Sonntag, 4. Dezember 2016

Live-Review: Sloth King & Undiluted im Second Home


Wie bereits angekündigt, darf das Second Home in Runkel-Ennerich, die urige Kult-Kneipe nahe Limburg, nach jahrelangen Diskussionen endlich monatlich Konzerte veranstalten. Aus Rücksicht auf die Anwohner muss zwar um 22 Uhr der Stecker gezogen werden. Allerdings bietet das genug Zeit um pro Monat zwei Bands auf die Bühne zu führen. Kurz vor dem zweiten Advent sorgen mit UNDILUTED und SLOTH KING zwei energiegeladene Doom-Truppen für einen bleischweren Auftakt.
Sloth King (Foto: Adrian)
Als ich gegen halb Acht an der metallischen Taverne eintreffe, sind die Musiker noch entspannt am aufbauen und die Menge der Zuschauer noch überschaubar. Was allerdings direkt ins Auge fällt, ist die Tatsache, dass man eine neue Lichttraverse installiert hat und man nun eine deutlich bessere Lightshow bieten kann als bei den bisher nur jährlichen ausgetragenen Konzerten. Als kurz nach 20 Uhr die Rheingauer von SLOTH KING mit ihrem Set loslegen, hat sich eine ordentliche Ladung Besucher vor der Bühne eingefunden. Die Atmosphäre ist düster und durch die aufgestellten Kerzenständer geradezu sakral. Die angesprochenen Lichter werden sparsam eingesetzt und erzeugen eine schummrige Stimmung, während die Wiesbadener eine mehr als amtliche Show abliefern. Der Sound ist drückend, emotional und schwankt zwischen brachialer Romantik und extrem-metallischer Härte. Während viele andere Doom-Bands zu monoton und eintönig vor sich hin wabern und man so nach wenigen Minuten bereits abschaltet, bleibt man hier durch wechselnde Tempi und gelungene Spannungsbögen stets angefixt. An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal lobend Frontmann G erwähnen (Name der Redaktion bekannt). Er ist nicht nur ein unheimlich ausdrucksstarker und authentischer Sänger, der eine gelungene Performance zwischen Hass und Leiden hinlegt, er ist auch ein beeindruckend variabler Sänger, der sowohl Growls als auch Screams ausgesprochen gut intonieren kann und gleichzeitig auch eine wunderbare Clean-Stimme hat. Völlig zu Recht, verlangen deswegen auch am Ende nicht wenige Zuschauer nach mehr, aber aufgrund des Zeitdrucks geht es direkt mit dem Umbau für UNDILUTED weiter. Die Lokalmatadore sind inzwischen zu fünft unterwegs. Damit Frontmann Hanzi sich vollkommen auf den Gesang konzentrieren kann,
Undiluted (Foto: Adrian)
unterstützt Tobi von DECEIVER die traditionellen Doomer. Ich persönlich sehe das Quintett in dieser Konstellation zum ersten Mal und bin sehr positiv überrascht davon, was für einen Unterschied es macht, wenn der Sänger die Hände frei hat. Der wie immer militärisch-uniformierte Frontkämpfer Hanzi kann jetzt viel mehr Ausdruck in seinen Gesang und sein Stage-Acting legen, was der Atmosphäre an sich wirklich gut tut. Musikalisch drückt man einen ultra-schweren Sound aus den Boxen, der mit einem entfernt an TYPE-O-NEGATIVE-erinnernden Gesang verschmolzen wird. Die einzelnen Tracks sind trotz aller Heaviness sehr harmonisch und versprühen geradezu verträumte Vibes. Wie es sich für eine Kapelle aus der näheren Umgebung gehört, feiern viele Freunde und Unterstützer die fünf Mannen mit ordentlich Nackengymnastik ab. Am Ende gibt es auch ein dickes Lob von Wirtin Anja, die auf die Bühne kommt um sich direkt bei den Musikanten und dem Publikum zu bedanken. Auch SLOTH KING holt man für ein Erinnerungsfoto auf die Stage, was diesen Abend perfekt abrundet.
Der Auftakt ist geglückt - Super Bands und ein wirklich ausgewogener Klang im Ennericher Second Home sorgen für viele glückliche Gesichter, die nach Ende des Live-Programms noch lange in der Kneipe verweilen und sich bei Musik aus der Konserve noch das eine oder andere Kaltgetränk genehmigen. Die Vorfreude auf den nächsten nächsten Live-Termin in dieser metallischen Heimstätte ist schon jetzt geweckt.

[Adrian]

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