Donnerstag, 5. November 2015

Throwback Thursday: Mantas "Death By Metal" & Death "Reign Of Terror"

Vor etwa vier Jahren habe ich als eine der letzten Aktionen auf meinem alten Blog anlässlich des zehnten Todestages von Chuck Schuldiner den Werdegang und die Diskographie von Evil Chuck sowie seinen Projekten unter die Lupe genommen. Im Rahmen des Throwback Thursdays werde ich euch jede Woche ein Kapitel präsentieren. Im Gegensatz zu den vielen anderen Verbrechen meiner alten getippten Verbrechen sind diese Texte tatsächlich lesenswert und spannend. Den Anfang machen die Demos "Reign Of Terror" und "Death By Metal" (ja, ich weiß, auch dieses Review habe ich bereits im letzten Jahr schon einmal wieder veröffentlicht, aber vollständigkeithalber fügen wir es auch hier noch mal ein).

Das Jahr 1984 war ein wichtiges Jahr für eine noch blutjunge  Death-Metal-Truppe aus dem Süden der USA, die gerade ihren Namen von MANTAS in DEATH geändert hatte und begann erste Rehearsals und Live-Aufnahmen auf Kassetten zu bannen.
Unter den verschiedenen Demos ist  die "Death By Metal" wohl die bekannteste, denn für einige Fanatiker in der Todesmetall-Szene hat sie selbiger ihren Namen gegeben (was aber wohl eine schmeichelhafte Übertreibung ist). Diese Demo erschien nach einer Veröffentlichung unter dem Namen MANTAS im September 1984 noch im gleichen Jahr unter dem Banner DEATH.
Allerdings hatte sich an der Ur-Besetzung zu diesem Zeitpunkt noch nichts verändert. Kam Lee hockt hinter der Schießbude und steuert die Vocals bei, während die Saitenfraktion von Rick Rozz und Evil Chuck gebildet wird. Trotzdem gibt es zwischen beiden Versionen einen kleinen Unterschied. Die ehemalige Bandhymne 'Mantas' wurde verworfen, wofür zwei neue Songs drauf gepackt wurden, von denen einer (gemeint ist das hammerharte 'Beyond The Unholy Grave') auch später auf das Album-Debüt "Scream Bloody Gore" wandern sollte.
Ein weiterer Song, den man auch später auf genau dieser Platte wiederfinden sollte, hört auf den Namen 'Evil Dead', der hier eine unbändige Gewalt entfesselt. Mit nicht mal 18 Jahren gehen zeigen die drei Kids aus Florida der Welt, wer die bis dato heftigste Musik zu bieten hat.

Re-Issue als DEATH:
Natürlich ist die Qualität unterirdisch im  Vergleich zu den Schuldiners späteren Studioalben, aber hebt sich im direkten Vergleich mit dem damaligen Szene-Standard ab (Merke: damals konnte noch nicht jeder seinen PC zu einem Aufnahmestudio aufmotzen).
Deswegen ist es einfach bewundernswert wie man es mit so primitiven Mitteln schaffen kann, in den Olymp des Extreme Metal aufzusteigen. Hier überzeugt eindeutig die Hingabe und die Begeisterung der beteiligten Musiker, die 1984 mit  viel jugendlichem Enthusiasmus all den geföhnten und geschminkten Halfords und Osbournes den akustischen Stinkefinger zeigen. 
Oder kurz: 100% Prozent authentisch und 200% kultig! 
Wer alle Alben von DEATH daheim hat und glaubt nichts Neues mehr hören zu können, sollte mal etwas im Internet stöbern, denn neben dem Original-Demo (das verständlicherweise ein Sammlerstück ist) kann man die Songs auch auf der Tribute-Bootleg "Zero Tolerance II" hören, die wir anderer Stelle genauer vorstellen werden.
Ein wichtiges Lebenszeichen von DEATH war auch die "Reign Of Terror"-Kassette, die 1984 in Tape-Trader-Kreisen die Runde machte. Die enthaltenen Songs sind ziemlich schrullig und haben einen knarzenden Garagen-Sound, die selbst Rumpel-Könige wie ARCHGOAT wie Prog-Musiker aussehen lassen.

Interessant ist außerdem, dass kein Song enthalten ist, der es später auf irgendein DEATH-Album geschafft hat. Einzig der Opener 'Corpsegrinder', der hier eher klingt wie eine VENOM-Tribute-Version, findet sich Jahre später auf Kam Lees MASSACRE-Langspieler "From Beyond" wieder. Hier allerdings bedient Lee noch das Schlagzeug und steuert hauptsächlich die Vocals bei, was übrigens fälschlicherweise von Metal-Archives unterschlagen wird. Seine Stimme klingt in dieser frühen Phasen aber noch sehr ungeschliffen und erinnern eher an Tom Angelripper, der den Mund voller Murmeln hat.
Eine witzige Idee ist das eingeschobene Instrumental, das nachträglich den Namen 'Zombie Attack" bekommen hat und wirklich stark an HELLHAMMER erinnert.
Mantas (1984: v. links, Rick Rozz,
Kam Lee, Evil Chuck)
Im weiteren Verlauf bleibt aber in erster Linie VENOM die Quelle der Inspiration. Allein schon ein Titel wie 'Witch Of Hell' zeigt an, woher die drei Teenager ihre Ideen hernahmen. Aber auch das Riffing beweist eine tiefe Verwurzelung im Black Metal der ersten Welle. Getreu dem Motto „Schneller, böser und extremer“ standen DEATH an vorderster Extremisten-Front und legten mit diesem Tape einen gemeinen Batzen vor, der aber für die musikalische Entwicklung von Evil Chuck nicht lebenswichtig werden sollte. Während sein Kumpel Kam völlig begeistert von Horror- und Gore-Thematiken war (und wohl auch noch ist), ging Schuldiner später in eine andere Richtung. Das mündete bekanntlich darin, dass sich die Wege der drei zwangsläufig trennen mussten und Kam Lee seine musikalischen Vorstellungen hauptsächlich bei seiner eigenen Band MASSACRE auslebte, während Chuck in ständig wechselnder Besetzung mit DEATH weitermachte.
Alles in allem ist "Reign Of Terror"deswegen auch eher als MASSACRE-Prototyp anzusehen als DIE essentielle DEATH-Veröffentlichung. Nichtsdestotrotz ist dieses Tape die erste Duftmarke, die Chuck, Kam und Rick als DEATH gesetzt haben, und verdient sich so ihren Platz im Metal-Universum.

[Adrian] 

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