Samstag, 9. Juli 2016

Reingehört: Crematory Stench "s/t"

"California, here we come!" - jeder, der Anfang der 2000er ProSieben geschaut hat, wird bei diesen Zeilen an die US-Show "O.C., California" denken - eine Sendung über das Leben in dem kalifornischen Bezirk Orange County, der bekannt ist für seine Punk-Bands (OFFSPRING und BAD RELIGION stammen beispielsweise daher) oder das Disneyland in Anaheim. Weniger bekannt ist diese Region für seinen Todesstahl. Die schwer-brutale Thrash-Kapelle EVIlLDEAD ist noch die bekannteste Extremistengruppe von diesem Teil der Pazifikküste. Nichtsdestotrotz geht das Revival des traditionellen Death Metal auch an diesem Teil der Welt nicht spurlos vorbei und mit CREMATORY STENCH bringt im August eine brandneue Formation aus O.C. ihr erstes Lebenszeichen via FDA Rekotz in die Läden. 

Die selbst-betitelte EP enthält vier Lieder, die sich auf elf Minuten Spielzeit verteilen. Die rotzigen Gitarren, das dynamische Drumming und die MORGOTH-Gedächtnis-Grunts erinnern stark an die Arbeit von MORFIN und SKELETAL REMAINS, die ebenfalls in Kalifornien beheimatet sind. Allerdings ist bei CREMATORY STENCH zusätzlich eine starke Verwandschaft zu ASPHYX herauszuhören. Besonders die Vocals von Gitarrist Aguilar scheinen von Martin Van Drunen beeinflusst worden zu sein. Als plumpe Kopie der Niederländer würde ich die Amis aber dennoch nicht bezeichnen. Ihr Sound ist noch eine Spur drückender und weniger doomig als es bei der genannten Referenz der Fall ist. Auch die kurzen und knackigen Songs (kein Track ist länger als 200 Sekunden) sind ein Alleinstellungsmerkmal, das diese Herren besonders interessant macht. Denn man verplempert hier keine Zeit mit Intros, Zwischenspielen oder Outros. Man geht von 'Desolate Grave' bis 'Resurrection' direkt in medias res und prügelt sich mit einer stets abwechslungsreichen Rhythmik den Weg frei. 
Insgesamt schafft es CREMATORY STENCH irgendwie mit altbekannten Waffen (Trademarks von MORGOTH, ASPHYX und Co) einen richtig interessanten Mix vorzulegen. Auch wenn man das Gefühl hat, dass ihre Debüt-EP es schwer haben müsste sich von der lokalen Konkurrenz zu emanzipieren, gelingt es dem Quartett relativ ungezwungen im Ohr hängen zu bleiben. Die vier Titel sind toll geschrieben und mit dem richtigen Maß an Dynamik und Spielfreude umgesetzt worden.


Jeder Death-Metalhead sollte ab dem 19. August bei FDA Rekotz vorbeischauen, um sich diesen Hassbatzen genauer anzuschauen. Denn im Gegensatz zu anderen Newcomern hat dieser Act definitiv noch eine Menge zu sagen.

[Adrian]

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