Es ist schon eine Weile her, dass ich ein Review in Schriftform angefertigt habe, aber ich hatte euch ja gesagt, dass dies zu besonderen Releases auch in Zukunft durchaus der Fall sein würde. Nun, ANHEIM mit "Die Welt die wir begruben" ist so ein Anlass.
Immerhin kenne ich die Band seit ihrer Gründung 2020, habe bereits mit den Jungs die Bühne geteilt und nun auch mehr als 80 Podcastfolgen mit ANHEIM-Bassist Raspad alias Andi aufgenommen. Da ist es natürlich schwer neutral zu bleiben und ich kann verstehen, wenn man mir hier Befangenheit vorwirft. Allerdings kann ich gar nicht anders als einfach das niederzuschreiben, was mir durch den Kopf geht, wenn ich die Musik höre. Von daher werde ich hier weder Bonuspunkte verteilen noch der Band ein, zwei Punkte abziehen nur um neutraler zu wirken. Das würde dem zweiten Full-Length-Album "Die Welt die wir begruben" auch gar nicht gerecht werden. Denn nehmen wir diesen Punkt schon einmal vorneweg: es ist ein verdammt großartiges Album geworden. Die sechs Titel, die sich auf 41 Minuten Spielzeit verteilen gehen allesamt ausgezeichnet ins Ohr und spiegeln die Entwicklung der Band da, die rastlos immer weiter nach vorne strebt.
Der Dreher wird von 'Galgenbaum' eröffnet, der ohne Umschweife direkt aufs Fressbrett gibt und zeigt, dass das "Melodic Black Metal"-Label bei der Band nur noch bedingt passt. Beim zweiten Titel 'Roter Staub' bin ich etwas unsicher ob es nicht der bessere Opener gewesen wäre, da dieser Track ein sehr ausladendes Intro hat und mit seiner düster-obskuren Stimmung die Tonalität der Platte perfekt setzt. Bei 'Ascherein' bin ich dann vollends davon überzeugt, dass Andi in seiner Vergangenheit viel DARK FORTRESS gehört hat, denn solch voluminöse Klangaufbauten, die niemals überladen wirken, weil sie eine klare Struktur haben und die Härte stets nicht zu kurz kommt, lassen mich zwangsläufig an die Kollegen aus dem Freistaat denken. Allerdings wäre auch IMPERIUM DEKADENZ oder alte SECRETS OF THE MOON Referenzen, die mir in den Sinn kommen, wenn ich mir die erhabenen Gitarren von 'Sonnenseher' so anhöre. Lasst mich aber dazu sagen, dass diese Vergleiche immer nur einzelne Elemente oder Anflüge von Klangfarben betreffen. Denn dieses Album hat so viele Facetten, dass es mir schwindelig wird. Wenn sie wollen können sie auch traditionelle Black-Metal-Riffs raushauen und machen dabei eine sehr gute Figur, was vor allem für 'Silbernes Haar', meinen persönlichen Lieblingssong der Platte, gilt. Der braucht zwar etwas um die Gänge zu kommen, aber wenn nach etwas mehr als zweieinhalb Minuten die Bremsklötze entfernt werden und die Double-Bass loslegt, dann hat man eine Menge Spaß mit diesem Titel, der sich wiederum mit knapp acht Minuten reichlich Zeit nimmt, um einen ausladenden Spannungsbogen zu ziehen.
Das Album schließt mit dem Bonustrack 'Schwarzes Wetter' (Anmerkung: nachdem ich Andi gefragt habe, warum dies ein Bonustrack ist bekam ich die Antwort, das 'Schwarzes Wetter' bereits auf dem Album "Anihorim" vertreten war, aber man nie mit dem Song in der damaligen Form zufrieden war. Da er aber auch aktuell ein beliebter Live-Track ist, sei es vernünftig gewesen ihn nochmal neu in überarbeiteter Form einzuspielen und hier draufzupacken). Der gehört zu den härteren Nummern der Scheibe und ist je nach persönlicher Meinung vielleicht sogar der fieseste Giftzwerg auf der Tracklist.
Alles in allem bleibt es bei den einleitenden Worten: das Album ist großartig. "Die Welt die wir begruben" ist ohne Zweifel, das bisher stärkste Album der Band. Die Vocals von Andergrout fügen sich wunderbar ein und gefallen mir persönlich besser als der Gesang auf älteren Releases (auch wenn ANHEIM niemals schlechte Vocals gehabt hat). Es gibt hier keinen schwachen Song, keinen Kitsch oder unnötige Anbiederungen an niemanden. Ohne Freundschaftsbonus oder Nettigkeiten: die Scheibe sollte jeder, der mit Black Metal etwas anfangen kann gehört haben!
Das Album könnt ihr seit dem 04.07.2025 als CD bei Bandcamp abstauben. Die Vinyl soll laut Band später folgen.
9,5 von 10 Punkten
[Adrian]


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