Es ist Jahreswechsel und damit verbindet man gewisse Rituale: Bleigießen, Raclette, mit der Familie auf einem Hügel stehen, die Kinder mit Robby Bubble abfüllen und gemeinsam "oooooh, Ahhhh, ist das schöööön" beim nächtlichem Feuerwerk säuseln - wem das aber alles zu dumm, zu plump, zu langweilig, spießig und einfallslos war, der war (zumindest in der Region Franken) am Nürnberger Hafen anzutreffen! Denn dort hat die Metalforce Franken zum zweiten mal zur Aqua Ruction gerufen, eine zum wiederholten Male komplett ausverkaufte "Heavy Metal Silvester Kreuzfahrt"!
Während bei der ersten Auflage 2014/15 das Line-Up noch völlig "underground" war, wartete das zweite Neujahres Billing mit einer besonderen Größe auf, GRAVE DIGGER! Aber erst einmal eins nach dem anderen: wer bei der Sause durch den Main-Donau-Kanal (über Nürnberg, Fürth und Erlangen) eine Majesty of the Sea (70.000 Tons of Metal) erwartet hat, der muss entweder das Robby Bubble falsch gestreckt oder das richtige Gras geraucht haben.
MS Franconia (Quelle: YouTube) |
Den Anfang machen die Jungs von ASHES OF SORROW. 2013 unter dem Banner "ThrashCore" in Unterfranken gegründet, handelt es sich hier also um einen lokalen Opener. Dieser stand vorab zwar nicht auf der Homepage, aber ist gerade deshalb eine unerwartete Überraschung für mich. Die Jungs heizen gut ein und auch wenn ich schon lange kein Freund mehr von Metalcore bin, muss ich sagen, haben die Franken Ihren Job dennoch gut hinbekommen. Ich habe Durst, also packe ich nochmal drei Wertbons aus, kippe ein neues Bier und warte auf die erste "offizielle" Band des Abends. Die Paderborner von IN SANITY betreten die Bühne und hauen einen
ordentlichen (ihres Zeichen) "Modern Metal" raus. Das hat man zwar alles schon mal gehört, aber mich unterhalten die Paderborner allemal. Sympatische Ansagen, keine Spur an Nervosität und ein best-gelaunter Sänger runden den Einstieg ordentlich ab!
IN SANITY (Quelle: Sandra Pander) |
Während die letzten Umbauarbeiten noch im vollen Gange sind, sehe ich bei meinem Rundgang auf dem Schiff immer wieder eine markante Person. Sie ist einen Kopf kleiner als ich, sie besitzt einen sauber geshavten Bart (oder "Beard", wie wir Cool People dazu sagen), ein Dauergrinsen und eine Mädchenblase wie ich. Wir haben uns dreimal beim Pissen getroffen und sind auf Anhieb Pinkelbuddies geworden. Der Junge heißt Tom und ich finde ihn Minuten später auf der Bühne vor, wo er aufgedreht wie ein Flummi, über die Stage springt und ins Publikum shoutet. Die Rede ist von den Nu-Metallern des Abends und eines meiner Highlights: MELOCO! Die fränkischen Newcomer wissen zu überzeugen und hauen ein fettes Programm raus und befeuern mit allem was geht das Publikum. Tom, solltest du das hier lesen, ich schulde euch noch ein Interview, mit dir hätte ich gern noch ein paar Worte geschnackt!
Nach MELOCO betreten auch schon die Herren von STORMHAMMER die Bühne und die musikalische Beschallung schwenkt von Nu Metal auf den altbekannten, aber dennoch immer noch verdammt gut hörbaren Power Metal um.
Die Männer wissen wie sich guter Power Metal anhören muss und klingen dabei keineswegs so peinlich wie die Wegbereiter dieser Richtung (... MANOWAR *husthust*).
Gerade Rechtzeitig zum großen Feuerwerk pünktlich um Mitternacht entlässt STROMHAMMER die Meute ans Oberdeck um irgendwo bei Fürth das Feuerwerk zu bestaunen, während am Unterdeck alles für den Main Act aufgebaut wird.
Weiter geht es um halb eins mit GRAVE DIGGER. Betrachtet mich ruhig als Banause, aber zu der bekanntesten Band des Abends, kann ich nur wenig sagen. Mein Kenntnisstand kann man so zusammenfassen: Kennen: ja - viel gehört: nein. Außer 'Rebellion' habe ich nichts gekannt. Was jedoch nicht negativ gemeint sein soll. Der Auftritt ist super, man merkt der Band an das mittlerweile 35 Jahre Bühnenerfahrung vorhanden sind und dass es den Gladbeckern leicht von der Hand geht das Publikum in ihren Bann zu ziehen! Das Sammelsurium an alten
wie neuen Stücken hat sowohl bei langjährigen Fans als auch bei Neuzugängen (wie mir) doch ziemlich Eindruck hinterlassen! Gerne hätte ich gewusst was es für ein Gefühl sein muss, zuerst auf dem 70.000 Tons of Metal zu spielen, quer durch die Karibik zu tuckern und dann auf der MS Franconia durch den Main-Donau-Kanal zu tuckern und sich die behaarten Klöten abzufrieren! Darauf werde ich wohl nie eine Antwort bekommen...
GRAVE DIGGER (Quelle: Sandra Pander) |
Der Abend neigt sich dem Ende entgegen und eine Band darf zum Abschluss noch ran: nämlich AZURICA! Meine Überraschung des ganzen Festes! Sie sind kurzfristig für SPACE CHASER eingesprungen, die krankheitsbedingt absagen mussten .
Für mich persönlich ein Glücksfall, denn diese Band möchte ich nicht missen! Als Letztes müssen die Mittelfranken auf der Bühne und von allen Bands ist AZURICA wahrscheinlich die Unbekannteste, aber dafür auch die Beste. Geil Aufgezogener Melodic Death aus (wie sollte es anders sein) Nürnberg! MELOCO und AZURICA dürfen sich die klinke in die Hand geben. Meine zwei absoluten Highlights des Abends und letztere auch des bisherigen Jahres!
Aber bevor ich hier noch unendlich weiter texte, hier einfach mal meine visuellen Impressionen des Abends:
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