Freitag, 4. Februar 2022

Reingehört: Spreading Miasma EP (self-titled)

Ich hätte schon fast nicht mehr damit gerechnet, dass zu meinen Lebzeiten ein neuer Release der hessischen Death-Metaller von SPREADING MIASMA das Licht der Welt erblickt. Denn nachdem 2012 ihre Debüt-EP "Illumination" erschien, spielte man sich zwar über Jahre hinweg die Pobacken wund, aber es gab kein neues Futter für die heimische Anlage. Das Erscheinen eines neuen Lebenszeichens der Gießener Band wurde für mich immer mehr zu einem Running Gag á la Duke Nukem Forever oder "Chinese Forever" von GUNS N ROSES. Aber genauso wie die genannten Referenzen musste auch dieser Witz irgendwann einmal ein Ende haben und so erscheint nach fast genau einer Dekade mit der selbst betitelten EP nun endlich der Nachfolger zu "Illumination". Es versteht sich von selbst, dass ich hier ein Ohr riskieren muss. 
Es mag unglaublich klingen aber dies ist auch der erste Release mit Bandaushängeschild und Frontmann Nico alias General Blast, der ja erst kurz nach dem Release der Debüt-EP zur Kapelle dazugestoßen war. Da macht es natürlich Sinn den Opener direkt auch mal 'General Blast' zu nennen und den "Neuzugang" entsprechend vorzustellen. Aber

bevor wir schon jetzt zu tief ins Thema einsteigen. Hier noch ein paar Eckpunkte. Ziemlich genau 22 Minuten und zwei Sekunden Spielzeit erwarten den geneigten Hörer (was witzigerweise exakt dem Release-Jahr und Monat entsprechen), die sich wiederum auf fünf Titel verteilen. Es handelt sich übrigens bei diesem mittelhessischem Kollektiv ausnahmsweise einmal nicht um Old-School Death Metal (wie es auf diesem Blog zu 95% der Fall ist wenn es um Todesstahl geht). Nein, das Quartett spielt Technical Death Metal und wer mich kennt weiß, dass ich eigentlich gar nichts mit diesem "Rumgefrickel" anfangen kann. Im Falle von SPREADING MIASMA mache ich allerdings sehr gerne eine Ausnahme denn ihre Tracks sind zwar technisch, aber das geschieht nie aus einem Selbstzweck heraus, sondern man stellt die Gitarrenakrobatik stets in einen song-dienlichen Gesamtkontext. Besonders bei 'Possessed' oder auch 'Hybris Divine' merkt man wie logisch sich technischer Anspruch mit ungestümer Brutalität verbindet, um zwei gnadenlose Nackenbrecher zu erschaffen, die vor allem live dazu führen dürften, dass man vor der Bühne ordentlich Alarm im Pit machen möchte. Besonders die Geschwindigkeit und die grollenden Shouts muss man hier gesondert herausstellen, die trotz ihrer modernen Präsentation weit weg von Deathcore und Djent zu verordnen sind und dafür umso härter aufs Fressbrett hauen. 'Regret' ist derweil ein Titel, der sich eher an klassische Technical-Death-Fans richtet. Die Riffs sind äußerst verspielt und sollten vor allem Freunden von NECROPHAGIST und OBSCURA gefallen. Für meinen Geschmack hätte man hier hätte etwas straighter zur Sache gehen dürfen, aber nichtsdestotrotz gefallen mir die Harmonien und Melodien, die von den Klampfen aufgebaut werden äußerst gut. Einzig das Drumming klingt mir hier etwas zu steril und ist für meinen Geschmack auch einen Hauch zu stark getriggert worden. Beim abschließenden 'Void Creation' sind die genannten Punkte allerdings schon wieder gar kein Thema, da hier alle Stärken der Hessen wunderbar ineinandergreifen und man ein herrlich eingängiges Riff-Orchester heraufbeschwört, das nach deutlich mehr als nur einem Gitarristen klingt. Auch hier möchte ich noch einmal ausdrücklich die Atmosphäre loben, die man mit ein wenig Melodiearbeit und cleveren Arrangements erzeugt. Das alles ergibt einen herrlichen Ausklang für diese EP.


Alles in allem ist die neuste EP von SPREADING MIASMA die Warterei mehr als Wert gewesen. Alles was Fans an den Kapelle mögen, bekommen sie hier in Reinform geboten. Allerdings sollten sich hiermit auch neue Hörer gewinnen lassen, denn bei dem relativ stagnierenden Death-Metal-Sound in vielen Bereichen der Szene, wirken diese fünf Lieder wie ein geradezu frischer Wind, der natürlich sehr deutlich von technischen und brutalen Todesbleivorbildern beeinflusst wurde. Wer ein radikaler Verfechter der alten Schule ist und generell jede stilistische Entwicklung nach "Human" von DEATH ablehnt, der kann sich das Antesten sparen, aber alle anderen sollten dieser EP zumindest einen Durchlauf gönnen, denn sie macht Lust auf mehr. Hoffen wir also, dass es bis zur nächsten EP (oder vielleicht sogar Full-Length) nicht noch einmal zehn Jahre dauert.
Seit dem 02.02.2022 gibt es die EP auf der Bandcamp-Seite von SPREADING MIASMA für kleines Geld digital zu erwerben. 

[Adrian]   

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