Donnerstag, 22. März 2018

Throwback Thursday: Totenmond "Fleischwald"

Mitte der 80er Jahre als Punkband WERMUT von S.P. Senz und Pazzer gegründet und 1990 umbenannt, treibt das süddeutsche Trio seitdem unter dem Banner TOTENMOND sein Unwesen in der mitteleuropäischen Musikszene. Ziemlich genau vor 20 Jahren war ein wichtiger Tag für die Schwaben, denn mit "Fleischwald" erschien ihr zweites Studioalbum, das inzwischen ein Klassiker der deutschsprachigen Krachs ist und definitiv einen Schulterblick verdient hat. 
Es gibt nicht viele Bands im Extreme Metal und Hardcore, die so herausstechen wie die drei Herren von TOTENMOND. Das Organ von Pazzer ist unverkennbar
und polarisiert bis heute. Entweder liebt man das heißere Gebell oder man hasst es wie die Pest. Auch das Song-Writing lässt sich nur schwer in eine Schublade stecken und "Fleischwald" bildet da keine Ausnahme. 'Tod und Niedergang' klingt nach Sludge, während 'Leichen der Liebe' einen industriellen Vibe besitzt. Wenn man aber nach einem typischeren Sound der Band sucht, wird man spätestens bei 'Dekadenz 98' fündig - hier regiert der angeschwärzte Kreissägen-Death-Metal, der von wütenden Shouts nach vorne gepeitscht wird, die wiederum mit jeder Menge Gesellschaftskritik gefüllt sind. Das Sperrfeuer-Drumming, die verwaschenen Riffs und der martialische Artwork-Style mit antiquiertem Schriftzug lassen zwar auch Vergleiche mit Black-Metal-Kapellen zu (zumindest ging es mir so als ich die Band vor über 12 Jahren entdeckt habe), aber die Überschneidungen sind insgesamt nicht so groß wie man auf den ersten Blick meinen mag. Besonders 'Der Misanthrop' ist ein gutes Beispiel dafür, dass die extremen Wurzeln der Jungs vor allem im Old-School Death Metal und Old-School Grindcore zu finden sind. 

Auch wenn "Fleischwald" etwas behäbig losgeht, darf man sich nicht täuschen lassen. Die Qualität des Drehers steigt mit jedem Song exponentiell an und kollabiert am Ende in einem regelrechten Schlachtfest namens 'Das Beil Und der Vater', um im Rauswerfer 'Rauhbau' wieder eine Vollbremsung zu machen und mit einem bogenschlagenden Hidden Track (gibt es das überhaupt heute noch?) zu schließen. TOTENMOND ist unkonventionell, abgedreht und unbequem, aber in jedem Fall eine der wichtigsten Kapellen im deutschen Metal- und Punk-Bereich, ohne die es deutlich langweiliger und farbloser wäre.
In diesem Sinne alles alles Gute zum 20. Wiegenfest von "Fleischwald" und auf noch viele rotzige Alben aus dem Süden!
Am 23.03.1998 erschien das Zweitwerk von TOTENMOND bei Massacre Records.

[Adrian]

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