"Adrian schreibst Du über den Abend?", wurde ich Sonntag auf dem Spring Attack in Limburg gefragt. "Ich denke nicht", habe ich noch geantwortet und mir noch in diesem Augenblick überlegt, es doch zu tun. So korrigierte ich mich umgehend auf "mal sehen" und "vielleicht". Dass ich mich tatsächlich nicht zurückhalten konnte, merkt ihr bereits an dem Titel dieses Beitrags. Also viel Spaß mit unserem Bericht aus dem Limburger Kakadu, das am Ostersonntag von vier starken Kapellen heimgesucht wurde.
Kurz nach acht Uhr am Abend erreiche ich das alte Kalkwerk und es beginnt dunkel zu werden. Die ersten Zuschauer sind auch schon vor Ort und scharen sich um das Lagerfeuer vorm Venue, das traditionell immer mal wieder bei solchen Events angeheizt wird.
Der andere Yannick von Reckless Rodeo |
Gegen halb neun ist RECKLESS RODEO noch mit dem Soundcheck beschäftigt und wirklich viel ist auch noch nicht los in den ehrwürdigen Hallen des Kakadu. Kurz bevor es um 21 Uhr losgeht, erscheint ein ganzer Schwung Hardcore Kids vor der Bühne und bevölkert vor allem den hinteren Bereich des Konzertsaals. In einem Feld, das sich etwa fünf Meter vor der Bühne befindet und sich quer durch die Halle zieht, herrscht gähnende Leere. Und die Besucher halten es respektvoll frei. Da sich hier die Akrobaten und Capoeira-Tänzer verausgaben. Wahlweise fliegen Fäuste, Beine oder gleich ganze Leiber quer durch den Raum. Das Versprechen, dass die Mosher aufpassen würden, nehmen die übrigen Besucher diesen jedoch nicht ab und bleiben auch bei ruhigen Passagen den vorderen Reihen fern. Umso besser für Sänger Yannic. Dieser nutzt den Freiraum und shoutet sich grunzenderweise auch vor der Bühne die Stimmbänder aus der Kehle, während von der Stage extrem-metallischer Deathcore mit vielen Brakdowns schallt. Mit voranschreitender Spielzeit werden die fünf
Jungs auch lockerer und sind ab der Mitte nicht mehr so hüftsteif wie zu Anfang. Gegen Ende hat sich dann auch eine etwas größere Menge zusammengefunden, die Tracks wie 'Changes' oder 'Pent-In-Hate' ihren Respekt erweisen. In Sachen Stimmung geht aber noch mehr. Noch scheint das Limburger Publikum etwas unterkühlt zu sein, aber das soll sich schon bald ändern.
Eine Plüschkuh auf der Bühne - ist halt so |
BURDEN OF GRIEF lässt sich Zeit mit dem Umbau. Das verschafft den Gästen im
Mike von Burden Of Grief |
Kakadu wiederum Zeit für ein paar Bier extra und die eine oder andere Kippe. Als es dann endlich weitergeht ist die kleine Halle deutlich besser gefüllt und mehr Zuschauer sind bereit ihre Birne zu schütteln. Zwar sind die Interaktionen des Publikums mit der Kapelle auch hier noch überschaubar, aber es geht voran. Ein Kleinwagen hätte zwar immer noch Platz vor der Stage, aber den Herren aus Kassel scheint es egal zu sein, ob überhaupt jemand vor der Bühne ist und reißen sich den Arsch ordentlich auf. Der Sound ist auch nicht schlecht und einem dezenten Hinweis aus dem Publikum (ein derbes "zu leise!") kommt man gerne nach. Die Lautstärke wird erhöht und kurz vor dem Ende stimmt dann auch die Chemie zwischen Band und Zuschauer. 'The Killer In Me' und 'Rise Like A Phoenix' sorgen für ordentlich Alarm und am Ende bestätigen die Nordhessen den starken Gesamteindruck, den man während des Gigs gewinnen konnte. Melodic Death Metal ist mit solchen Truppen auch 2016 noch ein Riesenspass.
Erneut eine längere Umbaupause und wieder
wird es etwas voller im alten Kalkwerk. Denn eine Band, die extra aus der Türkei kommt, um in Limburg zu spielen, ist nichts Alltägliches. SOUL SACRIFICE klingt auf Platte wie ein Jünger von SOILWORK, aber ist auf der Bühne wesentlich aggressiver und härter. Man könnte in manchen Momenten sogar glatt an KATAKLYSM denken. Denn auch wenn die Riffs in der Hauptsache eher melodisch sind. Sorgen die Gitarren-Kaskaden und die kräftigen Drums für den nötigen Arschtritt, der die Stimmung weiter antreibt. Das Beste kommt aber natürlich erst zum Schluss. Die Türken zocken zusammen mit Marius von BLOODSPOT, die Band die mit ihnen in den letzten Tagen auf Tour gewesen ist, zu Ehren von Lemmy das MOTÖRHEAD-Cover 'Ace Of Spades'. In einer martialischen, rauen und vor allem Death'n'Roll'esken Manier, die der bärtige und zottlige Sänger Özgür mit seinem tiefen Organ gebührend vertont.
Özgür von Soul Sacrifice |
Es ist voll, die Atmosphäre ist elektrisch und Headbanger belagern den Raum vor der Bühne. Alles untrügliche Anzeichen dafür, dass PRIPJAT, der Headliner des Abends, sein Thrash-Feuerwerk begonnen hat. Die Kölner haben sich innerhalb der letzten Jahre ordentlich gemausert und seit ihrem
letzten Besuch in Limburg einiges an Erfahrung dazugewonnen. Inzwischen agieren die Rheinländer wie ein internationaler Main-Act. Schnell wie DESTRUCTION, extrem wie eine junge Version von KREATOR und live souveräne Entertainer wie Angelripper und seine SODOM-Kollegen. Auch Hits hat man im Gepäck. Inzwischen sind die Sprechchöre richtig laut, wenn das Publikum aufgefordert wird 'Born To Hate' zu brüllen. Da lassen sich sogar ein paar Leute zum Stage diven hinreißen. Zugabenrufe sind da selbstverständlich und ein Nachschlag ist ebenso obligatorisch. Ein letztes Mal wird der harte Thrash abgefeiert und das Genick gequält, während man sich mit seinen Nebenmännern in den Armen liegt.
Pripjat |
Ein perfekter Abschluss für einen Abend, der sich ohne Spannungseinbruch durchweg gesteigert hat. Da bleibt nur zu hoffen, dass wir nicht noch einmal zwei Jahre auf ein Spring Attack warten müssen. Wenn es hilft, schreibe ich auch dann wieder gerne etwas darüber, denn Metal-Abende im Limburger Kalkwerk haben immer das Potenzial großartig zu werden. Deswegen mache ich hier noch einmal dezent Werbung für das nächste metallische Manöver am 23. April mit BLIZZEN, BATTLE X, DECEIVER und DISCREATION. Kommt vorbei und habt eine tolle Zeit! Es lohnt sich.
[Adrian]
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