Montag, 9. Oktober 2017

Reingehört: Trauma "Comedy Is Over"

Bands mit dem Namen TRAUMA gibt es viele im metallischen Kosmos (zwölf laut Metal-Archives.com), aber nur eine davon stammt aus Polen und spielt seit fast 30 Jahren Death Metal.  Nichtsdestotrotz war mir der Name bisher nicht geläufig und auch dass das 96er Album "Comedy Is Over" ein Meilenstein des polnischen Death Metal gewesen sein soll, ist mir neu (auch wenn dies der beiliegende Waschzettel ganz stolz verkündet). Was der Dreher wirklich kann, habe ich für euch überprüft.
Zuerst aber ein bisschen Hintergrund zu Band selbst: Die Polen von TRAUMA haben sich 1988 unter dem Namen THANATOS gegründet, um sich 1992 in DETOX MANSION umzubenennen, was aber nicht lange hielt und man sich noch
im gleichen Jahr den finalen Banner TRAUMA zugelegt hat. Seitdem hat man es auf sieben Studioalben sowie einige Demos, Splits und EPs  gebracht. Die erste Langrille war dann das besagte "Comedy Is Over" , das man noch stilecht auf Magnetband veröffentlichte (mit einem echt hässlichen Artwork - was man zum Glück beim Re-Issue ersetzt hat). Laut Promotext war das Debüt seiner Zeit weit voraus, musikalisch visionär, mutig und weist ungewöhnliche Lyrics auf. Böse Zungen würden behaupten, dass dies alles freundliche Umschreibungen für "erfolglos" sind, aber selbst wenn dem so ist, muss das nichts heißen. Vielleicht handelt es sich hier um eine versteckte Perle des Untergrunds. Wer weiß? 
Nach dem ersten Durchlauf wird aber klar: ein verkannte Ikone ist das Album nicht - das wäre dann doch etwas zu viel der Ehre - aber das Debüt der Elbinger hat dennoch seine Höhepunkte.  Besonders die Riff-Akrobatik macht eine Menge Spaß, und verfällt nie in diesen ekelhaften Frickel-Sound, den man viel zu oft bei Tech-Bands vorgesetzt bekommt. Dazwischen ist aber auch recht viel Standard-Song-Writing, das zwar rhythmisch gut ins Ohr geht, aber nun wirklich keinen Paradigmenwechsel ausgelöst haben dürfte (gerade 1996 als der Death Metal als völlig übersättigt empfunden wurde). Das sage ich allerdings auch deswegen dazu, weil der Beipackzettel so große Töne gespukt hat. 
Unabhängig davon ist "The Comedy Is Over" nämlich ein wirklich interessantes Werk mit tollen Gitarren, eingängigen Melodien und technisch-versierten Musikern sowie garstigen Grunts und Screams. TRAUMA kam Mitte 1996 einfach etwas zu spät mit diesem Album um die Ecke und hatte den großen Death-Metal-Hype bereits verpasst. Ob ihnen das gleiche Schicksal 2017 auch wieder blüht, wäre wirklich schade. Denn diese facettenreiche Mischung verdient definitiv mehr Beachtung - vor allem da das Re-Master einen wirklich guten Klang hat. Außerdem gibt es mit 'Perfection' einen soliden Bonus-Track, was Fans der Truppe besonders freuen dürfte.
Der Re-Release steht seit 22. September 2017 bei Deformeathing Production zur Abholung bereit.

[Adrian]

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