Montag, 2. Juni 2014

Angehört: Blut aus Nord - P.H.O.B.O.S.


Die letzten drei Alben der französischen Schwarzmagier von BLUT AUS NORD waren echte Meisterwerke. Aber die Kreativbolzen sind dafür bekannt ziemlich rastlos zu sein und hauen immer wieder neue Releases raus. Aktuell haben die Franzosen zusammen mit den Landsleuten von P.H.O.B.O.S. ein Gemeinschaftsprojekt am Start, das sie passend zum Sommeranfang veröffentlichen werden. Allerdings sollte man keine lockeren Sommerhits auf "Triunity" erwarten.

Die drei Songs von BLUT AUS NORD sind düster und bedrohlich wie man es von
den Westeuropäern gewohnt ist (auch wenn Gewohnheit ja eigentlich ein Fremdwort bei der französischen Wundertüte ist). Im Grunde machen die Normannen genau da weiter, wo sie mit ihrer 777-Trilogie aufgehört haben. Aus den Boxen dröhnt atmosphärischer Ambient Metal mit einer stärkeren Betonung der schwarzen Wurzeln der Band, gerade der dritte Titel 'Némeïnn' ist eine bleischwere Black-Metal-Walze geworden. Dann wieder schweben geradezu sphärisch singende Riffs über einer düsteren Mauer aus CELTIC-FROST-artigem Doom, was in dieser Kombination einen herrlichen Kontrast ergibt, wie man ihn beispielsweise bei 'Hùbris' beobachten kann. Insgesamt ist die  BLUT-AUS-NORD-Hälfte ein echtes Meisterwerk und knapp 20 Minuten beste Klangkunst von unseren westlichen Nachbarn.

P.H.O.B.O.S. sind eigentlich keine Black-Metal-Band, sondern verbauen in ihrem Sound vor allem Doom und industrielle Metal-Elemente. Dennoch ergänzen sie den Sound von BLUT AUS NORD perfekt. Sie erreichen zwar nicht ganz die Intensität der Split-Kollegen und erinnern teilweise stark an die Elektro-Experimente der Earache-Bands von vor fast zwei Jahrzehnten (passenderweise hat ja auch BLUT AUS NORD auf der letzten EP "Debemur MoRTi" einen Titel von PITCHSHIFTER verwurstet), aber schlecht ist das was die Pariser machen deswegen noch lange nicht. Sie sind ebenso exzentrisch und bizarr wie andere Avantgardisten und scheinen einen leicht noisigen Sound zu  bevorzugen. Die drei Songs, die alle haargenau je sieben Minuten lang sind, sind nichts für Fans von Easy-Listening, sondern progressive Extremisten.


Die abschließende Frage, ob es sich lohnt diese EP anzuschaffen, kann ich mit einem klaren "Ja" beantworten. Mit knapp 41 Minuten bekommt man hier Value for Money und im Grunde eine vollwertige Full-Length, die sich trotz der zwei verschiedenen Interpreten recht homogen anhört. BLUT AUS NORD gefallen mir zwar, wie bereits erwähnt, ein wenig besser als P.H.O.B.O.S., aber letztendlich bleibt das Geschmackssache. Wer Atmosphäre und schwere Gitarren mit einem Schuss Industrie zu seinen Lieblingsklängen zählt, ist bei "Triunity" auf jeden Fall gut aufgehoben.
Dieser hypnotische Alptraum darf ab dem 20. Juni bei Debemur Morti Productions geträumt werden.

[Adrian]

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