Black Metal ist eine sehr vielfältige Spielart - wenn nicht sogar das abwechslungsreichste Sub-Genre der metallischen Musikkultur. Egal ob Post Rock, Folk oder auch Ambient -es gibt kaum ein Genre, das nicht schon mal mit mit der extremen Metal-Spielweise gekreuzt wurde. Da sollte es kaum überraschen, dass es innerhalb der letzten Jahre auch der Hard- und Crustcore in den Farbkasten des Genres geschafft haben. Ein solcher Schwarzheimer-Hybrid ist beispielsweise ANCST aus Berlin (regelmäßige Totgehört-Leser kennen die Jungs bereits). Mit "Moloch" ist nun, nach einer ganzen Armee von EPs und Splits, das erste richtige Full-Length der nunmehr fünfjährigen Bandgeschichte erschienen.
Der Auftakt ist deftig. Wie gewohnt bricht eine fette Soundwand über dem Hörer
herein, die dichten Gitarren und stürmischen Drums harmonieren herrlich mit den Shouts von Sänger Torsten. Es ist stellenweise nicht mal so einfach zu sagen, wo der Black Metal und der Crustcore jeweils anfangen beziehungsweise aufhören - so stimmig greifen bei Zutaten ineinander. Beide Seiten existieren dabei aber nicht nebeneinander sondern verschmelzen zu einer Einheit. Inhaltlich steht man allerdings eindeutig der HC-Punk-Szene nahe und kümmert sich um soziale Probleme und Kapitalismuskritik - wofür der Black Metal ja normalerweise nicht bekannt ist (zumindest nicht offensiv). Dafür erhält man wiederum bei Tracks wie 'Human Hive' oder 'No More Words' eine Gitarrenschlacht nach der anderen, wie man sie in Core-Gefilden sonst auch nicht gewohnt ist. Hier profitiert man von der Power des Black Metals und seiner Fähigkeit auch äußert martialische Härtegrade in eine ausdrucksstarke und wenn nötig sogar emotionale Richtung zu kanalisieren. Wenn die Hauptstädtler wollen können sie aber auch einfach auf die Fresse hauen und liefern mit 'Lys' einen Rauswerfer, der zeigt wie viel schwarze Urgewalt dieser Truppe innewohnt.
Wer nach zehn Titeln immer noch nicht genug hat, kann sich auch die CD-Version von Yehonala Tapes zulegen, die für schmales Gelg neben dem eigentlichen Album "Moloch" auch die Compilation "In Turmoil" enthält. Hier gibt es dann noch einmal 13 Songs aus der Anfangsphase der Band obendrauf. Damit kommt man dann auch auf eine finale Spielzeit von etwa 80 Minuten - damit wird die Laufzeit einer herkömmlichen CD fast vollständig ausgereizt.
Alles in allem setzen die vier Herren von ANCST auf "Moloch" ihren straighten Weg fort und verbinden mal wieder auf ansprechende Weise Black Metal mit Crustcore. Mal übelst schnell, mal betont entschleunigt - mal wütend wie ein Pitbull, mal einfühlsam wie ein Wattestäbchen: die Band überzeugt in allen genannten Disziplinen. Wer also offen für neue Einflüsse im Black-Metal-Kosmos ist und kein Problem mit Core-Anleihen hat, der ist hier genau richtig. Umgekehrt sollte es HC-Fans relativ leicht fallen hiermit warm zu werden - gerade weil sie sich stimmlich und textlich recht deutlich wiederfinden werden.
Seit 25.März gibt es den Dreher als digitalen Download bei Bandcamp, aber auch bei verschiedenen Labels als CD, LP oder auch als Tape.
8 von 10 Punkten
[Adrian]
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