Wie aufmerksame Leser wissen, waren wir vor einigen Monaten in Irland und haben die dortige Death-Metal-Szene ausgetestet. Die grüne Insel im Atlantik hat einiges zu bieten, wenn es um harten und rotzigen Metal geht. Ein Ausläufer der aktuellen Death-Metal-Welle des Eilands ist die noch sehr frische Formation INDOMINUS. Gerade im Januar diesen Jahres gegründet, kommen die Ulsterman aktuell mit ihrer Debüt-EP "Legion Within" um die Ecke, die sie über das Christen-Metal-Label Roxx Records vertreiben.
Das ruft bei vielen erfahrenen Todesmetallern Assoziationen mit den Aussies von MORTIFICATION in Erinnerung. Allerdings gibt es bei INDOMINUS direkt keine Anzeichen dafür - dass das Konzept besonders religiös wäre. Zugegeben, bei Metal-Archives gibt man unter lyrischen Themen unter anderem auch "Religion" an - aber das kann ja vieles bedeuten (auch Schwarzheimer singen über Religion - nur eben in den meisten Fällen nicht sehr positiv). Hier hingegen kann man nur schwer ausmachen, um was es inhaltlich geht. Auch wenn die Grunts nicht die unverständlichsten Laute sind, die man je im Death Metal gehört hat, kann ich persönlich keine Texte heraushören. Nur die Klangfarbe lässt sich einordnen und die liegt irgendwo zwischen AT THE GATES, HEAVEN SHALL BURN und BLACK DAHLIA MURDER. Rhythmisch und instrumentell legt man sich auch nur ungerne fest und versucht durch die gesamte Bandbreite des extremen Metals zu führen. Der Opener 'Leeches' steht so vor allem für brutalen und teilweise auch technischen Todesstahl, während 'Shadow' zum Teil düster-symphonisch erscheint (NOCTURNUS lässt grüßen), 'Fragile Existence' teils okkulte Züge annimmt und der abschließende Titeltrack wiederum die dicken Slams und Melo-Death-Harmonien auspackt.
Insgesamt ist das ein ganz schön wildes Potpourri. "Legion Within" sieht es gar nicht ein sich festzulegen und wildert in allen Bereichen, wo es sich gerade wohlfühlt. Diese Freiheit sei INDOMINUS zugestanden - denn wie eingangs erwähnt ist die Band gerade einmal neun Monate alt. Bei einem vollwertigen Album wäre dann aber doch etwas mehr Struktur erwünscht und ein stringenteres Song-Writing angebracht, das Dramaturgie und musikalische Gewaltausbrüche ziel-genauer auf den Punkt bringt. Mit einer sehr guten Sechssaiterabteilung hat man eine Menge Potenzial innerhalb der Gruppe, das schon jetzt für starke Riffs und Solis sorgt. Interessant wird auch sein, ob sich die Nord-Iren künftig stärker im religiösen Kosmos bewegen werden. Denn was wir bisher nicht erwähnt haben, ist dass vier von fünf Mitgliedern zuvor bei einer anderen Gruppe gespielt haben und diese war sehr wohl eine christliche Melo-Death-Band gewesen. Für wenn also Religion im Metal ein Tabu ist, sollte Vorsicht walten lassen. Wem hingegen Gott und allzu striktes Schubladen-Denken egal sind, sollte zumindest mal ein Ohr riskieren. Allerdings ist eine Präferenz zu modernen und technischen Metal-Stilen bei diesem Release sicherlich von Vorteil.
Seit 2. September kann man diese Gabe des Herren via Roxx Records empfangen. Amen!
[Adrian]
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