Wenn mich jemand spontan danach fragt, welche Kapellen ich
zu meinen Lieblingsbands zähle, dann sind fast immer auch MOTÖRHEAD dabei und
das bereits seit vielen Jahren. Zugegeben, das ist jetzt wohl keine wirkliche Überraschung,
denn immerhin genießt die britische Kult-Truppe und im Speziellen ihr Frontmann
Ian Lemmy Kilmister ein Ansehen in der Metal-Szene wie keine andere Band.
Kaum
ein vergleichbarer Musiker wird quer durch die Sub-Genres weg so verehrt wie
der 67-jährige. Von Death-Metallern und Schwarzheimern über Power-Metaller bis hin
zu Punkern und Rockabillies hört man fast nur Positives über die Hardrock-Institution.
Ich selbst machte durch Schulfreunde Bekanntschaft mit MOTÖRHEAD
und war schnell angetan von Songs wie (natürlich) 'Ace Of Spades' oder 'The
Game', was der Wrestler Triple H damals als Einmarschmusik nutzte. Das klingt
jetzt vielleicht nebensächlich aber als Wrestling-Fan waren die Intros von Pay-Per-Views,
Kämpfern und Einspielern eine gute Quelle um auf neue Musik zu stoßen. Immerhin
kam ich auch so zu meiner ersten selbst-gekauften CD KID ROCKs 'American Bad Ass', die 2000 als Einzugsmusik des Undertakers diente.
Im Gegensatz zu den Nu-Metal-Nasen, die damals vorrangig den
Soundtrack zum Geprügel lieferten, hinterließen MOTÖRHEAD einen nachhaltigeren
Eindruck bei mir. Schnell holte ich mir mit "Bastards" mein erstes
Lemmy-Album und war schon gut angefixt von der Band, auch wenn mir auf dieser
Scheibe etwas die Hits gefällt hatten. Trotzdem sammelte ich weiter fleißig die
CDs der Briten und bekam dann schließlich mein Lieblingsalbum 2004 vorgelegt.
"Inferno" holte ich mir damals sogar recht zeitnah nach dem Release,
während eines Urlaubs in Italien für 20 Euro. Ich zögerte zwar kurz wegen dem
Preis, denn zu Hause hätte ich es bestimmt wesentlich günstiger bekommen, aber
warten wollte ich halt auch nicht. Zum Glück musste ich den Kauf dann auch nicht bereuen. Dieses
Album ist nämlich wohl eine der metallischsten und schnellsten Scheiben, die
MOTÖRHEAD in ihrer langen Karriere veröffentlicht haben. Allein schon das Cover
das Bandmaskottchen Snaggletooth in glühendes Metal hüllt, beweist wie massiv
diese LP ist.
Die Videoauskopplung 'Life's A Bitch' ist da eigentlich
relativ untypisch, denn sie ist noch am ehesten ein klassischer MOTÖRHEAD-Rocker,
auf wenn hier mehr Feuer im Arsch ist als sonst. Favorit von der CD ist und war
jedoch der zweite Track 'Killers' dessen prägnanter Titel, schnörkelloser Beat
und eingängiges Riffing starken Eindruck bei mir hinterließen. Der Song und
auch das ganze Album sind so auch dafür verantwortlich, das letztlich mein
Interesse an Metal vollends die Überhand gewonnen hat und andere Genres wie
Alternative oder auch Indie-Rock, die ich damals auch noch hörte, letztlich an
Bedeutung für mich verloren.
Die Lorbeeren für das "Inferno"-Album wollte Lemmy
übrigens nie allein einstreichen, da er es selbst oft als Mikkey-Dee's Album
bezeichnet hat. Allerdings erklärt das auch so einiges, denn der Drummer Mikkey
hat im Gegensatz zu Lemmy, der sich nie als Teil der Heavy Metal gesehen hat,
eine schwermetallische Vorgeschichte und auch schon bei so renommierten Truppen
wie KING DIAMOND oder auch DOKKEN die Schießbude bedient. So ist der harsche
und schnelle Sound der Scheibe eigentlich keine große Überraschung mehr. Welchen
Stellenwert "Inferno" für MOTÖRHEAD einimmt, beantwortet Lemmy in
einem Interview mit dem OX Fanzine wie folgt:
"Wir machen aber immer alles gleich. Aber ich glaube,
wir haben mit "Inferno" den größten Fortschritt gemacht. Das liegt
aber sicherlich auch an Cameron Webb, dem Produzenten aller drei Alben. Er ist
eine großartige Hilfe für uns."
Weiterentwicklung im Alter ist also auch bei den seit fast 40
(!) Jahren aktiven MOTÖRHEAD kein Fremdwort. Auch wenn ich sagen muss, dass die
direkten "Inferno"-Nachfolger "Kiss Of Death" und "Motörizer"
nicht einen solchen Eindruck bei mir hinterlassen haben wie das angesprochene "Inferno",
das ähnlich wie der thematisierte Track 'Killers' seinem Namen aller Ehre macht.
Ob es noch mal so ein Album wie "Inferno" geben wird, bleibt
abzuwarten, aber nächstes Jahr wäre es zum 10-jährigen Jubiläum der Scheibe
eigentlich mal angebracht Mikkey Dee ein weiteres Mal die Führung zu überlassen.
[Adrian]
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