Montag, 18. März 2013

Song Of The Day: Dissection 'Where Dead Angels Lie'


Der heutige Song Of The Day ist zur Abwechselung mal ein Track, der auch von der Allgemeinheit der Metal-Szene als Klassiker angesehen wird. Und wenn ich sage Allgemeinheit, meine ich auch Allgemeinheit. Denn 'Where Dead Angels Lie' von DISSECTION ist einer der Titel auf den sich sowohl  Schwarzheimer, Deather und sogar zum Teil traditionsbewusste Metaller einigen können.
Die Begeisterung für diesen Track ist so genre-übergreifend, dass DISSECTION weder in Death-Metal-Specials der Metal-Journalie erwähnt werden, weil man sie dort eher der schwarzen Klangkunst zuordnet werden, noch in den Black-Metal-Ranglisten auftauchen, da man da  paradoxerweise davon ausgeht, dass es sich bei DISSECTION um eine Todesblei-Band handelt. Vielleicht versuchen alle Szenen sich auch nur elegant der Kontroverse zu entziehen, die seit der Verurteilung des Bandkopfs wegen Beihilfe zum Mord um die Band grassiert. Natürlich muss man die Taten und Aussagen des Bandchefs Jon Nödtveidts (der 2006 Selbstmord begangen hat) nicht gut heißen und auch ich kann nur wenig mit seinem anti-kosmischen Gedöns anfangen. Allerdings war es überhaupt erst diese allgemeine Diskussion, die 2006 anlässlich des Releases der letzten DISSECTION Full-Length "Reinkaos" entbrannte, die mich dazu veranlasste mich näher mit dieser Band zu beschäftigen und trotz aller Vorurteile mal zu schauen, was die Truppe musikalisch so zu bieten hat.


 Will man sich mit DISSECTION beschäftigen kommt allerdings nicht an dem Album-Monolithen "Storm of the Light's Bane" vorbei und so bestellte ich mir per Mailorder die CD (die ich erst im zweiten Anlauf erhielt, nachdem beim ersten Versand mir lediglich die CD-Hülle geliefert wurde). Das Album war der erwartete Knaller und wie so viele andere Hörer des Albums hat mich dabei ein Song besonders umgehauen. 'Where Dead Angels Lie' ist einer der besten Songs, die ich je in meinem Leben als Metal-Fan hören durfte und überzeugt durch eine unsterbliche Melodie-Führung, eine gänsehaut-erzeugende Atmosphäre und das einmalige Organ des Fronters Nödtveidts. Überhaupt war Nödtveidt ein musikalisches Genie, das bereits im Alter von 14 Jahren mit seiner Thrash-Band RABBIT'S CARROT erste Erfahrungen sammelte und nicht mal zwei Jahre später bereits mit den ersten Aufnahmen von DISSECTION aufwarten konnte. Mit gerade 20 Jahren hatte er dann bereits zwei Studioalben am Start und war eine der großen Hoffnungsträger der skandinavischen Metal-Szene. Sein Stil beeinflusste maßgeblich die schwedische Szene und leistete ihren Beitrag zur Entstehung des Melodic Death Metal, der heute leider nicht mehr viel mit dem Erbe DISSECTIONs zu tun hat, was vielleicht auch daran liegt, weil Mitte der 1990er es doch anders kam als erwartet.
Nödtveidt entschied sich dem Beispiel der norwegischen Black-Metaller zu folgen und machte Ernst. Wegen Beihilfe zum Mord an einem Homosexuellen wurde Nödtveidt zu 10 Jahren verurteilt und wurde 2004 auf Bewährung entlassen. 
Danach starteten DISSECTION wieder durch und kamen 2006 mit einem neuen Album namens "Reinkaos" zurück. Stilistisch hatte man sich inzwischen aber etwas verändert. Denn der bis dato eigenständige Melo-Death hatte sich etwas den Kollegen aus Göteborg angepasst und auch viele traditionelle Schwermetall-Elemente fanden Eingang in die Musik der Anti-Kosmologen. Auch wenn ich persönlich kein Problem damit hatte und das Album sehr schätzte (und es auch immer noch gern höre), kam es weder bei der Szene-Basis noch bei der Presse gut an und führte letztendlich wohl auch zur Auflösung der Band kaum ein Monat nach dem Release. Ob es auch für den rituellen Selbstmord Nödtveidts verantwortlich ist, kann nur spekuliert werden, aber auszuschließen ist es nicht. Klar ist aber dass der musikalische Nachlass und im speziellen 'Where Dead Angels Lie' niemals vergessen werden sollte und auch in den nächsten 20 Jahren Metaller genre-übergreifend begeistern wird.
Erschienen ist der Song übrigens 1996 auch auf einer eigenen EP bei Nuclear Blast, die mit interessanten Cover-Versionen von SLAYER und TORMENTOR aufwarten kann.

[Adrian]

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