Alles dasselbe. Immer nur generisches Geratter, uninspiriert-wummernde Blast Beats und viel Verzerrung. In einer subkulturellen Szene, die sich nur noch selbst wiederholt und durch das Ritual der Repetition definiert. Gibt es da wirklich noch Bands, die versuchen die ausgetretenen Pfade des Extreme Metal zu verlassen und Brutalität neu zu definieren ohne dabei sich zu weit vom Grundthema zu entfernen? Die Antwort auf diesen übertrieben zugespitzten Sachverhalt lautet: ja! HELL:ON aus der Ukraine ist ein Beispiel hierfür und ihr fünftes Album "Once Upon A Chaos..." strafen all jene Lügen, die meinen, dass man jeden Death-Metal-Release umgehend in eine Schublade stecken kann.
Will man das aktuelle Werk der Osteuropäer mit einem Wort zusammenfassen,
passt am Besten der Begriff "verspielt". Schon der erste Titel 'Filth' zeigt wo die Reise hingeht und mutet geradezu indisch an. Die eingestreuten Klänge im Hintergrund erinnern dabei an eine Sitar (wie authentisch das wirklich ist, vermag ich mit meinen bescheidenen Kenntnissen der zentralasiatischen Musik leider nicht zu bewerten). 'Delirium' ist in der Folge schon wesentlich straighter und tritt dir ähnlich hart ins Gesicht wie ein fieser Klopper von einem mittelalten THE HAUNTED Dreher. Darüberhinaus vereint der Sound von Songs wie 'Self-Destruction' oder 'Obliteration' die apokalyptische Atmosphäre neuerer SLAYER-Songs mit dem brachialen und gleichzeitig epischen Klanggerüst BOLT THROWERs.
Das alles ist natürlich keine Revolution. Kein grundlegende Reformation extremer Klänge. Nein, man stürzt hier keine Eckpfeiler der Metal-Tradition um oder versucht auch nicht krampfhaft das viel beschworene Rad neu zu erfinden. Das ist überhaupt nicht notwendig und wäre wahrscheinlich kontraproduktiv. Man nutzt vielmehr bestehende Muster und Versatzstücke und setzt sie neu zusammen beziehungsweise kombiniert sie auf eine kreative Art und Weise. Es gibt viele Death-Thrash-Combos da draußen, aber dieser Cocktail aus älteren SEPULTURA, tiefen Growls der Marke GOREFST und hämmernden Geknüppel mit dieser einnehmenden Atmosphäre lässt auch erfahrene Metaller aufhorchen. Allein das sieben-Minuten-lange und mahlende Endstück 'I'm God' ist so dicht und beklemmend, das man den Ukrainern diese Hybris allzu gerne abkaufen mag.
"Once Upon A Chaos..." ist wie eingangs erwähnt "verspielt", aber niemals vertrackt und bringt seine Tracks stets auf den Punkt. Man merkt einfach, dass hier wohlbedacht und behutsam beim Song-Writing vorgegangen wurde. HELL:ON ist ein martialischer Act, der sich soweit wie nötig vom Rest der Extremisten-Bewegung freischwimmt und dennoch durchweg festverwurzelt im Thrash und Death Metal bleibt. 2015 braucht die harte Szene mehr solcher Bands. Denn sie halten die Musik, die wir lieben, frisch und lebendig und dafür verdienen die Herren eine hohe Wertung, die nahe an der Höchstnote kratzt.
Seit 31.08.2015 kann man diese Abrissbirne bei Ferrrum erstehen.
9,5 von 10 Punkten
[Adrian]
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