Freitag, 21. Mai 2021

CD-Review: Deathswarm "Forward Into Oblivion"


Sorry, aber ich muss eines vorneweg loswerden. Sowohl das Logo von DEATHWARM als auch das Artwork zu ihrer neuen Platte "Forward Into Oblivion" sind alles andere als ansehnlich. Ich weiß, es ist Death Metal und da werden 98% der Weltbevölkerung keine Schönheit darin erkennen. Allerdings sieht hier sowohl das Logo als auch das Plattencover aus wie aus der Photoshop-Hölle der frühen 2000er. "Aber es kommt doch auf den Inhalt an!", werden jetzt wieder viele von euch protestieren und ihr habt damit selbstverständlich Recht. Wenn ihr jedoch ehrlich zu euch selbst seid, fallen euch bestimmt auf Anhieb ein paar Releases ein, die ihr zuerst verschmäht habt, weil sie optisch nicht ansprechend waren, obwohl euch die Musik hätte gefallen können. Genau so ging es mir mit der vorliegenden Promo.
Sie lag nun bestimmt ein paar Wochen ungehört bei mir herum und ständig habe ich mir gedacht: "Ich sollte da echt mal reinhören, aber das sieht so schäbig aus." Dieser Gedanke ging mir immer wieder durch den Kopf. Allerdings handelt es sich auch wiederum um einen Release aus dem Hause F.D.A. Records und wenn es ein Label in Deutschland gibt, das für Qualität steht dann diese Brandenburger Todesstahlschmiede. Nachdem ich mich dann also doch überwinden konnte diesen

Dreher in den CD-Player zu schmeißen, wird mir schnell klar, das hier tatsächlich der Inhalt in keinem Verhältnis zur Aufmachung steht. Denn der traditionelle Schwedentod der fünf Skandinavier ist kriminell gut. Natürlich wird es jetzt wieder Leute geben, die sagen: "Das ist doch auch nur Stockholmer OSDM, wie wir ihn schon so oft in den letzten Jahren gehört haben!" Allerdings lohnt es sich dennoch hier ein Ohr zu riskieren. Denn die Art und Weise wie sie diese Stil interpretieren ist sehr eindrucksvoll und äußerst authentisch ohne direkt abzukupfern. Das kann man zum Beispiel mit den ENTRAILS vergleichen, die ebenfalls einen sehr ausgereiften Death Metal spielen. Dennoch, kann man das wirklich vergleichen? Immerhin sind die genannten Kollegen keine echte Revival-Band und waren bereits Anfang der Neunziger am Start - auch wenn sie damals nichts veröffentlicht hatten. Witzigerweise kann man genau hier Parallelen ziehen. Denn ein Großteil der Todesschwarm-Mitglieder waren bei der ersten großen Death-Metal-Welle Anfang der 1990er mit dabei. Allerdings mit ihrer anderen Death-Metal-Kapelle SARCASM, die auch (wieder seit 2015) existiert und sich mittlerweile auch für Black- und Melodic-Death-Elemente geöffnet hat. Das sich die Musiker nicht scheuen etwas von der Standardformel abzuweichen, merkt man (obgleich in wesentlicher dezenterer Form) auch auf 
"Forward Into Oblivion". Stilistisch verirren sich in diese grobe Death-Mettwurst auch vereinzelt akustische Gitarren oder leichte melodische bis atmosphärische Riff-Akzente. Dieser durchdachte Mix funktioniert sehr gut - was auch die Tatsache beweist, dass man auch nach knapp 50 Minuten Spielzeit von diesem Album noch nicht genug hat und sich die neun Tracks gerne direkt ein zweites Mal anhört. 


Alles in allem passt hier die alte Weisheit "Beurteile ein Buch niemals nach seinem Einband" - denn auch wenn dieser bei "Forward Into Oblivion" irre hässlich ist, verbirgt sich darin ein großartiges Stückchen Death Metal, das man nicht verpassen sollte. DEATHSWARM sind Experten ihrer Kunst und zeigen wie wichtig Erfahrung sein kann, um einer bekannten Formel noch einmal einen neuen Dreh zu verleihen. Wenn ihr echte Schwedentod-Fans seid, dann solltet ihr diese Veröffentlichung auf jeden Fall nicht links liegen lassen, aber auch Menschen, die etwas übersättigt von Old-School Death Metal sind, könnten durch diesen Release wieder Lust auf die Alte Schweden-Schule bekommen. Kurzum, hört einfach rein, verschwenden werdet ihr eure Zeit mit diesem Album keinesfalls.
Seit dem 16.04.2021 gibt es das Album als CD, Vinyl und Download bei F.D.A. Records

8,5 von 10 Punkten

[Adrian]


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