Die Post-Black-Metal-Bewegung ist in den vergangenen Jahren ein wenig eingeschlafen. Dem Beispiel von Bands wie LES DISCRETS oder LANTLOS sind zuletzt nur noch wenige Musiker gefolgt, die zumindest halbwegs auf sich aufmerksam machen konnten. Nichtsdestotrotz versuchen immer mal wieder einzelne (neue) Kapellen in diese Kerbe zu hauen und den Spuren der Pioniere zu folgen. So auch Dennis und Katharina aus Koblenz. Die beiden Rheinland-Pfälzer bilden TRAUTONIST und haben sich gerade erst vor zwei Jahren zusammengetan. Dieser Tage ist ihr selbst-betiteltes Debütalbum erschienen und es ist geradezu ein Archetyp des Genres.
Man muss nämlich nicht lange suchen um alle Trademarks des Genres in diesem Machwerk zu entdecken. Dichte Klangwände? Check! Ein Dualismus aus Screams und sanften (weiblichen) Vocals? Check! Typisches Post-Rock-Riffing? Check! Melancholische Grundstimmung? Check! Bandfoto, dass mehr nach TOMTE als nach TAAKE aussieht? Doppelcheck!
Zugegeben, TRAUTONIST weicht nicht sonderlich von der bekannten Post-Metal-Formel ab, was aber nicht heißen soll, dass diese Kombo verzichtbar wäre. Im Gegenteil, seitdem sich der (kleine) Post-Hype im Black Metal gelegt hat, ist es schon geradezu wieder spannend eine ausgewogene Mischung aus Black Metal und Post Rock präsentiert zu bekommen. Hier ist alles gut ausgearbeitet und fließt sinnig in einander. Zähe, hypnotische Klangwände (zu hören unter anderem in 'Escapist') treiben immer wieder aus den Boxen und infiltrieren die eigenen Gehörgänge. Der schwarze Stahlanteil ist dabei song-dienlich in Szene gesetzt worden und zerschmettert mit gemeinem Gekeife (das authentisch klingt und nicht gekünstelt daherkommt) Vorurteile, dass post-rockiger Schwarzmetall keine Eier hätte. Natürlich kann man auch behutsam sein (wie bei 'Deep' – wo Katharinas Stimme dominiert), aber auch den ruhigen Liedern pumpt schwarzes Blut durch die Adern, was Dennis mit seinen Vocals und Riffs eindeutig klar macht.
Alles in allem ist das Erstwerk von TRAUTONIST eine runde Angelegenheit und ein Fest für Fans von Alben wie ".neon" oder auch "Écailles de lune". Natürlich kann es nicht die gleichen Aha-Effekte hervorrufen wie seine Vorbilder bei ihrer Veröffentlichung (es war damals einfach eine völlig neue Art von Black Metal), aber nachdem sich einige Vorreiter inzwischen vom Metal abgewandt haben, ist es wirklich toll mal wieder die ursprüngliche Mischung aus Shoegaze und metallischer Schwärze in Albumlänge zu hören.
Seit 28. April gibt es "Trautonist" als digitalen Download und als eine von 300 limitierten Vinyls bei Wolves and Vibrancy Records.
8 von 10 Punkten
[Adrian]
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