Es ist immer so eine Sache mit "Death Thrash". Gerade die moderne Variante dieses Subgenres ist gerne mal ein Deckmantel für Metalcore, Melodeath oder auch andere moderne Metalspielarten. Natürlich gibt es auch starke Vertreter wie MASTER oder DEVASTATION, die beiden Stilen glaubwürdig und unverfälscht gerecht werden. Aber der Großteil der Bands versteht es nicht, eine angemessene Produktion auf die Beine zu stellen und klingt dabei noch ziemlich generisch und steril. Die Italiener von RAGESTORM hingegen hängen mit ihrem Debüt-Album "The Thin Line Between Hope And Ruin" irgendwo dazwischen.
Denn einerseits nutzen sie zwar tatsächlich einige derbe Thrash und Death Riffs, die wirklich sehr gut sitzen, aber zum Anderen gibt es auch Aspekte, die einem Bauchschmerzen bereiten können. 'Idiocracy' zum Beispiel hat diese typischen Stakkato-Riffs wie man sie auch bei zeitgemäßen Brüllaffenbands findet und vor allem der Gesang ist eine seltsam unbehagliche Mischung aus ARCH ENEMY (was ganz cool ist) und HEAVEN SHALL BURN (was weniger cool ist). Auf der anderen Seite gibt es auch richtig tolle Stellen in dem Song bei denen man mit der Zunge schnallt. Coole Growls zum Beispiel, die viel zu selten einsetzt werden und starke Melodien, die sich gut im Gehörgang einnisten können.
Leider ist das bei fast allen Songs der Platte so, hier eine starke Rifffolge und dann wieder ein überflüssiger Breakdown. Das, was aber die meisten Death-Thrasher vor den Kopf stoßen wird ist das viereinhalbminütige Zwischenspiel 'Hari Seldon's Speech'. Eine Person, höchstwahrscheinlich ein Sprecher der "Foundation"-Figur Hari Seldon vertont, philosophiert über die Probleme der Menschheit und dazu läuft eine Mischung aus einer Art Metal gemischt mit Dubstep (oder irgendwas aus der Elektro-Richtung). Klingt furchtbar? Ja, vielleicht. Aber ist erschreckenderweise der beste Titel der Scheibe. Wohl auch weil hier keine ARCH-SHALL-BURN-Vocals vorkommen und der Sermon von Seldon sogar ganz interessant ist. Der Titeltrack im Anschluss ist dann wieder ein Dämpfer, denn er ist der Prototyp für uninspirierten Melodic Death Metal ist. Technisch läuft zwar alles gut, aber an der kreativen Front muss echt noch gearbeitet werden. Denn es ist schade um die tollen Soli (Extralob für den Lead-Gitarristen) und die vielen guten Ideen, dass man sie mit stereotypen Stilmitteln und modernen Anbiederungen verkleistert.
Ich hätte wirklich gerne positivere Worte für die Südländer übrig, aber das kompositorische Füllmaterial ist an allen Fronten hörbar. Bitte beim nächsten Album mehr RAGESTORM und weniger Mainstream Metal aus dem Legobaukasten. Und vor allem mehr Growls! Anzi Growls, Signore Marke!
[Adrian]
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