Donnerstag, 9. Dezember 2021

CD-Review: Vomit Spell "self-titled"

VOMIT SPELL machen so wenig Kompromisse wie ich es selten bei einer Deathgrind-Band gesehen habe und "Kompromisbereitschaft" ist generell keine Tugend in diesem Subgenre. Ihr selbst-betiteltes Debütalbum macht dort weiter wo die erste Demo aufgehört hatte.
Ihr kennt NAPALM DEATH? Ihr feiert NAPALM DEATH? Ihr liebt aber nur die ersten drei Alben
und wünscht euch einen Dreher, der die Stärken dieser drei Klassiker in sich vereint? Dann sperrt die Ohren besonders weit auf, denn dieses Werk fängt die Essenz des frühen Grindcore und Old-School Deathgrind perfekt ein. Denn auch wenn man oftmals das Gaspedal in Richtung Asphalt drückt, merkt man in fast jedem Song, dass die Mainzer auch ein schwere, walzende Seite haben, die man immer wieder für einzelne Ausbrüche konterkariert. Das Riffing in genannten Trommelfeuer ist dabei an sich recht simpel gehalten und besteht meist aus überdrehten Krustenpunk-Exzessen, die so schnell wiedergegeben werden, dass es selbst erfahrene Deathfest-Freunde schwindelig werden könnte. Die Geschwindigkeit ist wirklich absurd hoch in manchen Bereichen, was durch den im Verlauf des Albums immer stärker betonten Kontrast zu den sludigen Abschnitten, besonders eindrucksvoll auffällt. Allerdings sind die Anleihen aus Death Metal, Grind und Crust nur eine Seite der Medallie, im Verlauf der Spielzeit baut sich über das Album ein unterschwelliger, düster werdender Vibe auf, der mich schon fast an War Black Metal Bands wie ARCHGOAT erinnert, aber nur ganz dezent - das Fundament bleibt Death und Grind. Die Atmosphäre und besonders die Produktion versetzen den Hörer gedanklich zurück in die späten Achtziger Jahre, wo in einem versifften autonomen Jugendzentrum eine Gruppe wütender Teeanger ihre Instrumente verprügelt. Da passt es beispielsweise, dass man die bellenden Vocals etwas zu weit runtergedreht hat und sie trotzdem übersteuert klingen. Das verleiht dem Dreher einen gewissen Proberaum-Demo-Charme.         


Alles in allem kann man den vier Herren von VOMIT SPELL zu dieser Full Length nur gratulieren. Sie haben es geschafft ein Extreme-Metal-Debüt in den 2020ern abzuliefern, das tatsächlich das Lebensgefühl eines alten Earache-Releases eingefangen hat. Man hört sich das Teil an und denkt sich nicht nur: "Da hatte wohl jemand Lust einer Old-School-Band Tribut zu spenden." - Nein! Das klingt tatsächlich wie eine wiederentdeckte Platte aus dem Jahr 1988, die damals versehentlich verloren gegangen war und erst 2021 veröffentlicht werden konnte. Hier gibt's so viele bekannte aber auch geile Song-Strukturen zu finden, dass ich eigentlich gar keine Lust habe dieses Review weiterzuschreiben  Ich möchte mich lieber in einen Moshpit stürzen und mich in einem besetzten Haus mit drei Crust-Punks wegen einem Hansa Pils prügeln. Also zögert nicht lange und hört in VOMIT SPELL rein oder fahrt zur Hölle!
Seit 29.10.2021 gibt es den Download, die CD und die Kassette bei FDA Records.

8 von 10 Punkten

[Adrian]

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen