Samstag, 29. Mai 2021

CD-Review: Dynamation "Paranormal Isolation"

Aktuell trage ich alle meine Tonträger bei Discogs ein und da fiel mir auch die CD von DYNAMATION in die Hände. Ich denke etwas nach und dann fällt es mir schlagartig wieder ein. "Mist, die wollte ich doch auch noch rezensieren!", geht es mir durch den Kopf und wieder einmal muss ich an meinen Pile of Shame denken, den ich noch abarbeiten muss. Mit einem mehr als schlechten Gewissen schnappe ich mir also "Paranormal Isolation" und schmeiße es in meinen CD-Player. 
"Wer ist eigentlich DYNAMATION?", fragt sich jetzt bestimmt der eine oder andere von euch. Bei dieser Death-Metal-Kapelle handelt es sich um ein Leipziger Duo, das seit fast neun Jahren zusammen musiziert. "Paranormal Isolation" stellt die erste  Full Length und den zweiten von mittlerweile drei Releases der Sachsen

dar. Mit knapp 44 Minuten Spielzeit hat der neuste Output eine angenehme, leicht konsumierbare Länge und verspricht reinste Death-Metal-Hausmannskost ohne Schnickschnack. Die Aufgaben innerhalb der Band sind klar verteilt, Thomas kümmert sich um die Vocals und Reno um den Rest. Aktuell wird kein Drummer auf ihrer Metal-Archives-Seite gelistet (der letzte Schlagzeuger hat der genannten Seite zu Folge die Band 2017 verlassen). Da liegt die Vermutung nahe, dass es sich auf dem aktuellen Release um einen Drum-Computer handelt und auch wenn ich keine Angaben dazu finde, würde ich meine Hand fast dafür ins Feuer legen wollen, dass das Schlagzeug aus dem Rechner kommt. Allein der Klang der Anschläge ist sehr mechanisch und zu homogen für eine menschliche Schießbude. Wie dem auch sei, in jedem Fall konterkariert der klinische Drum-Sound das ansonsten traditionelle Death-Metal-Brett. Diese Arrangements erinnern mich an die süddeutsche Todesstahl-Legion CASKET und bilden einen Hybriden aus klassischem Old-School und technischem Brutal Death Metal. Dieses Konzept funktioniert mal besser, mal schlechter - was jeweils auch vom Tempo abhängt. Gerade in den schnelleren Passagen zeigen sich die Stärken des Duos, während bei Midtempo-Parts das Drumming schon negativ störend ins Auge fällt. 
Die Growls gehen über weite Strecken in Ordnung und sind überraschend gut verständlich für die tiefe Stimmlage. Allerdings wirkt diese Klangfarbe auf Albumlänge auch dezent eindimensional. Ein wenig mehr Varianz beim Einsingen hätte den Tracks sicherlich nicht geschadet. 
Alles in allem ist es nicht notwendig weiter ins Detail zu gehen, da "Paranormal Isolation" in sich sehr homogen ist und fast nie den todesmetallischen Erwartungshorizont verlässt - wobei die letzten Songs partiell ein wenig aus dem Raster fallen und deswegen zu den spannendsten Vertretern der CD gehören. DYNAMATION ist eine Band, die man wunderbar nebenbei hören kann, wenn man Bock auf Death Metal, aber keine Lust auf ausgefallene Experimente hat. What you see, ist what you get: 100% Prozent Death Metal ohne Kompromisse. Da muss jeder für sich selbst entscheiden ob ihm das reicht oder ob er mehr Überraschungsmoment in seinem Extreme Metal haben will. Lobend möchte ich aber noch die Klampfen erwähnen. Gitarrentechnisch kann man hier nämlich überhaupt nicht meckern. Jedes Riff animiert zum Kopfschütteln, auch wenn man hier keine technische Raketenwissenschaft betreibt, sondern es in allen Belangen bodenständig hält. Wenn man jetzt noch den (vermeintlichen) Drum-Computer ausblenden kann, kann man durchaus Spaß mit dem Album haben. Wer jedoch über die Jahre schon jede Menge Death Metal durch seine Gehörgänge gejagt hat, wird es etwas schwerer haben mitgerissen zu werden.
Sollte eure Neugier geweckt worden sein, dann holt euch das Album auf Bandcamp, wo es seit dem 01.02.2019 auf euch wartet.

6 von 10 Punkten

[Adrian]   

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