Freitag, 14. April 2017

Live-Review: Decrepid und Wound im ExZess Frankfurt

Gestern war mal wieder Gründonnerstag  in Hessen - und damit auch der einzige Tag an dem man während Ostern in Hessen auf ein Konzert gehen kann. Denn die theokratische Landesregierung in Wiesbaden fühlt sich jedes Jahr aufs Neue aus mittelalterlichen Gründen heraus dazu berufen allen Bürgern die spärlichen Feiertage mit einem überflüssigen Tanzverbot vermiesen zu müssen. Sei's drum! Im Frankfurter ExZess wurde dafür mit DECREPID und WOUND eine leckere Schlachtplatte gereicht, die den Einstieg in das lange Wochenende gebührend eingeläutet hat.
Decrepid (Foto: Adrian)

Das ExZess wurde mir im Vorfeld schon als "abgeranzter Punkschuppen" schmackhaft gemacht und es wurde tatsächlich nicht untertrieben. Der Konzertkeller in Frankfurt-Bockenheim ist im Grunde ein Rohbau. Dadurch entsteht aber gleichzeitig auch ein rustikaler Undergound-Charme, der zum rotzigen Death Metal passt, der heute auf dem Programm steht. Trotz der Befürchtung einiger Besucher, die bereits zuvor im ExZess waren und wissen wie spät es hier manchmal losgeht, bleibt man heute im Zeitplan. Um zehn Uhr begibt sich die erste Band auf die Bühne und auch wenn man erwartet hätte, dass die internationalen Gäste von DECREPID heute als Headliner auftreten, eröffnen die Briten den Abend. Das Quartett prügelt sich etwa 45 Minuten lang durch die Setlist, die mit 'Goats Blood' oder 'Purgatory' echte Nackenbrecher zu bieten hat. Ein Sound irgendwo zwischen BENEDICTION, GRAVE und DEVOURMENT sorgt bei den anwesenden Gäste für zufriedenes Kopfnicken und ausgiebiges Headbanging in den vorderen Reihen. Stimmlich liefert Fronter Cris heute mehr Grunts und Growls als Screams - was nach einem halben Dutzend Gigs innerhalb der letzten Woche auch nachvollziehbar ist. Gut gelaunt und spielfreudig sind die Briten aber allemal - auch wenn man sich nur selten ans Publikum direkt wendet. Irgendwann in der Mitte des Sets bedankt sich der wuschelhaarige Sänger bei allen Beteiligten fürs kommen und für den Support des Death Metal Undergrounds, aber das war es dann auch schon mit Nettigkeiten. Nach einer Dreiviertelstunde ist nämlich einfach Schluss - ohne dass dies vorher angekündigt wurde. Spaß hat der Gig dennoch gemacht und DECREPID hat sicherlich einige neue Fans gewinnen können.
Wound (Foto: Adrian)
Die Hessen von WOUND sind bei weiten Teilen des Publikums bereits bekannt, weswegen die spätere Position sicherlich verdient ist. Denn Anfang bildet 'Kindom Of Deceit' von der gemeinsamen 2014er Split mit OBSCURE INFINITY und weiter geht es mit vielen neuen Songs vom aktuellen Album "Engrained", das ihr euch zulegen solltet falls ihr dies noch nicht getan habt. 'Carrion', 'Thy Wrath And Fire' und 'Of Non Serviam' fügen sich perfekt ins Set der Band ein - auch wenn sie (leider) nicht mehr ganz zo punkig sind wie die Lieder der ersten Platte, die ich besonders abfeier. 'Forever Denial' oder 'Echoes' sind und bleiben echte Killer, die immer funktionieren. Wobei der Sound bei WOUND heute wirklich nicht der beste ist. Sörens Gitarre hört man erst zu wenig, später gar nicht und nachdem sogar zwischenzeitlich wegen Verstärkerproblemen unterbrochen werden muss, rauscht die Technik am Ende von 'Forever Denial' komplett ab - womit der letzte Song 'Engrained' komplett entfallen muss. Kein schöner Abschluss für die Gig-Reihe, die man in den letzten Tagen gespielt hat. Entsprechend enttäuscht und genervt bauen die Wiesbadener ihr Equipment ab. An den Jungs hat es nämlich nicht gelegen, die haben sich wie immer mächtig ins Zeug gelegt und vor allem Fronter Schettler hat ein Organ mit dem man ganze Gebirge zum Einsturz bringen könnte.  


Insgesamt war es dennoch ein toller Abend in einem wirklich exzentrischen Schuppen, der zwar nicht barrierefrei ist (beim besten Willen nicht - die Treppe ist eine Todesfalle für Betrunkene) aber dafür Unisex-Toiletten hat (ähm - yeah?). Das Ambiente wiederum ist die perfekte Kulisse für modrigen Metal alter Schule, den man bei einem Bier für schmale zwei Euro wunderbar genießen kann.

[Adrian]

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