Montag, 16. Mai 2022

Reingehört: Panzerkrieg 666 - "EP 2022" (self-titled)

Wer sich nur auf Alben konzentriert und die gute alte EP links liegen lässt, sollte wissen, dass ihm dadurch einige gute Bands durch die Lappen gehen könnten oder er sie erst deutlich später kennen lernen wird. Im Falle von PANZERKRIEG666 wäre das besonders ärgerlich. Denn die beiden Herren aus NRW sind schon jetzt ein heißer Anwärter auf den Extreme Metal Newcomer 2022. Ihre selbst-betitelte Debüt-EP ist gerade erschienen, wobei die beiden Musiker dahinter bei Leibe keine Frischlinge sind.
Im Gegenteil, Multi-Instrumentalist HvS und sein Frontmann MvM spielen seit Jahren zusammen bei dem Tech-Death-Urgestein WARFIELD WITHIN (ob sie
explizit von dieser Truppe auch die Kriegsthematik übernommen haben ist nicht überliefert). Wer nun diese Truppe nicht kennt, kann vielleicht mit den ebenfalls technisch bis brutalen Todesmetallern von PHOBIATIC mehr anfangen, wo die beiden Herren ebenfalls aktiv sind. Man könnte jetzt noch einige Bands mehr erwähnen, wo die beiden Musiker ihr Können unter Beweis stellen (oder es in der Vergangenheit getan haben), aber das würde den Rahmen sprengen. Nur so viel: sie gehören seit vielen Jahren zu den sehr aktiven Mitgliedern der NRW-Death-Metal-Szene. Vielleicht weil man so eine große Vorgeschichte mit technischem Death Metal hat, hat es die beiden Musikanten dieses Mal in eine ganze andere Richtung gezogen. Denn mit PANZERKRIEG666 beschreitet man völlig andere Pfade. Black Metal ist dieses Mal die Waffe der Wahl und viele BM-Puristen werden möglicherweise nach meiner Einleitung mit der Stirn gerunzelt haben. Bleibt aber bei mir. Denn wir reden hier von zwei Vollblutmusikern, die bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten extreme Musik machen
 und ihr Handwerk entsprechend verstehen. Dies ist kein billiger Versuch auf irgendeinen Hype aufzuspringen und schnell ein paar Euro mitzunehmen (da gibt es ganz andere Beispiele). Man merkt den fünf Titeln durch die Bank an, dass die beiden Mitglieder so richtig Bock auf den Scheiß haben, den sie spielen. Die Scheibe ballert von Sekunde Eins an brutal durchs Unterholz und verschwendet keine Zeit mit Zwischenspielen oder Samples. MARDUK, ENTHRONED und 1349 scheinen hier an allen Ecken und Enden durch und das ist bei Leibe nichts verwerfliches. Denn das Duo schafft es diese Einflüsse geschickt mit ihrem brutalen Death Metal Background zu verbinden. Sound-technisch scheint dieser Hintergrund zwar eigentlich nie so richtig durch, aber wenn man es weiß, kann man diesen gewissen Vibe spüren, den sie mit an den Tisch bringen. Das ist schwer zu beschreiben, aber schlägt sich in einer unheimlich tighten Präsentation und einer satten bis brachialen Produktion nieder. Letztere lässt zwar dezent durchblicken, dass sie im Home Recording umgesetzt wurde. Nichtsdestotrotz muss sich der Mix nicht vor anderen Szenewerken verstecken. Ehrlich gesagt, trägt der manchmal etwas ungehobelte Schlagzeug-Sound dazu bei dem Erstwerk mehr Charakter zu verleihen und es nicht so klinisch klingen zu lassen, wie es bei anderen Kapellen mit viel Double-Bass-Einsatz der Fall ist. Die Vocals sind übrigens ein fauchendes Scream-Fest, das halbwegs verständlich gehalten ist, zumindest wenn man sich darauf einlässt. Beim nebenbei hören, würdet ihr aber nicht merken, dass der letzte Track auf Deutsch gesungen wird (im Grunde sind ja die letzten beiden Titel 'Hiding Assassins' sogar identisch und unterscheiden sich durch die Sprache der Lyrics). Die enthaltene Bandhymne 'Panzerkrieg 666' ist übrigens der Song mit dem meisten Hit-Potenzial und sollte es das Duo in Zukunft auf die Bühne schaffen, sehe ich schon vor mir, wie die erste Reihe die Faust ballt, die Arme in die Höhe streckt und begeistert den Chrous "Panzerkrieg! 6-6-6! Infernal War!!" mitschreit.
Alles in allem ist die Debüt-EP von PANZERKRIEG666 ein rundum gelungener Einstand! Alle Songs gehen wunderbar ins Ohr, sind dabei herrlich brutal und finden stets die perfekte Balance zwischen subtilen Melodien und exzessivem Blast-Beat-Attacken. Die Songs rasen wie eine einzige Mörsergranate beim ersten Durchlauf am Hörer vorbei, aber entfalten mit jedem weiteren Durchgang ihre wahre Macht. Selten war knüppelharter Black Metal so zugänglich wie hier. Wenn ihr also etwas mit den oben genannten Referenzen anfangen könnten schnappt euch diese EP und lasst das Sperrfeuer auf eure Trommelfell niederprasseln. Ich kann es kaum abwarten bis das vollwertige Debütalbum der beiden Krieger erscheint. Bei einer Full-Length bin ich dann auch gespannt, ob man mehr Varianz reinbringen wird. Denn eine Viertelstunde kompromissloses Geballer geht auf jeden Fall noch klar, aber bei 35 bis 40 Minuten kann es schnell zu einem zähen akustischen Stellungskrieg kommen. Wenn ich mir jedoch die bisherige Klasse der beiden Musiker anschaue, muss man sich darüber höchstwahrscheinlich wenig Sorgen machen. 
Das Digipak könnt ihr seit dem 22.04.2022 bei Human Noise Records erwerben.

 [Adrian]

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