Dänen müssen jetzt ganz stark sein. Mit den Heavy Days in Doomtown geht bereits das zweite Undergound-Festival in Kopenhagen in den Ruhestand. Der Doom-Bruder des bereits eingestellten Killtown Deathfests feierte Ende April seinen finalen Höhepunkt. Um wenigstens einmal dabei gewesen zu sein, haben sich die Kollegen Sunny und Nezyrael in den Flieger gesetzt und sind in den hohen Norden geflogen. Hier nun der erste Teil von fünf Tagen Dänemark.
Mittwoch
Dieses Jahr hat in Kopenhagen zum vierten und letzten Mal das Heavy Days In Doomtown stattgefunden. Ein, wie der Name schon verrät, den eher langsameren Tönen gewidmetes Festival, ganz im Gegenteil zum Schwesterfestival, dem Killtown Death Fest, das bereits letztes Jahr zu Grabe getragen wurde. So ging es Mittwochs dann voller Vorfreude los im Flieger Richtung Kopenhagen
und dann vom Flughafen direkt ins Hostel, wo die ersten Biere und Schnäpse verhaftet wurden bevor man sich dann in die Kopenhagener Innenstadt begab. Traditionsbewusst war dort der erste Stop die Billy Booze Discount Bar, die zu Beginn des Abends mit Freibier und auch sonst sehr günstigen Preisen lockt. Danach war dann eine kleine Kneipentour geplant, aber wie das manchmal so ist versackt man dann direkt in der ersten Kneipe, was sich aber auch mehr als gelohnt hat. Denn das Lord Nelson kann nicht nur mit einer hervorragenden Craft-Bier-Auswahl und exzellenter Musik auftrumpfen, der Barkeeper stellt sich nach kurzem Gespräch auch noch als der Bassist von CONAN heraus. Gegen 2 Uhr nahm der Mittwoch dann ein feucht-fröhliches Ende und wir wankten betrunken zurück zum Hostel, um dann prompt unsere Bushaltestelle zu verpassen und per Pedes noch ein wenig durch Kopenhagen zu irren. Durch den Marsch ein wenig ausgenüchtert versanken wir dann aber auch prompt in den verdienten Schlaf.
Donnerstag
Donnerstag stand dann erst einmal im Zeichen des Ausschlafens, aber nach einem festlichen Frühstück vom Aldi ging es dann los Richtung Innenstadt, um
während des langen Marschs vom Hostel nach Christiania wenigstens ein klein wenig von der Stadt zu sehen. Um 17 Uhr ging es dann in Christiana im Loppen los mit einer Kunstausstellung, die allerdings ein wenig enttäuschend war.
Die Bilder waren zwar größtenteils ganz hübsch, wenn auch stellenweise ein wenig kitschig, aber es war einfach überraschend wenig zu sehen, so dass man sich nach 10 Minuten nur noch dem kostenlosen Wein und den Wasabi-Nüssen widmen konnte, bis um 18 Uhr der Akustik-Auftritt von MYRESKæR folgte. Dieser war dann allerdings etwas enttäuschend, da die Musik relativ unspektakulärer Singer-Songwriter-Kram gewesen ist und wahrscheinlich zu einem guten Stück
von den Texten gelebt hat, die allerdings aufgrund nicht vorhandener Dänisch-Kenntnisse nicht verstanden werden konnten. Also ging es relativ schnell aus dem Loppen raus nach Christiania rein, um sich den mannigfaltigen Verlockungen des Freistaates hinzugeben.
[Nezyrael]
In den knappen 5 stunden die sich zwischen der Eröffnung der so geschimpften Kunstgalerie mit all ihren 20 Bildern auf 4m² Fläche und dem komplementären Tetrapackwein (sowie weiß als auch rot, sehr löblich), darf dann endlich auch mal eine tatsächliche musikalische Veranstaltung die lechzende Menge
erdrücken. Und so beginnt das Heavy Days in Doomtown, nicht mit einem Hammerschlag, sondern einem Seufzen. GAS GIANT ist nicht gerade der erwartete Opener. Momentan schreit jede Faser der Besucher nach den heftigen Klängen aus den Verdammnis-Schmieden solcher Legenden wie ACID KING oder BELL WITCH, einfach atmosphärischem Schwingen unter dem immerwährend schneidenden Pendel der tiefen Töne, ein denkbar unfruchtbarer Start also für den knarzigen Stoner Rock den die Amerikaner vertreten. Dies ist zum Glück aber kein bleibender Effekt. Auch wenn musikalisch vielleicht etwas unterrepräsentiert schafft die pure Begeisterung der Band die Menge langsam richtig aufzuheizen. Die mehrstündige Pause mit bierbestückter Bar wird dabei wohl auch nicht geschadet haben. Wobei die Band natürlich der Hauptgrund ist. Gerade an den Vocals herrscht sichtliche Spielfreude und der Sänger treibt mit gehörntem Mikrofon und ureigener Trommeleinlage die Herzen höher, sowie die Stimmen rauer. Abgesehen davon ist an der Show leider nicht viel was sich einprägen könnte; gerade Riffing und die Drums sind zwar alle durch die Bank weg spaßig und treiben die Songs zusammen mit dem üblichen Stoner-Rock-Gebrüll stark voran, bleiben aber zwei Minuten später kaum mehr im Gedächtnis. Der steinige Weg der Jungs führt allerdings doch zu deren Glück und gen Ende dieser ersten Darbietung erbricht sich die Menge in feierlichem Applaus.
[Sunny]
Auch wenn die vorherige Band die Stimmung nach ewiger Wartezeit massiv angeheizt hat wird es langsam zeit für die bleierne Soundschwere die eifrige Besucherherzen mitschwingen lässt. Außerdem sind zu diesem Zeitpunkt alle so
dicht, dass ein bisschen Entspannung nicht schaden kann. Glücklicherweise bieten NEW KEEPERS OF THE WATERTOWERS exakt die benötigte Atempause. Mit der Ansage "Alles klar, wir haben etwa... Drei Songs die wir jetzt spielen, hoffentlich passt das in die Zeit", wissen alle direkt was als nächstes blüht. Allerdings hat wahrscheinlich keiner mit der Lautstärke des durchweg wummernden Synthesizers gerechnet. Bis die Sound-Crew selbigen im Griff hat springen diverse Bass-besessene Becher von Tischen und klappernde Zähne erweichen sich zusammen mit den Gemütern aller Beteiligten, bis die Atmosphäre vollkommen ist: wobei die Band durchaus hält was sie zu erwarten gibt. Mit ihrem sehr melodischen Doomrock schaffen die Jungs einen angenehmen, aber auch etwas lustlosen Klangteppich der sich zwar gut zur Untermalung der Szenerie eignet, aber wohl nur Fans der wirklich melodischen Richtung wirklich begeistern kann. Mit den drei versprochenen Songs über 45 Minuten erreichen die Schweden allerdings eine sehr entspannte Atmosphäre zum auf dem Fleck rumstehen und mitschwingen und obwohl die Menge sich bereits weitestgehend über die umstehenden Stühle verteilt hat, um verträumt den Freuden der Lokalität nachzugehen, ernten sie verdienten Applaus.
[Sunny]
Den Abschluss des Donnerstags bildeten dann die Herren und die Dame von CASTLE, die hier ihre Europa-Tour starten. Nach den eher getragenen, langen Epen von NEW KEEPERS OF THE WATER TOWERS waren die rockigen Songs eine mehr als willkommene Abwechslung und brachten wieder etwas Schwung in die müden Beine. Vor allem Frontfrau Elizabeth Blackwell sorgte für mächtig Stimmung mit ihrer energiegeladenen Show, und Songs wie das grandiose 'Killing Pace'
machen sowieso immer Spaß. Aufgrund der wie immer furchtbar stickigen Luft im Loppen und des doch recht teuren Bieres leerte sich der Saal nach dem Ende des tollen Gigs von CASTLE recht zügig und auch wir traten die Heimreise an, die nächsten Tage sollten anstrengend genug werden.
[Nezyrael]
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