wo genau ordnen sich in diesem Zusammenhang EUFORI ein? Bisher war nämlich nicht viel über die Schweden bekannt. Lediglich eine EP hat man kurz nach der Gründung in diesem Jahr veröffentlicht (deren drei Tracks allesamt auch auf dem vorliegenden Album zu finden sind). Der erste Eindruck allerdings ist positiv - die 36 Minuten Spielzeit gehen ohne größere Ausfälle vorbei und man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl es mit Anti-Musikern zu tun zu haben, die mit ein bisschen Wahnsinn überspielen wollen, dass sie mit Drei-Riff-Kompositionen überfordert sind. Im Gegenteil - das Duo bestehend aus dem Drummer Skuggr und Saitenhexer Mortuz macht seine Sache ordentlich. Mal sorgt man mit geradezu punkigen Einlagen wie bei 'Det är fan inte värt' ('Es lohnt sich nicht') für dezentes Mitnicken - mal geht es wie im Titeltrack gemächlich voran, der vor allem durch seine geradezu romantischen 80er-Jahre-Power-Balladen-Soli aus dem Rahmen fällt. Die Vocals, die laut Metal Archives beide Musikanten beisteuern, bestehen der Bewegung entsprechend aus düsteren Screams, Sprechgesang und geplagten Schreien sowie Würggeräuschen.
Insgesamt kann auch hier wieder einmal die ausgelutschte Mär von der Geschmackssache ausgepackt werden - durch die DSBM-Brille betrachtet ist "Humörsvängningar" eine schlichtweg gute Scheibe, die den Vergleich mit den bereits erwähnten Referenzen standhält. Auch das VANHELGA-Cover von 'Låt snön falla' ('Lass den Schnee fallen') adaptiert man sehr gut und webt es organisch in den eigenen Opus ein. Berücksichtigt man dann noch die Tatsache, dass es sich hierbei um ein Deübt handelt, verdienen die beiden Nordmänner noch mehr Respekt. Fans des Genres können sich also über eine neue interessante Band freuen, die es auf jeden Fall Wert ist, ausgecheckt zu werden.
Seit 30. September kann man sich die CD bei Black Lion Productions bestellen oder ab 0 Euro bei Bandcamp legal herunterladen.
8 von 10 Punkten
[Adrian]
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