Sonntag, 19. April 2015

Live-Review: Satyricon, Der Weg Einer Freiheit, Vredehammer und Olso Faenskap (Part I)

Angenehme Temperaturen und gutes Wetter: die perfekten Bedingungen, um das Wochenende mit einem Auftritt der Black-Metal-Ikone SATYRICON im Wiesbadener Schlachthof ausklingen zu lassen. Bevor allerdings Satyr und Frost auf die Bühne steigen, leiten gleich drei Vorbands den Abend ein und präsentieren sich dabei äußerst abwechslungsreich.
Der Abend beginnt untypisch (für ein Schwarzmetall-Konzert) mit Melo-Death.
Die erste Truppe OLSO FAENSKAP baut neben dem genannten Göteborg-Fundament auf dezente Hardcore- und Groove-Metal-Einflüsse. Sänger Lars Danel kann growlen was das Zeug hält, aber kann auch problemlos klare Modern-Metal-Harmonien iedergeben, wie man sie sonst nur im Neo Thrash zu hören bekommt (siehe beispielsweise 'No Skin No Armor'). Die Saitenfraktion spielt sich derweil in einen treibenden Rausch und obwohl die Musiker teilweise eher aussehen wie Mitglieder von THE CURE merkt man die Liebe der Kapelle zu extremen Riffs. Dennoch hält sich das Interesse auf Seiten des Publikums in Grenzen. Zwanzig nach Sieben scheinen die meisten Besucher noch keine Lust zu haben in die Halle beziehungsweise vor die Bühne zu kommen. Nichtsdestotrotz hat man das Gefühl, dass die Nasen direkt vor der Bühne eine Menge Spaß mit den Norwegern zu haben. Der letzte Song ist ein Ausreißer ('Give Credit Where Credit Is Due'), der weniger gefällig und mehr nach AT THE GATES mit ganz viel Epik klingt. Für den Einstieg heute ist der Fünfer ganz nett, aber die meisten Leute sind heute natürlich wegen SATYRICON hier und tun sich schwer mit einer Kapelle, die eher als Opener für TRIVIUM oder KILLSWITCH ENGAGE agieren könnte. Mit einer Spielzeit von gerade einmal 20 Minuten und dem vordersten Slot im Billing würde sich allerdings wohl fast jeder schwer tun die Zuschauer vor die Bühne zu locken. Deswegen geht der Auftritt insgesamt in Ordnung.
Deutlich besser zum Headliner passen die Schwarzheimer von VREDEHAMMER. Hier geht es nämlich mit einem rockigen Mix aus Death und Black Metal gleich richtig zur Sache. Der zweite Act des Abends stellt einleitend die Frage ob jemand Bier trinkt und fragt jene, die es nicht tun nach dem Warum (was manche Besucher neben mir kleinlaut damit begründen, dass sie morgen arbeiten müssen). Die sympathischen Norweger können neben ihren unterhaltsamen Ansagen auch mit ihrer Musik überzeugen und hauen mit einem heftigem Black'n'Roll-Gewitter schwer auf die Kacke.  Besonders der stets grinsende Basser glänzt durch Spielfreude. So ist es
auch kein Wunder, dass die Skandinavier bereits eine Menge Fans anlocken und die menschenleeren Löcher vor er Stage kleiner werden. Quittiert wird diese Treue mit tollen Songs wie 'We Are The Sacrifice': Einem groovigen Black-Thrash-Hammer, der eine Menge Freude verbreitet und die Antwort auf die kurz danach von der Band gestellte Frage, ob man mehr spielen soll, obsolet werden lässt. Der Gig vergeht wie im Flug und inzwischen ist bereits so viel los, dass vor der letzten Abrissbirne 'Cthulhu' Sänger Per erfreut feststellt, dass bei einem Sonntagskonzert in seiner Heimatstadt maximal eine Person aufgetaucht wäre, während es hier ziemlich voll sei. Soviel Offenheit belohnt das Publikum abschließend auch mit einem stürmischen Jubel und verabschiedet das Quintett mit einer Menge Beifall. VREDEHAMMER ist definitiv ein Name den man sich merken muss.

Nach zwei eher unbekannten Vorgruppen kommt für viel Besucher nun das erste Highlight auf die Stage. Die dritte und die zugleich härteste Band heute heißt
DER WEG EINER FREIHEIT. Diesen Satz kann man zwar nicht sooft in einen Konzertbericht einbauen, aber heute passt diese Aussage definitiv. Die einzige deutsche Band des Abends haut ohne große Umwege eine dunkle Soundwand nach der anderen heraus, denen eine ganz eigene Melodieführung

Innewohnt (so wie bei 'Ewigkeit'). Mittlerweile hat sich der Schlachthof sogar noch weiter gefüllt, so dass man meinen könnte, dass die Würzburger die Headliner des Abends sind. Gespielt werden zwar nur wenige Songs (die alle miteinander sehr intensiv sind), aber das ist mehr der Länge der einzelnen Kompositionen geschuldet, die darüber hinaus in einander übergehen und das Set so wie ein langer Schwarzmetall-Monolith erscheint. Der letzte Song 'Zeichen' wird mit einem gewissen Wehmut aufgenommen, Aber diese Tatsache zeigt lediglich, dass der die Bayern auf einem sehr guten Weg sind zum Aushängeschildern der deutschen Black-Metal-Szene zu werden, was vor einigen Jahren wohl noch fast niemand erwartet hätte. Als man das Projekt, das von Mitgliedern der Metalcore-Combo FUCK YOUR SHADOW FROM BEHIND aus der Taufe gehoben wurde, bestenfalls belächelt hat. Der Auftritt in Wiesbaden hat wieder einmal gezeigt wie gereift und erwachsen diese süddeutschen Extremisten geworden sind. Auch für mich gehören sie unbestritten zu den wichtigsten deutschen Kapellen, die es derweil im Schwarzmetall gibt.


Das sie immer noch kleine Fische im Vergleich zu den beiden Rockstars Satyr und Frost sind, legen wir euch im zweiten Teil dieser Rezension dar, wenn wir uns dem monumentalen Gig der Norweger von SATYRICON zuwenden. Seid gespannt!

wird fortgesetzt...

[Adrian]

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