Dienstag, 12. November 2019

Reingehört: Tensor "The Suicide Connection"

Eine vorneweg: In neun Monaten hat sich meine Meinung nicht geändert! TENSOR bleibt für mich Technical Thrash Metal. Der Nachfolger zu "The Collector" hat derweil sogar noch mehr progressive Heavy-Metal-Einflüsse. Das muss jedoch nichts schlechtes sein - wenn man zum Beispiel an die Spätwerke von Chuck Schuldiner denkt. Ob aber der zweite Output der Belgier "The Suicide Connection" dieser Referenz standhält klären wir im weiteren Verlauf.
Knapp ein Jahr ist es her, dass das Debüt erschienen ist und im direkten Vergleich merkt man (trotz all dem Gerede von Technik), dass hier immer noch eine Menge Death-Metal-Sprinkler vorhanden sind - dazu aber später mehr. Im
Herzen höre ich hier nämlich vorrangig (90s) KREATOR und CORONER heraus, was besonders der über jeden Zweifel erhabenen Arbeit an der Gitarre geschuldet ist. Pieter und Jeroen liefern sich hier einige krasse Duelle (wie bei 'The Gates Of Madness'), die auch dröge Hörer aufhorchen lassen. Es gibt aber auch Dämpfer. So kommt direkt im nächsten Song eine cleane Gesangspassage vor, die man in Zukunft unbedingt vermeiden sollte - denn es fehlt mir einfach der Druck und Leidenschaft, damit dieser Stilbruch funktioniert - es ist nur ein kurzer Schnipsel und damit nichts Dramatisches, aber das Ganze wirkt trotzdem wie ein Fremdkörper. Der kräftige und wütende Gesang steht Fronter Kenny Molly wiederum richtig gut zu Gesicht und verleiht dem Band Sound eine ganz eigene Note. Generell funktioniert TENSOR am besten, wenn sich die virtuosen Gitarrenschlachten mit den angepissten Vocals und dem Trommelfeuer der Schießbude zum einem stimmigen Gesamtbild vereinen. Im finalen 'Window Over Winters Past' kann man die Synthese am deutlichsten begutachten und wenn hier Kenny auch noch zeitweise die Growls auspackt, dann kommt tatsächlich die weiter oben angerissene Death-Metal-Stimmung auf.

Ich gebe es zu, zuerst wollte "The Suicide Connection" so gar nicht bei mir zünden, das lag aber vor allem daran, dass ich es nebenbei gehört habe - wenn man sich allerdings auf die Riff-Arbeit konzentriert und dem Song-Writing die Aufmerksamkeit zukommen lässt, das es verdient, dann zeigt sich die wahre Klasse von TENSOR. Abseits kleinerer Schönheitsfehler wie die etwas kratzige und unausgewogene Produktion bei 'Reflections', kann man diese EP jedem empfehlen, der entweder bereits den ersten Dreher der Flamen mochte oder sich generell gerne von technischem Metal herausfordern lässt. Kurzum, Du hast Mille und Chuck 1998 am härtesten abgefeiert? Dann machst Du mit diesem Release nichts falsch.
Noch dieses Jahr wird es diese EP, die auf jeden Fall ein besseres Artwork als ihr Vorgänger hat, auf die Menschheit losgelassen. Seid also gespannt und folgt dem Fünfer aus Ostflandern in den sozialen Netzwerken.

[Adrian]

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen