Samstag, 3. Juni 2017

CD-Review: The Wholls (self-titled)

Da war ich doch ein wenig verwundert, als ich das Debüt von THE WHOLLS aus dem Briefkasten ziehen durfte. Irgendwie sind wir auf dem Postverteiler von Sony Music gelandet und das obwohl wir immer betonen, dass wir (eigentlich) nur den musikalischen Underground betreuen möchten. Ist es also schon Kommerz eine Major-Label-Einsendung besprechen? 
Im Falle von THE WHOLLS kann man diese Frage leicht verneinen. Denn die
Jungs aus Bedford haben weder sechsstellige Zahlen an Social-Media-Abonnenten oder spielen sie in großen Clubs. Musikalisch macht man mir die Bewertung dennoch schwer, denn die Engländer spielen eine Mischung aus Indie und Alternative Rock, mit der ich mich so gar nicht identifizieren kann (Säuselvocals und Quäkstimme kann ich nämlich so gar nicht packen). Die Riffs sind die meiste Zeit über tiefenentspannt und erzeugen einen gewissen Groove (wie bei 'Going Down') oder gehen Richtung Funk (siehe 'X21'). Allerdings geht mir dieser permanente Pop-Appeal, der sich durch fast alle Stücke zieht, ziemlich auf die Nerven. Die Gitarren sind zu weich produziert und das Song-Writing ist viel zu brav. Auch ein Track mit Potential wie 'Take Jimi' zieht sich immer wieder selbst die Zähne und nutzt das eingängige Main-Riff in einem wenig nachvollziehbaren Ausmaß, um stattdessen mit überflüssigen Zwischenspielen zu langweilen. 

Auch wenn ich wahrscheinlich nicht die Zielgruppe für diesen radio-tauglichen Rock bin, kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Scheibe große Wellen schlägt. Ein paar verzerrte Gitarren, poppige Melodien und eine knarzende (wenn auch markante) Männerstimme findet an fast jeder Universitätssteckdose. Mit diesem Konzept Staub aufzuwirbeln ist nicht einfach. Ich gestehe THE WHOLLS einige gute Ansätze, Rhythmen und Melodien zu, aber alles in allem zieht ihr selbst-betiteltes Album zu unspektakulär am Hörer vorbei und ist einfach nicht straight-forward genug. Man tut nicht weh, aber fällt eben auch nicht auf. Im Grunde ist diese Scheibe eine Blaupause für Mittelmäßigkeit.
Seit dem 19.05.2017 gibt es die Platte in allen bekannten Formaten bei Sony Music.

5 von 10 Punkten

[Adrian]

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