Sonntag, 31. August 2014

Reingehört: Gebrechlichkeit "Glanz und Elend"



Manchmal ist es nicht so einfach die richtigen Worte zu finden. Im Falle der Niedersachsen (auch wenn es ein Solo-Projekt ist nutze ich den Plural, um auch die Live-Mitglieder abzudecken) von GEBRECHLICHKEIT erst recht nicht. Ihr Album "Glanz und Elend" bewegt sich nämlich auf einem Niveau, das bewusst den Otto-Normal-Metaller verstören soll und andererseits auch dem geneigten Extreme-Metaller zu unbequem sein kann.
Die Produktion ist dreckig bis rotzig und die Lyrics werden regelrecht in
das Mikrophon gekotzt. Mir persönlich sagt die Stimme überhaupt nicht zu, aber gerade im Lo-Fi-Schwarzmetalluntergrund wird Alleinherrscher Chaos mit seinem Organ bestimmt eine Menge Zuspruch finden (beziehungsweise gefunden haben, immerhin ist das Album bereits zwei Jahre alt). Instrumental gibt es aber durchaus auch für Ohren, wie die meinen, ein paar interessante Melodien zu hören ('Dämonophilie' ist da so ein Beispiel). Etwas platt eingebaut sind derweil die Samples, die teilweise komisch herausstechen und wie deplatzierte Fremdkörper wirken (das Gestöhne in oben genanntem Song ist so ein Beispiel). Außerdem gibt es auch mäßig mitreißende Zwischenspiele wie 'Anti Serafin', die eher wie Füllmaterial wirken als eine düstere Atmosphäre aufzubauen. Dabei lässt der Anteil an guten Riffs und Songstrukturen darauf schließen, dass es sich bei Chaos um einen durchaus fähigen Musiker handelt, der lediglich manchmal etwas zu dick aufträgt. Immer wieder werden nämlich die treibenden Black-Metal-Passagen von fahrigem Gedudel unterbrochen. Gegen Ende nimmt die Scheibe noch mal an Fahrt auf und zeigt sich mit traditionellen norwegischen Stärken von einer besonders ansprechenden Seite.



Insgesamt fällt aber die Beurteilung etwas durchwachsen aus. Die Stimme ist Geschmackssache, die Produktion gewollt roh, die Riffs und das Drumming sind teilweise klirrend kalt, die Songstrukturen sind dafür gelegentlich etwas konfus und die Samples sind in der Summe überflüssig und kontraproduktiv.
Unterstützer des deutschen Schwarzmetaller Undergrounds werden aber bestimmt eine Menge Freude haben und sollten sich "Glanz und Elend" für schlanke zwölf Euro bei der Band selbst bestellen.

[Adrian]

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