Donnerstag, 18. August 2016

Off-Topic: Suicide Squad

Es ist der 18. August und damit ist seit heute (zumindest offiziell) "Suicide Squad", der neuste Film aus dem DC-Universe, im Kino zu bewundern. Der Hype im Vorfeld war gigantisch und die Promo-Maschine lief monatelang auf Hochtouren. Jeder Trailer gab ein wenig mehr Preis und steigerte die Vorfreude ins Unermessliche. Endlich wieder ein Film über die Bösen. Keine wallenden Capes oder unnatürlich weißen Westen. Nein, hier geht es um erbarmungslose Action, Protagonisten, die nur im eigenen Interesse handeln und lockere Sprüche im Stile eines Deadpools auf den Lippen haben. Das kann doch eigentlich nur ein Hit werden, oder?
Eines vorneweg: ich versuche in diesem Review nichts von der Handlung zu
verraten, aber kleinere Spoiler können dennoch enthalten sein. Wer also völlig unbedarft an den Film herangehen will, der sollte jetzt das Lesen einstellen und sich erst einmal zwei Stunden ins Lichtspielhaus setzen. 
Der Einstieg des Films ist eine ziemlich platte Vorstellung der Squad-Mitglieder. Schon hier merkt man: der Fokus des Films liegt auf Berufskiller Deadshot, gespielt von Will Smith, und Joker-Herzblatt Harley Quinn, verkörpert von Margot Robbie. Ihre Backstory wird sehr ausführlich dargestellt und auch (Achtung, Spoiler) Batman darf in diesem Zusammenhang für einen jeweils kurzen Auftritt über die Leinwand huschen. Die anderen Team-Mitglieder werden eher am Rande abgehandelt. Auch nach der Einleitung geht es ziemlich schnell  voran und im Schweinsgalopp wird die Haupthandlung vorangetrieben. Rasant wird die fiktive Großstadt Midway in einen Ghostbuster-ähnlichen Höllenschlund verwandelt. Und da hier dummerweise weder Flash noch Batman aktiv sind (Superman ist ja passenderweise momentan auch nicht am Leben), entscheidet eine geheime Regierungsorganisation das Ensemble aus Schwerverbrechern als Spezialeinheit ins Rennen zu schicken. Zeit zum Aufbau von Chemie bleibt da nicht, aber wer braucht schon Charakterentwicklung, wenn er toll choreografierte Action-Szenen zu bieten hat? Wenn wir uns nämlich diese Disziplin anschauen, macht der Film eine Menge Spaß. Dennoch wird die mangelnde Motivation der Protagonisten im weiteren Verlauf etwas störend. Denn das Klima innerhalb der Suicide Squad verändert sich scheinbar durch Geisterhand von einem Haufen anonymer Einzelkämpfer zur eingeschworenen Familie. Nötig ist dafür war allein gemeinsamer Kneipenbesuch, der sich als beste Szene im Film entpuppt und die Charaktere endlich dazu zwingt sich abseits von One-Linern und sarkastischen Kommentaren miteinander zu unterhalten und sich auch emotional miteinander auseinander zu setzen. Davon hätte es ruhig mehr geben können. 
Auch etwas zu kurz kommt der Joker. Im Trailer sehr präsent, ist seine Rolle in diesem Film doch eher eine Randnotiz. Wobei das in Anbetracht der Jared-Leto-Ausrichtung gar nicht mal so schlecht ist. Denn die Mischung aus Mafiaboss und Bling-Bling-Gangster ist irgendwie seltsam. Auch geht die obsessive und ungesunde Beziehung zwischen ihm und Harley leicht unter. Es wird zwar angedeutet, dass er sich nicht wirklich gut um sie kümmert. Aber dennoch vermisst der geneigte Comic-Fan die emotionale Abhängigkeit der Psychopathin von ihrem Mr. J, die ihn auch dann noch anhimmelt, wenn er sie wegstößt und misshandelt. Letos Version kümmert sich teilweise fast zu rührend um Quinn, so dass man die beiden geradezu als gestörtes Traumpaar wahrnimmt.
Das Ende wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten, aber es ist (bis auf ein, zwei Punkte) auch irgendwie erwartbar und deutet an, dass es wohl in künftigen DC-Filmen ein Wiedersehen mit ein paar Squad-Members geben wird. Eine Mid-
Credit-Szene gibt es übrigens auch noch - aber diese haut den halbwegs aktiven DC-Fan nicht wirklich aus den Socken (hey Warner Bros. - wir haben kapiert, dass es bald einen Justice League  Movie geben wird!). Alles in allem schafft es der Film nicht dem Hype gerecht zu werden - auch wenn man während des Streifens sich über weite Teile gut unterhalten fühlt  - sitzt einfach nicht jeder Witz und es scheint immer etwas zu fehlen. Der weit-verbreitete Kritikpunkt, dass man sich hier zuviel zumutet beziehungsweise zuviel Charaktere und Handlungsstränge in zwei Stunden pressen will, kann man nicht von der Hand weisen. Nichtsdestotrotz haben wir hier erst einmal einen soliden Actionfilm vorliegen. Wem das reicht, der wird eine Menge Spaß haben. Wer Fan der Comics ist und eine tiefgreifende Handlung erwartet, wird jedoch enttäuscht werden.

Ich habe den Kinobesuch nicht bereut, aber finde auch, dass der Film nicht das liefert, was der Trailer angeteasert hat. DC-Fans sollten sich aber in jedem Fall die Mühe machen selbst ins Kino zu gehen (auch wenn ich eben noch gesagt habe, dass ihr enttäuscht sein werdet - trotzdem lohnt der eigene Blick). Denn allein der tolle Soundtrack mit klassischen Songs von BLACK SABBATH über QUEEN bis hin zu den ANIMALS sorgt dafür, dass man von vielen Szenen regelrecht mitgerissen wird.
In Zukunft muss DC jedoch mehr Wert auf Story und Charakterentwicklung legen, als allein aufs Popcorn-Kino zu setzen. Denn solange die Macher an dieser Stelle keine Kursänderung vornehmen, bleiben die Marvel-Serien und -Filme der Goldstandard des Genre.

[Adrian]

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